Schäden im Milliarden-Höhe

Invasive Tier- und Pflanzenarten: Giftige Plattwürmer in deutschen Gärten

von Dilara Bozkurt

Eingeführte Tier- und Pflanzenarten verbreiten sich immer weiter in Deutschland. Darunter zum Beispiel der giftige Plattwurm, die Varoa-Milbe, der Götterbaum und in Australien sogar Katzen. Wie invasive Arten nach Deutschland kommen, warum sie für unser Ökosystem so schädlich sind und weshalb sie uns so viel Kosten – hier die Antworten.
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Diesen Eindringling wollen sie nicht in ihrem Zuhause

Fünf Millionen "Mitarbeiter" helfen Gärtner Klaus Lüdecke in Schermen (Kreis Burg bei Magdeburg) bei der Umwandlung organischer Abfälle in nährstoffreiche Komposterde. Die genügsamen Arbeitskräfte sind Humuswürmer (Eisenia foetide), die sich unter optimalen Bedingungen bis zu 1000fach vermehren und sich dabei durch Küchenreste und andere Bioabfälle hindurchfressen. Durch ihren Stoffwechsel produzieren eine Million der auch als Mist- oder Kompostwurm bekannten Tierchen täglich 100 Liter Humus. Foto: Jan Bauer  +++(c) dpa - Report+++
Drei giftige Plattwurmarten verbreiten sich in deutschen Gärten

Eingeflogen, eingeschifft, eingereist. Die Rede ist von eingeführten Tier- und Pflanzenarten, die durch Importwege nach Deutschland gelangen. Das gefährliche: Sie verdrängen heimische Arten und können schweren Folgen für Mensch und Natur haben, denn sie verursachen Schäden in Milliardenhöhe!

Ein glänzend schwarzer Wurm kriecht durch die deutschen Gärten. Die Rede ist von den giftigen Plattwürmern „Obama nungara“, „Caenoplana variegata“ und „Diversibipalium multilineatum“. Die invasiv gebietsfremden Arten, in der Wissenschaft als „Neobiota“ bezeichnet, verbreiten sich massenhaft, denn hier haben sie keine natürlichen Feinde. Die Würmer schmecken Vögel, Igel und anderen Fressfeinde nicht. Stattdessen lassen sie sich bei uns kulinarisch gut gehen.

Der giftige Plattwurm kommt eigentlich aus Südamerika, Australien und Neuseeland. Immer häufiger wird er in deutschen Gärten gesichtet. Er kriecht gerne durch Beete, versteckt sich in Pflanzentöpfen und ist eine Bedrohung für Schnecken und Regenwürmer.

Wie kommen die invasiven Arten zu uns?

19.04.2023, Brandenburg, Rheinsberg: Ein Schmetterling sitzt an einer Blüte und trinkt Nektar. Foto: Michael Bahlo/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Auch auf der Beuteliste des giftigen Plattwurms: Schmetterlinge

Mit Flugzeugen, Schiffen und LKWs werden Waren- und Konsumgüter um die ganze Erdkugel transportiert. Mit im Gepäck und das nicht immer bewusst: Tiere, Pflanzen und auch Pilze, die sich dann als blinde Passagiere in die Länder einschleppen. Der Plattwurm gelangte vermutlich durch Pflanzenimporte nach Europa und verbreitet sich seitdem ungehemmt bei uns und in unseren Nachbarländern aus. Sie fressen Schnecken und Regenwürmer, die für unsere Böden wichtig sind. Mit ihren Neurotoxinen vergiften sie jedoch auch andere Insekten, wie Bienen und Schmetterlinge.

Auch bei vielen bekannt: der Götterbaum. Die aus China stammende Laubbaumart wurde Mitte des 18. Jahrhunderts aus Asien importiert und gilt in Europa, Amerika und auch in Afrika als invasive Art. Die Europäische Union setzte den Götterbaum auf die Liste von unerwünschten und problematischen Neophyten und verbietet die Verbreitung.

So gefährlich sind invasive Arten für unser Ökosystem

Das Bundesministerium für Umwelt, Nuklearschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz erklärt, dass sich invasive Arten in neuer Natur massenhaft vermehren und so Ökosysteme, Biotope oder Arten schädigen können. Das tun sie, indem sie heimische Arten verdrängen oder die Vegetationsstruktur verändern.

In Deutschland haben sich bereits rund 1.200 Arten ausgebreitet. Darunter die Varoa-Milbe oder der Japanische Staudenknöterich. Das Problem: Sie verhalten sich parasitär, können für Ernteausfälle sorgen und in Land- und Forstwirtschaft immense Schäden anrichten.

Schäden in Milliardenhöhe

 Bengalkatze, Bengal-Katze, Bengale Felis silvestris f. catus, liegt auf dem Teppich Bengal Felis silvestris f. catus, lying on the carpet BLWS231742
Katzen sind in Australien eine invasive Art.

Kaum zu glauben, aber selbst Katzen gelten als invasive Art – natürlich nicht hierzulande, aber in anderen Regionen der Erde. Mitte des 18. Jahrhunderts wurden die niedlichen Haustiere von Europäern eingeschleppt, und haben somit in Australien eigentlich nichts zu suchen. Dort gelten sie in freier Wildbahn als gefährliche Jäger, die einheimische Vögel und andere Tiere töten und so das Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringen. Die Lage ist so dramatisch, dass Ranger bereits wilde Katzen mit Giftködern töten dürfen.

Und so richten Katzen und weitere invasive Arten genauso hohe Kosten wie eine Naturkatastrophe aus. Das zeigt eine neue Studie der Universität Wien. Untersuchungen zeigen, dass die Kosten, die durch invasive Arten angerichtet werden, nur noch von Stürmen übertroffen werden. Jedoch seien sie höher als die Kosten, die andere Umweltkatastrophen auslösen, sagt Philip Haubrock, vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt.

Hinzu kommt, dass der Klimawandel Schäden, die durch invasive Arten entstehen, bedingt. Das zeigen die Daten der Studie, denn es wird deutlich, dass im Laufe der Zeit die „biologische Invasion“ fortschreite. Warum? Schon einmal auf eine andere Umgebung angepasst, fällt es gebietsfremden Arten leichter, sich an den Klimawandel anzupassen.

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