Ölkäfer-Alarm an der Ostsee
Warum Spaziergänge durch den Sand jetzt mit Vorsicht zu genießen sind

Sand unter den Füßen, Sonne im Gesicht – und plötzlich krabbelt da etwas Schwarzes, blau Glänzendes durchs Gras. Was harmlos aussieht, kann in Wahrheit ganz schön gefährlich sein: Der Ölkäfer. Er fühlt sich ausgerechnet dort besonders wohl, wo wir gerne Urlaub machen.
Wer dieser Tage an der Ostseeküste spazieren geht oder mit dem Hund durch die Dünen streift, sollte besser genau hinschauen: In sandigen, trockenen Gebieten – wie sie für Urlaubsregionen an Nord- und Ostsee typisch sind – beginnt für den Ölkäfer jetzt die Hochsaison. Er ist weder aggressiv noch besonders flink, aber schon ein flüchtiger Kontakt unangenehme Folgen haben.
Hübsch giftig: Warum der Ölkäfer nicht gestreichelt werden sollte
Der Ölkäfer gehört zu den giftigsten Insekten Deutschlands. Sein Name kommt von der öligen Flüssigkeit, die er bei Gefahr absondert – das sogenannte Cantharidin. Dieser Stoff kann auf der Haut zu schmerzhaften Reizungen, Blasen und in höheren Dosen sogar zu ernsteren Vergiftungserscheinungen führen. Gerade Kinder und Haustiere sind gefährdet: Die glänzende Oberfläche und das gemächliche Tempo des Käfers machen ihn zu einem vermeintlich interessanten Spielzeug – ein Griff, ein Schnuppern, und die Begegnung endet schnell mit einem Besuch beim Arzt oder Tierarzt.
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Besonders betroffen: Dünen, Sandwege, naturbelassene Pfade
Ölkäfer lieben es trocken, warm und sandig. Deshalb sind sie nicht etwa im Wald oder auf der Wiese unterwegs, sondern bevorzugt in Gebieten, in denen auch Touristen gerne die Natur genießen – etwa in den Dünenlandschaften auf Rügen, Usedom, Hiddensee oder im Darß.
Naturfreunde und Spaziergängerinnen in diesen Regionen sollten also aufmerksam bleiben – und das bunte Krabbeln im Gras nicht unterschätzen.
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Wie man den Ölkäfer erkennt
- Länge: 1 bis 3 Zentimeter
- Körper: länglich, tiefschwarz oder blau schimmernd
- Panzer: matt glänzend, auffällig weich
- Bewegung: eher langsam und unbeholfen

Was passiert bei Kontakt mit dem Ölkäfer?
Auf der Haut:
- Brennende Reizungen
- Blasenbildung, ähnlich wie bei einer Verbrühung
- Rötungen und Juckreiz
- In seltenen Fällen: Schmerzen, Fieber, geschwollene Lymphknoten
- Bei Kindern ist die Haut empfindlicher, sodass die Reaktion oft heftiger ausfällt.
Wenn Cantharidin in die Augen gelangt:
- Kann Hornhautschäden verursachen
- Sofortige Notfallversorgung erforderlich
Wenn es verschluckt wird (z. B. durch die Hand in den Mund):
- Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen
- Im Extremfall sogar Nierenschäden oder Kreislaufprobleme
Was tun bei Kontakt?
- Nicht reiben! - So verteilt sich das Gift nur weiter. Am besten: ruhig bleiben und vorsichtig handeln.
- Sofort die Haut mit viel Wasser (und milder Seife) abwaschen. - Keine aggressiven Mittel oder Desinfektionsmittel verwenden.
- Blasen oder Reizungen beobachten. - Wenn sich die Haut stark rötet, Blasen bildet oder brennt → Arzt aufsuchen.
- Bei Augenkontakt: - Augen gründlich mit sauberem Wasser ausspülen und sofort ärztlich behandeln lassen.
- Bei Verschlucken: Nicht erbrechen! Stattdessen sofort in die Notaufnahme oder Giftnotruf kontaktieren. - Giftnotruf Deutschland: 030 19240
- Kleidung, die mit dem Käfer oder dem Gift in Berührung kam, wechseln und waschen.
Tipp für Eltern
Kinder sind neugierig – der Ölkäfer sieht aus wie ein „cooler Glitzerkäfer“ und bewegt sich langsam. Deshalb: Aufklärung hilft am besten. Einfach sagen: „Den nicht anfassen – der kann Aua machen.“ Funktioniert oft besser als Verbotspanik.
(avo)