Angst vor den Wellen nach Mega-Beben
Von Japan bis Hawaii höchste Tsunami-Alarmstufe
Mit einer Stärke von 8,8 erschütterte in der Nacht auf Mittwoch ein gewaltiges Beben die Region vor der russischen Halbinsel Kamtschatka. Es war das stärkste, das dort seit 1952 gemessen wurde – und eines der heftigsten weltweit seit 2011. Das Epizentrum lag vor der Ostküste, mitten im geologisch hochaktiven Pazifischen Feuerring. Schon wenige Minuten später war klar: Die Gefahr eines Tsunamis geht weit über Russland hinaus.
Notstand auf den Kurilen

Besonders hart traf es die abgelegene Inselgruppe der nördlichen Kurilen. In der Hafenstadt Sewero-Kurilsk überfluteten mehrere Tsunamiwellen Teile der Küste. Gebäude wurden beschädigt, Fischerboote an Land geschwemmt, der Hafen teilweise zerstört. Rund 2.000 Menschen wurden in höher gelegene Gebiete gebracht. Die russische Katastrophenschutzbehörde rief den Notstand aus, Evakuierungen verliefen laut Behörden ohne Todesopfer.
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Japan: Warnung bis zu drei Meter
Auch Japan reagierte sofort. Die Wetterbehörde warnte vor Tsunamiwellen von bis zu drei Metern Höhe und ordnete die Evakuierung von mehr als 900.000 Menschen entlang der gesamten Pazifikküste an – von Hokkaido bis Okinawa. Tatsächlich trafen die ersten Flutwellen am Mittag Ortszeit ein: 60 Zentimeter in Hokkaido, 80 Zentimeter in Iwate, bis zu 1,3 Meter in Sendai. Der Fähr- und Zugverkehr wurde eingestellt, der Flughafen Sendai vorübergehend geschlossen. Experten warnten eindringlich, dass die ersten Wellen nicht die höchsten sein müssen.
Besondere Vorsicht galt auch an sensiblen Standorten wie der Atomruine Fukushima Daiichi: Sämtliche Arbeiter wurden in höher gelegene Gebiete gebracht. Das Kühlsystem sei nicht beeinträchtigt, der Betrieb vorsorglich gestoppt worden.

Sorge vor Tsunami in vielen Ländern
Philippinen und Indonesien: Flucht vor den Küsten
In Südostasien läuteten ebenfalls die Alarmglocken. Auf den Philippinen wurden Küstenschulen geschlossen, Kinder nach Hause geschickt und Strandresorts geräumt. In Indonesien riefen die Behörden die Küstenbevöölkerung auf, sich in Sicherheit zu bringen – Erinnerungen an die verheerende Tsunami-Katastrophe von 2004 wurden wach. Zwar erwartete man hier nur unter einen Meter hohe Wellen, doch diese können sich über Stunden halten und weiter ins Land eindringen.
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Hawaii und US-Westküste: Evakuierungen in voller Breite
Rund 7.000 Kilometer entfernt rüstete sich Hawaii für den Ernstfall. Alle Häfen wurden geschlossen, Küstenorte evakuiert. Gouverneur Josh Green verhängte den Notstand. Das US-Tsunamiwarnzentrum in Honolulu warnte auch für Alaska, Kalifornien und die gesamte US-Westküste. In Kalifornien liefen Evakuierungen in kleineren Küstenstädten an, Strände wurden gesperrt.
Wettervorhersage für Hawaii
Lateinamerika: Warten auf die Wellen
LVon Mexiko bis nach Chile gaben die Behörden offizielle Warnungen heraus. In Guatemala, Ecuador, Peru und Chile wurden Küstenbewohner angewiesen, sich in höher gelegene Gebiete zu begeben. Bisher lagen aus Südamerika keine Berichte über Schäden vor – doch die Sorgeg blieb, denn Tsunamiwellen können den Pazifik in rund einem halben Tag durchqueren.
China und Taiwan: Gelbe Warnstufe
Auch die Behörden in China und Taiwan meldeten sich. Taiwan riet Küstenbewohnern zur Vorsicht, in China wurde eine Tsunamiwarnung der Stufe „Gelb“ ausgegeben.
Medizinischer Alltag trotz Ausnahmezustand
Aus Kamtschatka selbst kam ein bemerkenswertes Detail: In einem Krankenhaus in Petropawlowsk setzten Ärzte mitten im Beben eine Operation fort. Sie blieben ruhig, arbeiteten bis zum Ende – der Patient überlebte.
Pazifik in Alarmbereitschaft
Die Tsunamiwarnungen blieben in vielen Ländern auch Stunden später bestehen. Meteorologen betonten, dass weitere Wellen folgen könnten – und dass ihre Höhe schwer vorherzusagen ist.
(avo)