Anschauen, nicht anfassen!

Ölkäfer diente als Mittel für Giftmorde und Luststeigerung

von Karim Belbachir & Björn Alexander

Maiwurm, Pflaster-, Schmalz- oder Blasenkäfer: Die Bezeichnung für den zurzeit häufiger auftretenden Schwarzblauen Ölkäfer sind vielfältig. Genauso wie der Einsatz seines tödlichen Giftes.
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Ölkäfer unter den 10 giftigsten Tieren Deutschlands

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Der Schwarzblaue Ölkäfer zählt zu den giftigsten Tieren in Deutschland.

Der Monat Mai ist ihre Zeit. Gerade in diesem Monat laufen uns die Schwarzblauen Ölkäfer besonders häufig über den Weg. April und Mai zählen zu den Monaten, in denen sie meistens zu sehen sind. Die schwarzen Krabbeltiere wandern in unseren Gärten, über Wiesen oder in trockenen Wäldern umher, doch Vorsicht ist angesagt, denn der Käfer birgt eine tödliche Gefahr. Anfassen sollte man vermeiden, denn das rund 3 Zentimeter große Insekt ist im Besitz von Cantharidin, dass für hochgradig giftig sein kann und ab einer gewissen Dosis gar tödlich.

Doch erklärt der Nabu, dass bisher noch keine gefährlichen Vergiftungen von Haustieren oder Menschen bekannt seien. Trotzdem bleibe das an den Kniegelenken des Ölkäfers austretende Cantharidin ein gefährliches Gift, dass bei Kontakt gründlich abgewaschen werden solle. Anschauen ja, anfassen nein! Obwohl der Krabbler zu den zehn giftigsten Tieren Deutschlands zählt, steht er unter Artenschutz.

Wissenswertes über den Ölkäfer

Das Cantharidin des Käfers ist schon seit Jahrtausenden als Heilmittel bekannt. Schon die alten Ägypter wussten, das Gift zu nutzen und bastelten Pflaster daraus. Daraus leitet sich auch einer der Namen für das Tier ab: Pflasterkäfer. Die Griechen der Antike nutzten es beispielsweise als Zugsalbe gegen Blasen. Das es offenbar auch hier so genutzt wurde, zeigt der deutsche Name Blasenkäfer. Auch die Chinesen kannten um die heilende Wirkung des Cantharidins. So wurden Durchblutungsstörungen oder Schorf damit behandelt.

Apropos Durchblutungsstörung: In Griechenland wurde es, zusammen mit Honig gemischt, als Potenzmittel genutzt. Bekannt wurde dieses Potenzmittel unter dem Namen Spanische Fliege. Dabei handelt es sich auch um den gleichnamigen Ölkäfer. Dieser ist zwar etwas kleiner, trägt aber auch Cantharidin in sich. Leider ging die Steigerung der Potenz nicht selten schief, da leicht zu viel verabreicht wurde und die Verliebten dementsprechend starben. So ist auch nicht verwunderlich, dass es für Hinrichtungen und Giftmorde genutzt wurde.

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Die etwas andere Fortpflanzung

Ölkäfer im Garten
Der schwarz-blaue Ölkäfer ist im Frühling häufiger unterwegs.

Für den Käfer selber dient das Cantharidin nicht nur zur Selbstverteidigung. Es ist auch bei der Fortpflanzung wichtig. Weibchen suchen sich die potentesten Männchen für die Paarung aus. Um zu testen, ob das Männchen den Ansprüchen genügt, beißt das Weibchen in eine Drüse am Flügel des Männchens. Das Cantharidin dient zum Schutz der Eier und Larven vor Fressfeinden. Das Weibchen legt mehrere Tausende Eier ab (bis zu 9.000) und das fünf bis sechsmal im Abstand von ein bis zwei Wochen. Da der Hinterleib des Weibchens während der „Schwangerschaft“ anschwillt und ihm ein wurmartiges Aussehen verschaffte, entstand in Deutschland auch der Name Maiwurm.

Die Larven brauchen fürs Überleben Wildbienen in deren Nestern sie bis zur Verpuppung bleiben. Sie schlüpfen dann in der Zeit von März bis Mai, weshalb sie uns gerade in den vergangenen Wochen häufiger über den Weg gelaufen sind. Da es so schwierig ist, an den richtigen Wirt zu gelangen und sich nicht aus Versehen an einen Bockkäfer oder eine Honigbiene zu hängen, braucht es diese unglaubliche Masse an Eiern. Trotzdem ist die Art vom Aussterben bedroht, da der Lebensraum nicht nur für den Ölkäfer, sondern auch für den Wirt, die Wildbiene, immer geringer wird.

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(bal, kfb)