Polarlicht-Fieber geht in die Verlängerung
Chancen in 2025 auf Wow-Nordlichter stehen gut

2025 könnte tatsächlich ein Ausnahmejahr für alle werden, die Polarlichter lieben – oder sie erstmals erleben wollen. Denn obwohl sich die Sonnenaktivität zuletzt überraschend ruhig zeigte, bleibt die Wahrscheinlichkeit für spektakuläre Himmelsphänomene weiterhin hoch. Der aktuelle Sonnenzyklus 25 hat schon jetzt mehr geleistet, als ursprünglich erwartet – und es könnte noch ein Nachschlag kommen.
Sonnenzyklen und ihre Eigenheiten
Die Aktivität unserer Sonne folgt einem gut dokumentierten Rhythmus: Etwa alle elf Jahre erreicht sie ein Maximum an Sonnenflecken, Strahlung und Eruptionen. Sichtbar wird das unter anderem durch dunkle Flecken auf der Sonnenoberfläche – Zonen mit extrem starken Magnetfeldern. Diese beeinflussen nicht nur das Erdklima geringfügig, sonndern vor allem das sogenannte Weltraumwetter – mit direkten Folgen für Technik und Atmosphäre.
Ein besonders sichtbares Resultat dieser solaren Ausbrüche sind die Polarlichter. Wenn geladene Teilchen der Sonne auf das Magnetfeld der Erde treffen, bringen sie die oberen Atmosphärenschichten zum Leuchten – manchmal sogar bis über Deutschland hinaus.
Ein Zyklus, der überrascht
Der aktuelle Zyklus begann im November 2019 – mit bescheidenen Erwartungen. Die Prognosen von NOAA und NASA rechneten mit einem ähnlich schwachen Verlauf wie beim Vorgänger. Doch dann zog die Aktivität rasant an. Bereits 2023 wurden die erwarteten Spitzenwerte übertroffen, 2024 war die Sonnenfleckenzahl doppelt so hoch wie prognostiziert. Der Gannon-Sturm im Mai 2024 zeigte, was alles möglich ist: Ein G5-Sturm, der stärkste seit Jahrzehnten, sorgte für magische Polarlichter über Mitteleuropa.
Seit dem Frühjahr 2025 hat sich die Aktivität allerdings deutlich beruhigt. Die Sonnenfleckenzahlen fielen – im Mai sogar kurzfristig auf einen Tiefststand. Für viele kam das überraschend. Heißt das, das Spektakel ist vorbei? Wohl kaum.
Ruhige Phasen als trügerische Pausen
Erfahrungen aus früheren Zyklen zeigen: Auch nach dem offiziellen Maximum kann es zu kräftigen Sonnenstürmen kommen. Der berühmte Halloween-Sturm von 2003 etwa trat drei Jahre nach dem Maximum auf – ausgelöst durch einen gigantischen Sonnenfleck, der dreizehn Mal so groß war wie die Erde. Solche Ausreißer können jederzeit wieder auftreten.
Außerdem: Die zweite Zyklushälfte verläuft oft langsamer als der Anstieg – was ein längeres Zeitfenster für Ereignisse wie Polarlichter bietet. Auch sogenannte Doppelmaxima sind keine Seltenheit, bei denen ein zweiter Peak nach dem ersten Höhepunkt folgt.
Und wie stehen die Chancen 2025?
Kurz gesagt: Gut. Zwar ist nicht zu erwarten, dass sich ein Ereignis wie der Sturm im Mai 2024 jedes Jahr wiederholt. Aber gerade in der nun beginnenden absteigenden Phase kann es zu überraschenden Ausbrüchen kommen – und damit auch zu Sichtungen von Polarlichtern bis weit nach Süden. Wer Glück hat und klaren Himmel erwischt, könnte also auch 2025 mit einer nächtlichen Lichtshow belohnt werden.
Ein wenig Geduld, ein gutes Auge – und der Blick auf die Vorhersagen von Wetter und Sonnenaktivität bleiben der Schlüssel. Denn auch wenn die Sonne gerade eine kurze Pause einzulegen scheint: Sie hat noch nicht fertig.
(avo)