Eine Art Sommer im November - aber nicht überall

Wie bitte? 20 Grad noch diese Woche?!?

von Oliver Scheel

Herbstwetter Hamburg
Sonne und draußen sitzen: Das wird diese Woche regional möglich.

Es klingt kurios und es ist auch ein bisschen verrückt: Aber die 20 Grad klopfen noch einmal an. Ab Mitte der Woche strömt an der Vorderseite eines kräftigen Atlantiktiefs sehr warme Luft zu uns mit Höchstwerten bis 20 Grad, örtlich vielleicht sogar mehr. Und das sollten wir genießen. Zum Wochenende wird es von Norden nämlich wahrscheinlich wechselhafter und spürbar kühler. Je nach Modell könnte im Bergland sogar der Winter anklopfen.

Ernsthaft jetzt? 20 Grad noch diese Woche

Der November war bisher viel zu warm. Und er legt noch eine Schippe drauf. Es wird nun Schritt für Schritt wärmer und am Donnerstag knacken wir dann höchstwahrscheinlich die 20 Grad. Die Strömung kommt nämlich von Süden und am Nordrand der Berge wird es dann mit Sonne richtig warm. Mit 20 oder 21 Grad würden wir für Mitte November - wir nennen die Tage vom 11. bis 20. November die zweite Novemberdekade - schon in Richtung Temperaturrekorde gehen.

So wie es derzeit aussieht, sind regional Rekordwerte nicht ausgeschlossen, aber den absoluten Höchstwert vom 16.11.2002 werden wir eher nicht kassieren. Damals war es bei Föhn nördlich der Alpen sehr, sehr warm: Rosenheim erreichte 23,1 Grad. „Kommt ein Mini-Föhn dazu, wären wir im Bereich um 23 Grad und damit in Reichweite des Dekadenrekords für Mitte November. Auch am Rand des Schwarzwaldes könnte das passieren”, schätzt unser Meteorologe Paul Heger beim Blick in die Modelle ein und legt sich schon mal ein T-Shirt bereit für den kurzen „November-Sommer”.

Wird der Nebel zum Spielverderber?

Dem Traumwetter mitten im November könnte allerdings der Nebel in die Suppe spucken. Denn es wird ziemlich windstill und das bedeutet, Nebel und Hochnebel haben außer der Sonne keine starken Gegner. Im Nebel bleibt es dann natürlich herbstlich kalt.

Apropos herbstlich kalt: Die warmen Tage (wahrscheinlich Mittwoch bis Freitag) bleiben auf den Süden bzw. die Regionen nördlich der Mittelgebirge begrenzt. In Schleswig-Holstein sind wir von 20 Grad weit entfernt. Da könnte sogar schon bei 9 Grad Schluss sein, denn der Norden Deutschlands liegt im Einflussbereich der Tiefdruckgebiete, die über Skandinavien ziehen. Die 20 Grad bleiben also regional begrenzt.

Der Fahrplan in die 20 Grad

Okay, aber wie es denn der genaue Fahrplan? Am Mittwoch sehen wir einen Temperaturanstieg auf bis zu 17 Grad. Föhneffekte können in Schwarzwald, Eifel und Sauerland eine Rolle spielen. Das würde hohe Temperaturen für den Raum Freiburg, das Kinzigtal, das Ruhrgebiet sowie die Jülicher und Zülpicher Börde bedeuten. Am Donnerstag kommt dann wohl das Temperaturmaximum: Nach Nebelauflösung gibt es viel Sonne vom Schwarzwald bis zum Chiemsee, dazu T-Shirt-Wetter bei 20/21 Grad und vielleicht sogar eine Spur mehr.

Kippt das Spiel am Wochenende Richtung Winter?

Zum kommenden Wochenende tut sich aber was in der Wetterküche: Im Seegebiet vor Grönland baut sich ein Hochdruckgebiet auf und ein Tief zieht in den Norden Skandinaviens. Zumindest für Norddeutschland kehrt sich die Windrichtung am Freitag um und aus nördlichen Gefilden wird kalte Luft herangeführt. Über der Nordhälfte kann sich eine Luftmassengrenze aufbauen. Das heißt: An der Luftmassengrenze kann es dann stark regnen. Nördlich davon ist es herbstlich kalt, südlich davon kann es noch einmal bis zu 20 Grad warm werden.

Wie es am Wochenende weitergeht, ist völlig offen. Die kalte Luft könnte bis zu den Alpen durchziehen und auf dem Weg dahin vor allem in den Mittelgebirgen Schnee bringen. Dann würde sie unter Hochdruckeinfluss geraten. Das würde - bevor der Schnee wieder taut - ein paar tolle Fotos mit Sonne und Schnee geben. Es sind aber zahlreiche andere Szenarien in der Lotterie.

Verwendete Quellen: wetter.de