Nordsee ein Top-Ziel - aber aufgepasst

Wo kann ich am besten Wattwandern?

von Oliver Scheel

25 Jahre Nationalparkwattführer
Ab ins Watt - bis heute ein Abenteuer

Eine Wattwanderung ist ein tolles Erlebnis - und außerdem gesund und preiswert. Es gibt aber einiges zu beachten, denn ohne Vorbereitung kann die Wattwanderung böse enden, wenn die Flut kommt. Wo ihr am besten durchs Watt wandern könnt und auf was ihr achten müsst, erfahrt ihr hier.

Das Watt ist immer noch ein kleines Abenteuer

Das Wattenmeer ist der größte Nationalpark Deutschlands. Und darin lässt es sich hervorragend wandern. Es gibt ein Wattenmeer, aber drei Nationalparks: einen vor Schleswig-Holstein, einen, der zum Bundesland Hamburg zählt und einen niedersächsischen Park. Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer ist sogar der größte zwischen dem Nordkap und Sizilien.

Eine Wattwanderung ist ein großer Spaß für Groß und Klein, weil es auch heute noch ein kleines Abenteuer ist, sich ins Watt zu wagen. Die Wanderung ist in allen Jahreszeiten möglich. Dass der Gang durchs Watt gesund ist, ist schon lange bekannt. Die Fußsohlen erhalten eine sanfte Massage, dazu bewegt ihr euch ja in der ohnehin gesunden salzhaltigen Luft an der Nordsee.

Gefahren lauern aber schon

Immer wieder kommt es aber vor, dass Menschen aus dem Watt gerettet werden müssen. Erst Ende April gerieten 25 Wattwanderer vor der Insel Amrum in Seenot. Die Gruppe konnte bei ansteigendem Wasser einen Priel nicht mehr durchqueren und erreichte die Insel Amrum nicht. Die Wanderer kamen in die missliche Lage, obwohl sie von einem erfahrenen Wattführer begleitet wurde, der schließlich die Seenotretter informierte. Verletzt wurde niemand, aber einige Wanderer waren bereits unterkühlt.

Auf keinen Fall solltet ihr also ohne einen Guide ins Watt. Denn die Priele, das sind schmale Wasserläufe, oft zwischen Sandbänken gelegen, reichen oft bis zum Bauchnabel. Bei Ebbe laufen nicht alle Priele leer, bei Flut werden sie schnell unüberbrückbar. Zum einen werden sie bei Flut zu tief, zum anderen ist die Strömung dort sehr stark.

Auch bei Nebel ist das Watt gefährlich. Der Seenebel zieht oft schnell auf und macht eine Orientierung ziemlich unmöglich. Wattwanderungen werden bei Nebel meist abgesagt. Auch bei Gewitter ist es im Watt gefährlich. Bei Dunkelheit und Sturm gehört kein Mensch ins Watt. Wenn ihr ohne Führer laufen wollt, dann belasst es bitte bei einem Wattspaziergang entlang der Küste. Auch dann lauft ihr auf dem Meeresgrund. Eine richtige Wattwanderung, von Insel zu Insel zum Beispiel, aber bitte nie ohne Guide antreten.

Das solltet ihr auf jeden Fall dabei haben - Welche Schuhe zieht man auf eine Wattwanderung an?

Um den weichen Boden auf dem Grund des Meeres zu spüren, ist es natürlich barfuß am schönsten. Der Sand fühlt sich herrlich an. Ihr solltet aber auf jeden Fall Schuhe dabei haben, denn bei den Priel-Durchquerungen und an vielen anderen Stellen lauern scharfkantige Muscheln. Und mit einem aufgeschnittenen Fuß wandert es sich nicht mehr so schön.

Ihr braucht also einen festen Schuh, in den ihr auch mit Socken gehen könnt. Der Schuh kann auch ein Sneaker sein, Gummistiefel sind nicht ratsam, denn die werden euch volllaufen. Der Nationalpark Wattenmeer empfiehlt alte Leinenschuhe mit einer flexiblen Sohle. Die Plastikschuhe, die oft in den Souvenirläden verkauft werden, sind keine gute Idee. Sie bieten kaum Schutz vor den scharfen Muscheln.

Am Körper solltet ihr leichte Shorts tragen, die auch nass werden kann, da die Priele oft eine ordentliche Tiefe erreichen. Eine Regenjacke ist hilfreich, Wechselklamotten in einer wasserdichten Tüte und natürlich Sonnenschutz. Die Temperaturen sind oft niedrig, daher den Oberkörper warm einpacken, selbst eine Mütze kann erforderlich sein - dazu eine volle Trinkflasche und gegebenenfalls eine Kleinigkeit zu essen.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Wattwanderung?

Der Nationalpark Wattenmeer empfiehlt, zwei Stunden vor Niedrigwasser zu starten, damit die Tour zum Niedrigwasser beendet ist. Da die Priele zuerst mit Wasser volllaufen, wenn die Flut ansetzt, werden die schnell zum hohen Hindernis. Deshalb solltet ihr vor dem Niedrigwasserzeitpunkt zurückgehen, wenn zwischen euch und dem Land noch ein Priel liegt. Über die Niedrigwasserzeiten gibt ein Gezeiten- oder Tidenkalender Auskunft. „Örtliche Gezeitenkalender gibt es bei Touristeninformationen, in der lokalen Presse oder auf den Homepages der Küstenorte. Von Bundesamt für Seeschifffahrt (BSH) wird ein küstenweit gültiger Gezeitenkalender herausgegeben”, heißt es auf der Website des Nationalparks.

Und wo ist es besonders schön?

Prinzipiell können die Wanderungen von jedem Ort auf dem Festland, den Halligen oder den Inseln gestartet werden. Beliebte Touren starten in Cuxhaven und gehen auf die Insel Neuwerk. Da wandert man dann von Niedersachsen nach Hamburg. Beliebte Touren starten auf Föhr, von der Insel Sylt und auch in Dänemark und den Niederlanden. Ganz wichtig: Wir reden hier immer von der Nordsee, an der Ostsee sind die Gezeiten nicht stark genug.

Kegelrobbe
Bei Wattwanderungen können auch Robben beobachtet werden.

Das Wattenmeer ist ein tolles Ökosystem mit einer Vielzahl an Pflanzen und Tieren. Es gibt natürlich die berühmten Wattwürmer zu entdecken, aber auch verschiedene Muscheln und Vogelarten. Ein Höhepunkt, besonders im niedersächsischen Wattenmeer zwischen Borkum und Baltrum, ist sicherlich die Sichtung einer Kegelrobbe. Auch bei Amrum, Helgoland und Juist gibt es Kolonien, die größte aber liegt im westlichen niederländischen Wattenmeer.

(osc)