Eisiger Fremder aus den Tiefen des Alls
3I/ATLAS – interstellarer Himmelskörper überrascht mit ungewöhnlicher Chemie

Erst ʻOumuamua, dann Borisov – und nun 3I/ATLAS: Der dritte interstellare Besucher gibt Astronomen einzigartige Einblicke. Während in sozialen Netzwerken über Aliens spekuliert wurde, liefern NASA-Daten eine klare Antwort: ein ungewöhnlicher Komet mit überraschender Zusammensetzung.
Ein Fremder im Sonnensystem
Im Juli 2025 entdeckte das ATLAS-Teleskop in Chile einen Himmelskörper, der nicht von unserer Sonne stammt. 3I/ATLAS zieht auf einer offenen, hyperbolischen Bahn durchs Sonnensystem – er kommt aus den Tiefen des interstellaren Raums und wird es nach seinem kurzen Besuch wieder verlassen. Messungen mit dem James-Webb-Weltraumteleskop zeigen schon jetzt: Seine Gaszusammensetzung unterscheidet sich deutlich von der bekannter Kometen.
Chemie, die auffällt

Eine Forschungsgruppe um Martin A. Cordiner vom NASA Goddard Space Flight Center hat am 6. August 2025 Gase wie Wasserdampf, Kohlenmonoxid und Karbonylsulfid nachgewiesen. Besonders bemerkenswert ist jedoch der hohe Anteil an Kohlendioxid: Das Verhältnis von CO₂ zu H₂O ist eines der höchsten, das jemals bei einem Kometen gemessen wurde. Diese ungewöhnliche Mischung legt nahe, dass sich 3I/ATLAS in einer ganz anderen Umgebung gebildet hat als die meisten Kometen unseres Sonnensystems.
Aktiv schon in großer Distanz
Normalerweise zeigen Kometen ihre Aktivität erst, wenn sie näher an die Sonne gelangen und das Eis zu verdampfen beginnt. Doch 3I/ATLAS verhielt sich anders: Schon in über sechsfacher Erd-Sonnen-Distanz war er aktiv. Beobachtungen mit dem Weltraumteleskop TESS und dem SOAR-Observatorium in Chile belegen frühe Staubfreisetzungen. Auch das auffallend rötliche Spektrum weist darauf hin, dass dieser Komet andere Bestandteile enthält als die typischen Vertreter aus unserer kosmischen Nachbarschaft.
Kleiner Kern, große Hülle
SPHEREx-Messungen aus Mitte August 2025 deuten darauf hin, dass die sichtbare Staubhülle, die Koma, das Bild von 3I/ATLAS dominiert. Der eigentliche Kern dürfte deutlich kleiner sein als zunächst vermutet – vielleicht nur wenige Kilometer groß. Trotzdem wirkt der Komet eindrucksvoll, weil Gas und Staub ihn wie eine riesige Wolke umgeben, die das Sonnenlicht reflektiert.
Ein kurzer Besuch mit großer Bedeutung
Ende Oktober 2025 erreicht 3I/ATLAS seine größte Sonnennähe, bleibt dabei aber in sicherer Entfernung von mehr als 200 Millionen Kilometern. Mit bloßem Auge wird er nicht zu sehen sein, doch für die Astronomie ist er ein Glücksfall. Interstellare Besucher wie er bringen Proben aus völlig anderen Sternsystemen in unsere Reichweite – und liefern Antworten darauf, wie vielfältig die Bausteine von Planeten und Kometen in der Milchstraße sein können.
Spurensuche im All: Diese Exoplaneten könnten Leben verraten