Winter-Notfallhilfe
Wenn dein Auto bei Kälte plötzlich schlappmacht
Viele Pannen im Winter haben nicht nur mit Frost zu tun, sondern mit Schwachstellen, die vorher unbemerkt bleiben. Mit den richtigen Maßnahmen lassen sich viele Probleme verhindern, bevor das Auto den Dienst verweigert.
Der Winter fordert dein Auto besonders
Kälte belastet moderne Autos deutlich stärker, weil sowohl elektronische als auch mechanische Bauteile empfindlich auf Temperaturschwankungen reagieren. Feuchtigkeit kann Sensoren, Steckverbindungen oder Massepunkte beeinträchtigen, während Mechanikteile wie Dichtungen, Schlösser oder Riemen bei Minustemperaturen schneller versagen. Auch Assistenzsysteme reagieren empfindlicher, wenn zuvor schon leichte Funktionsstörungen bestanden. Viele Winterpannen entstehen daher nicht im Moment des Frosts, sondern durch zuvor unbemerkte Abnutzung oder Feuchtigkeit.
Winterreifen von O bis O: gibt es eine Pflicht und was ist mit Ganzjahresreifen?

Batterie & Elektronik – die häufigste Ursache für Winterpannen
Rund vierzig Prozent aller Pannen gehen auf eine alternde oder entladene Batterie zurück – trotzdem sind die Gründe oft komplexer als nur „zu wenig Strom“. Feuchtigkeit an Massepunkten oder schwache Steckverbindungen verursachen im Winter regelmäßig Fehlfunktionen, besonders nach Kurzstrecken. Moderne Fahrzeuge besitzen zudem zahlreiche Verbraucher, die selbst im Ruhezustand Energie ziehen. Eine professionelle Batterieprüfung ist im Winter daher sinnvoller als reine Sichtkontrolle. In manchen Fällen schützt auch eine Thermohülle, damit die Batterie bei Frost nicht zu stark auskühlt.
Laub, Regen, Dunkelheit: so kommst du sicher durch den Straßenverkehr
Zugefrorene Türen – warum es oft an Feuchtigkeit und Dichtungen liegt
Gefrorene Türen entstehen in den meisten Fällen durch Feuchtigkeit, die bei Temperaturwechseln in Dichtungen oder Schließmechanismen gelangen. Der Einfluss der Klimaanlage ist eher gering. Spröde oder beschädigte Gummidichtungen bleiben die häufigste Ursache, gefolgt von Wasser, das in Schlössern oder Türholmen einfriert. Mikrorisse spielen nur selten eine Rolle. Hilft nichts mehr, können Werkstätten Dichtungen prüfen oder Schließmechanismen einstellen. Für die Pflege reichen im Alltag meist handelsübliche Silikonstifte aus, die Dichtungen geschmeidig halten.
Wenn Sensoren versagen – ABS, ESP und Assistenzsysteme im Frost
Elektronische Systeme reagieren im Winter empfindlich auf Nässe oder gefrorene Bauteile. Feuchte Radsensoren können Fehlermeldungen bei ABS oder ESP auslösen, obwohl mechanisch alles in Ordnung ist. Auch Kameras oder Radar-Sensoren fallen bei dünnen Eisfilmen oder verschmutzten Stoßfängern kurzfristig aus. Wichtig: Warnlampen, die auch nach dem Losfahren anbleiben, sollten immer von einer Werkstatt geprüft werden. Häufig handelt es sich um vereiste oder korrodierte Steckverbindungen, die sich leicht beheben lassen.
E-Autos im Winter – was wirklich problematisch wird
Elektroautos verlieren bei Kälte naturgemäß Lade- und Entladeleistung, funktionieren im Alltag aber meist zuverlässig. Probleme entstehen eher, wenn ohne Akku-Vorkonditionierung geladen wird: Dann kann das Laden deutlich langsamer werden oder im Extremfall zunächst verweigert werden. Vereiste Ladeklappen oder eingefrorene Verriegelungen treten vor allem nach Schneeregen auf. Wärmepumpenausfälle sind selten, kommen aber bei sehr niedrigen Temperaturen bei bestimmten Modellen vor. Wer den Akku vorheizt und Feuchtigkeit an beweglichen Teilen meidet, hat im Winter meist keine Schwierigkeiten. Übrigens entspricht der Mythos, dass man in einem Stau schnell friert, weil die Batterien nur wenige Stunden halten, nicht der Realität. Der ADAC testete zwei E-Autos und kam auf eine Haltbarkeit der Batterie von 15 bis 17 Stunden, mit Heizung und Standlicht.
Sicher unterwegs im Winter: Winterreifen fürs Wohnmobil – was du jetzt wissen musst

Wenn der Motor trotz allem nicht anspringt – was dahinterstecken kann
Einige Winterprobleme sind selten, aber möglich. Wasser im Kraftstoffsystem kann Leitungen vereisen, betrifft jedoch überwiegend ältere Fahrzeuge ohne Wasserabscheider. Auch defekte Kurbelwellen- oder Nockenwellensensoren können bei Kälte Startprobleme verursachen, kommen jedoch seltener vor als vermutet. Häufiger sind es bei Dieselfahrzeugen defekte Glühkerzen, die sich besonders im Winter bemerkbar machen. Wenn der Motor mehrfach nur kurz „anreißt“ oder ungewöhnliche Geräusche beim Starten auftreten, sollte die Ursache zügig geprüft werden.
Was du immer dabeihaben solltest – die sinnvolle Winterausrüstung
Zur Grundausstattung gehören heute mehr als Eiskratzer und Enteiserspray. Eine kompakte Powerbank-Starthilfe kann im Notfall ein Fahrzeug mit schwacher Batterie starten. Silikonstifte schützen Dichtungen vor dem Einfrieren und sind handlicher als Gelblöcke. Feuchtigkeitsabsorber reduzieren beschlagene oder gefrorene Scheiben, besonders bei Fahrzeugen, die draußen stehen. Für Fahrzeuge mit Assistenzsystemen lohnt sich ein weiches Mikrofasertuch, mit dem sich Kamera- und Radarsensoren schnell freilegen lassen. Türenteis-Gel hilft ebenfalls, sollte aber möglichst vor Frostphasen aufgetragen werden.
Wann du sofort Hilfe holen musst
Wenn Warnlampen für ABS, ESP oder Motorsteuerung nach dem Start nicht ausgehen, ist eine professionelle Prüfung immer nötig. Auch hartnäckige Startprobleme, klackernde Geräusche des Anlassers, starke Leistungsverluste oder Benzingeruch während der Fahrt sind klare Warnsignale. Lässt sich das Lenkrad nur schwer bewegen oder treten elektrische Aussetzer auf, sollte das Fahrzeug nicht weiter genutzt werden.
Verwendete Quellen: wetter.de, dpa, TÜV, ADAC, Dekra, Polizei-NRW



