Sonnenwende feiern
Feuer, Kräuter, Barfußglück – wie Deutschland Mittsommer begeht

Rund um den 21. Juni lodern Feuer, werden Kräuter gesammelt und barfuß durch den Morgentau gegangen: In vielen Regionen Deutschlands wird die Sommersonnenwende gefeiert – ein uraltes Ritual, das bis heute lebendig ist.
Was Mittsommer bei uns bedeutet
Wenn die Sonne ihren höchsten Stand erreicht und die Tage kaum enden wollen, wird es vielerorts feierlich – auch in Deutschland. Wir erklären, wie Menschen hierzulande die Sommersonnenwende begehen: mit alten Bräuchen wie dem Sonnwendfeuer, mit neu interpretierten Ritualen aus der Naturspiritualität oder skandinavischen Midsommar-Festen. Vom Kräutersammeln über Barfußgänge bis zu Blumenkränzen und Erdbeerkuchen – die Formen sind vielfältig, das Motiv bleibt gleich: den Sommer feiern.
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Sonnwendfeuer mit Tradition
Das wohl bekannteste Ritual zur Sommersonnenwende ist das Sonnwendfeuer, das in Süddeutschland auch als Johannisfeuer bekannt ist. Vor allem in Bayern, Thüringen oder Sachsen lodern in der Nacht zum 21. oder 24. Juni riesige Flammen in den Himmel. Meist begleitet von Blasmusik, Bier und Bratwurst – aber mit uralten Wurzeln. In einigen Orten springen junge Menschen über die Glut – als Mutprobe und Glücksritual zugleich.
Vergessene Bräuche rund um Johanni
Neben dem weithin bekannten Sonnwendfeuer gibt es auch in Deutschland alte Bräuche, die in Vergessenheit geraten sind – oder still weiterleben. So galt der Morgentau der Sonnenwendnacht als heilkräftig: Wer barfuß durchs feuchte Gras lief oder sich mit „Johanniswasser“ wusch, versprach sich Gesundheit fürs ganze Jahr. In manchen Regionen wurden sogar kleine Liebesorakel gepflegt: Junge Mädchen legten Sonnenwendpflanzen unters Kopfkissen, um vom künftigen Ehemann zu träumen. All diese Bräuche zeigen, wie stark der längste Tag des Jahres einst mit Magie, Natur und Hoffnung verbunden war.
Die Kraft der Sonnenkräuter

Nicht weniger fest verwurzelt ist das Sammeln von Kräutern zur Sonnenwende. Johanniskraut, Kamille oder Beifuß gelten um diesen Zeitpunkt als besonders heilkräftig. Viele Menschen – vor allem in ländlichen Regionen oder naturspirituellen Gruppen – ziehen rund um den 21. Juni los, um ihre eigene Hausapotheke aus Wildkräutern zu sammeln. Andere binden kleine Sträuße oder verräuchern die getrockneten Pflanzen in Ritualen zum Schutz oder zur Reinigung.
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Moderne Rituale im Rhythmus der Natur
Auch jenseits traditioneller Bräuche erlebt Mittsommer eine neue Bedeutung: Immer mehr Menschen feiern die längsten Tage des Jahres mit Meditation, Räucherwerk oder Trommeln am Feuer. Ob im Yogastudio, im Wald oder auf dem Balkon – moderne Rituale setzen auf Achtsamkeit, Naturverbundenheit und innere Balance. Beliebt sind Kreistänze, Stillezeiten und Dankbarkeitsrituale für das Licht und das Leben.
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Mittsommar feiern nach skandinavischem Vorbild

In Städten wie Hamburg oder Berlin feiern auch viele Menschen ein ganz anderes Mittsommer: das skandinavische Modell mit Kränzen im Haar, Erdbeerkuchen, Schnaps und Liedern. Besonders in Kulturvereinen oder internationalen Freundeskreisen wird „Midsommar“ nach schwedischem oder finnischem Vorbild begangen – inklusive Maistange, Tanzspielen und nordischem Buffet.
Das Licht steht im Mittelpunkt
Ob in der Stadt oder auf dem Land, mit Flammen oder Blumen: Deutschland feiert die Sommersonnenwende auf vielfältige Weise – vom uralten Ritual bis zur modernen Achtsamkeitsübung. Was all diese Formen verbindet, ist der Wunsch, sich mit dem Licht, der Natur und dem eigenen Lebensrhythmus zu verbinden – und den längsten Tag des Jahres ganz bewusst zu erleben.
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