Reise-Kolumne von unserem Meteorologen

Tipps für den Urlaub 2026: Entschleunigend und umweltschonend durch Skandinavien

von Paul Heger

Zugreisen durch Skandinavien
Ab nach Skandinavien! Nur wie möglichst entspannt und umweltschonend?

Plant ihr auch schon euren Urlaub 2026? Falls es in den nächsten Ferien nach Norwegen, Dänemark oder Schweden gehen sollte, dann habe ich ein paar Reisetipps, wie ihr diese Länder umweltschonend und gleichzeitig entschleunigt erleben könnt.

Mit deiner Reise die Umwelt und das Klima schonen

Kann man als jemand, der sich umwelt- und klimaschonend verhalten möchte, überhaupt noch verreisen? Ja, na klar! Und es ist gar nicht so schwer. Ich bin Paul Heger, Meteorologe bei wetter.de, RTL und ntv und habe auf meinen Reisen durch Europa einige Erfahrungen gesammelt.

Ganz vorn bei einigen von euch gerade: Coolcation – also Ferien im Sommer, die nicht an das kochende Mittelmeer gehen, sondern in kühlere Gegenden. Besonders Coolcation in Skandinavien boomt derzeit wie nichts. Ganz nebenbei ist das meine Lieblingsregion in Europa. Bei einem Reise-Boom wird es schnell voll. Wie kann man seine Entschleunigung im Urlaub genießen, auch beim Reisen durch so große Länder?

Logisch: Macht einen Bogen um die Touristen-Massen

Mittlerweile sind wirklich viele Touristen in Skandinavien unterwegs. Wenn man die Randzeiten nutzen kann, sollte man das vielleicht auch tun. Wer die berühmten Klippen von Trolltunga oder den Preikestolen an den norwegischen Fjorden sehen will, sollte schon früh am Morgen aufbrechen. Ja, das Aufstehen ist dann nicht so entschleunigend, aber die Landschaft ohne Menschenmassen zu erleben – das ist unbezahlbar!

Trolltunga, Norway, Norwegen
Wenn ein Hotspot sein sollte, dann am besten am frühen Morgen. (Trolltunga, Norwegen)

Schaut vielleicht auch mal bei Google Maps nach. Dort gibt es Anzeigen, zu welcher Zeit am meisten Leute vor Ort sind und ab es gerade mehr oder weniger als üblich sind. Wenn ihr vorab mehrere Optionen checkt, könnte euch das eine Entscheidungshilfe geben.

Traut euch, auch einfach mal in unbekannte Ecken zu reisen – einfach der Nase nach! Gerade die vielen Berge und Buchten Norwegens, der Schärengarten an der schwedischen Westküste oder die weiten Wälder mit ihren Seen weiter nördlich überraschen. Abseits der Hotspots gibt es noch viele wunderschöne stille, romantische bis beeindruckende Orten. Auch in Dänemark findet man oft noch Ruhe, gerade in den nördlichen Regionen. Und nebenbei sind das wunderschöne Sandstrände, die geschichtlich auch einiges zu bieten haben.

Entschleunigung im Städteurlaub in Skandinavien

Kopenhagen und Stockholm sind ebenfalls oft auf dem Reiseplan – und das merkt man in diesen Städten. Kopenhagen und Stockholm sind richtige Metropolen, in denen man für die Erkundung etwas mehr Zeit einplanen sollte. Wenn es eine der Hauptstädte sein soll, dann schaut mal nach Oslo – meine liebste Stadt in ganz Europa! Sie ist kompakter, deutlich ruhiger und dennoch sehr vielseitig. Sie besitz eine beeindruckende architektonische Vielfalt, ein reiches Kulturangebot und landschaftlich ist die Gegend ein Leckerbissen! Man hat den Fjord, die Inseln, im Norden Berge, Wälder und Seen.

Moderne Architektur in Oslo, Norwegen
Oslo, kein Geheimtipp aber ein Entschleunigungstipp für alle Stadtreisenden!

Aber wie wäre es mal mit Göteborg, Lund, Aarhus oder Kristiansand? Hier sind deutlich weniger Touristen unterwegs, obwohl die Städte auf ihre eigene Weise echt schön sind. Auch Trondheim, die ehemalige Hauptstadt Norwegens, hat einiges zu bieten. Oder ihr besucht einen der vielen anderen kleinen Orte? Oft sind sie unerwartet schön.

Kristiansand im Süden Norwegens
Kristiansand: Kleine Großstadt abseits des Trubels mit viel Kultur in Hinguckern.

Ein Hinweis noch für diejenigen, die auf die Lofoten-Inseln reisen. Ihr seid definitiv nicht allein und die Kapazitäten sind sehr begrenzt. Kümmert euch rechtzeitig, mindestens im Winter, besser schon im Herbst des Vorjahres um eine Sommer-Unterkunft. Gleichzeitig sei gewarnt: Das Wohnmobil ist hier nicht unbedingt die beste Reiseart.

Planung mit Klimatabellen - beispielsweise für Schweden oder für Norwegen

Wie reise ich gut und umweltschonend durch Nordeuropa?

