Glitzer trifft Chaos im Glas
Schneekugel-Tag: Kult, Kurioses und DIY
14. Dezember - und plötzlich steht ein glitzerndes Kultobjekt im Rampenlicht, das sonst eher still in Regalen schlummert: die Schneekugel. Ein kleines Universum, das auf Knopfdruck – oder besser: Schüttelenergie – einen Schneesturm entfesselt, der nie schmilzt, nie wehtut und nie die Bahn lahmlegt.
Ursprung einer glitzernden Idee
Die Schneekugel stammt, so legt es die Spurensuche nahe, aus Wien. Um 1900 bastelte der Mechaniker Erwin Perzy eigentlich an einer verbesserten Operationslampe. Statt einer blendenden Lichtquelle entstand jedoch ein Zufallsprodukt: winzige Partikel im Wasser sorgten für eine Art Schneeeffekt. Aus dem Fehlschlag wurde ein Welthit. Perzy gründete später die „Original Wiener Schneekugelmanufaktur“, die bis heute existiert und ihre Kugeln traditionell per Hand fertigt – sogar als offizieller Lieferant für das österreichische Kanzleramt.
Irgendwann wanderten die gläsernen Sturmwelten dann um den Globus und wurden vom Souvenir zur Nostalgie-Ikone. Paris bekam seine Eiffelturm-Kugel, Rom den Vatikan im Schneefall, und sogar Hollywood hievte die Kugel in die Popkultur: In „Citizen Kane“ fällt eine Schneekugel zu Boden und löst eine ganze Filmgeschichte aus.

Das Schneekugelmuseum – ja, das gibt es
Ein Museum für die faszinierenden Schneekugeln gibt es auch. Und zwar ebenfalls in Wien, logisch. Die Familie Perzy betreibt dort ein kleines Museum direkt an der Manufaktur. Zwischen historischen Formen, alten Werkzeugen und den ersten Kugeln des 20. Jahrhunderts bekommt die glitzernde Miniwelt plötzlich Geschichte und Gewicht. Es wirkt fast surreal, wie ernst eine Schneekugel aussehen kann, wenn sie in einer Vitrine steht.
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Do it yourself – der Schneesturm aus dem Vorratsschrank
Eine Schneekugel lässt sich mit erstaunlich wenig Aufwand selber bauen. Was man braucht:
- Ein Schraubglas (Marmelade, Gewürzgurke, irgendwas)
- Destilliertes Wasser
- Ein Schuss Glycerin
- Glitzer oder Kunstschnee
- Eine Figur oder Miniatur (im Baumarkt oder aus dem Überraschungsei)
- Wasserdichter Kleber oder Heißklebepistole
Für die klassische Rezeptur gilt: Destilliertes Wasser sorgt für klare Sicht, nimmt man normales Wasser aus der Leitung, ist die Schneekugel bald ein trübes Aquarium. Viele Hersteller setzen zusätzlich auf eine kleine Menge Ethylenglykol (Frostschutzmittel), das die Schwebeteilchen langsamer sinken lässt und das Wasser vor dem Gefrieren schützt. Für die heimische Bastelversion lässt sich das eleganter lösen: Glycerin macht genau denselben Job, ohne Gesundheitsgefahren durch Frostschutzmittel. Und wer gerade keins zur Hand hat, nimmt einfach ein paar Tropfen Spülmittel – funktioniert überraschend gut, manchmal schäumt es aber kurz, naja.
Anleitung: Figur und wasserfeste Deko in den Deckel kleben, gut trocknen lassen. Glas mit Wasser, Glycerin und Glitzer füllen – nicht bis zum Rand, sonst kommt beim Zuschrauben der große Niagara-Moment. Deckel fest zudrehen, einmal testen, ob wirklich alles dicht ist,fertig.
Das Resultat: ein winziger Schneesturm, der nur darauf wartet, geschüttelt zu werden. Perfekt als Geschenk, Deko oder als Ausrede, um fünf Minuten lang einfach in den Mini-Winter abzutauchen.
Warum die Schneekugel einen Ehrentag verdient
Vielleicht, weil Schneekugeln an etwas erinnern, das im Alltag leicht verloren geht: das Staunen über kleine, absurde, simple Dinge. Ein Glas, ein paar Partikel und die Illusion von Winter – mehr braucht es manchmal nicht, um kurz der Realität zu entkommen. Und genau darum passt dieser 14. Dezember besser in die Zeit, als man zuerst denkt.
Quellen: wiener-schneekugel.at, Perzy Schneekugelmanufaktur Wien, guinnessworldrecords.com, kulturgeschichtliche Sammlungen Wien