Wenig überraschend werde ich als Meteorologe nicht das Flugzeug empfehlen. Aber ja, man kommt manchmal nicht drum herum, wenn man nicht ewig Zeit hat. Dann kann ein Flug nach Oslo oder Stockholm Sinn ergeben, um von dort aus weiterzuziehen. Auch wer hoch in die Arktis will, kommt manchmal nicht drum herum, da Zugstrecken rar gesät sind. In Norwegen ist es sogar recht normal mit kleinen Propellermaschinen an der Westküste von A nach B zu kommen.

Die Reise mit dem Auto ist nämlich oft umständlicher als man denkt. Die Entfernungen sind einfach riesig und anders als bei uns, brettert man hier nicht mit 120 Sachen und mehr auf einer Autobahn durch das Land. Besonders in Norwegen sollte man nicht unterschätzen, dass man aufgrund der Berge und Fjorde oft sehr lange Bögen fahren muss. Oft gibt es auch Fähren. Da ihr euer Auto ohnehin vorab für die Maut registrieren müsst, ist die Nutzung der Fähren unkompliziert. Informiert euch unbedingt vorab über das Mautsystem.

Der Wohnmobil-Tourismus boomt natürlich wie kein anderer. Nur bitte, bedenkt dass überall nur endlich Platz ist. Auch wenn in Skandinavien das Jedermannsrecht gilt, das allen den freien Zugang zu Natur und das dortige Übernachten erlaubt, sollte man die Umwelt wertschätzen und achten. Wohnmobile verbrauchen viel Platz, die Campingplätze sind im Sommer oft voll und so stellen sich viele einfach an enge Straßen, belagern öffentliche Parkplätze oder sogar Wohngebiete. Gerade auf in Lofoten kippt langsam die Stimmung und es wird überlegt, die Inseln für Wohnmobile dicht zu machen oder zumindest die Zahl der Reisenden zu beschränken.

Mit dem Wohnmobil/Camper in Stromsund, Schweden
Viele Reisen mit dem Wohnmobil. In den Weiten Schwedens ist man damit noch am besten unterwegs und findet seine Ruhe. Klar ist aber auch: Die umweltschonendste Art zu Reisen ist es nicht.

Mein persönlicher Tipp: Rundreisen mit Interrail und Bussen

Warum also nicht besonders umweltfreundlich mit dem Zug verreisen? Mit einem Interrailticket ist das Reisen oft günstiger als alle anderen Reisearten. Oft höre ich: „Interrail ist doch nur für junge Leute!“. Nein, tatsächlich nicht. Und das Bahnfahren ist dort oben deutlich zuverlässiger und komfortabler.

Über Hamburg kommt man aktuell noch etwas entschleunigend bis nach Kopenhagen. Die Reise wird spätestens bei der Fahrt über die gigantischen Brücken Dänemarks sehr spannend. Von Kopenhagen ist es ein Katzensprung über die Öresund-Brücke nach Malmö. Und von dort gibt es beispielsweise einen Hochgeschwindigkeitszug nach Stockholm. Hierhin fahren auch immer mehr Nachtzüge. Die sind zwar teurer, aber mit einem Interrailticket bekommt man einen deutlichen Preisnachlass. Gerade in der Gruppe kann sich das lohnen.

Bergensbanen zwischen Bergen und Oslo
Mit die schönsten Zugstrecken Europas, sogar der Welt schlängeln sich durch Norwegen. Besonders die Bergensbanen, Flamsbana aber auch die Nordlandsbanen von Trondheim hoch in die Arktis sind spektakulär!

Wenn man mit dem Zug etwas weiter nach Norden reisen möchte, sollte man vorab etwas planen oder sehr flexibel sein. Es gibt dort nur noch wenige Strecken und Zugverbindungen. Die sind dafür aber atemberaubend schön, besonders in Norwegen. Ergänzt wird das Schienennetz von zahlreichen Busverbindungen. Auch hier muss man oft vorher Tickets kaufen. Die Busse sind sehr komfortabel und man erreicht damit eigentlich alle Regionen. Traut euch! Das kann nicht mit Busfahrten bei uns verglichen werden.

Balsam für die Seele und dazu oft umweltfreundlich: Die Fähren und Boote Skandinaviens

Expressboot/Schnellboot vor Bergen, Norwegen
Mit dem Expressboot entlang der norwegischen Westküste: Das muss man erlebt haben!

Und ganz beeindruckend wird es natürlich vom Wasser aus. In Kopenhagen, Stockholm oder Oslo kann man mit dem normalen Öffi-Ticket alle Fähren und Schiffe nehmen, die innerhalb des großräumigen Stadtgebiets verkehren. Ihr braucht also in Stockholm oder Oslo keine Touristenboote zu bezahlen, wenn ihr eine Tour durch die Inseln oder den Fjord erleben möchtet!

An der norwegischen Westküste sind Schnellboote tatsächlich eines der wichtigsten Fortbewegungsmittel. Und eines der schönsten. Wer kann, der sollte mal eine Reise von Bergen in Richtung Norden nach Måløy einplanen. Und wer auf die Lofoten möchte: Mit dem Zug von Trondheim nach Bodø – eine wahnsinnig schöne Strecke – und dann mit dem Schnellboot nach Svolvær, zur Hauptstadt Lofotens. Das, was ihr dort zu sehen bekommt, kann man nicht in Worte fassen. Entschleunigung pur auf einer umweltfreundlichen Reise.

(phe)