Frühling hat im Winter angefangen

Die Hälfte des Frühlings 2023 ist rum - so war das Wetter von März bis Mitte April

von Carlo Pfaff & Oliver Hantke

Die Hälfte des Frühlings ist Mitte April meteorologisch rum. Und was sticht heraus aus dem Wetter der letzten sechs Wochen? Definitiv der Niederschlag. Und die Sonne, die sich einfach sehr rar gemacht hat. Dabei hatte der Frühling schon im Winter begonnen.

Vor-Frühling hat schon Ende Januar angefangen

Sebastian Willnow
Blüten eines Strauches der Gemeinen Hasel in einem Park. Mit der Blüte der Haselnuss beginnt der Vorfrühling.

Der meteorologische Frühling fing verbindlich am 1. März 2023 an, genauso unumstößlich wie der astronomische oder kalendarische am 20. März 2023 um 22:24 Uhr.

Der phänologische Frühling hat bereits die Etappen Vorfrühling am 26. Januar 2023 (Beginn der Haselblüte) und Erstfrühling am 14. März 2023 (Beginn der Forsythien-Blüte) absolviert.

Schaut man in die Natur, so kann man mittlerweile allerorten blühende Pflanzen entdecken. Der Vollfrühling, der durch den Beginn der Apfelblüte markiert wird, wird derzeit immer noch 4 oder 5 Tage vor seinem durchschnittlichen Beginn am 26. April eines Jahres erwartet, also etwa am 21. oder 22. April 2023.

Immerhin wurde die 15 Grad-Marke, die sogenannte Frühlingsschwelle, in diesem Jahr schon an über 90 % der Stationen in Deutschland überschritten. Die 20 Grad-Marke allerdings nicht einmal an 10 % der Stationen. Einen meteorologischen Sommertag mit 25 Grad oder mehr gab es sogar noch an keiner Station! Das war in den vergangenen Jahren zu diesem Zeitpunkt im Jahr meist schon der Fall, oft auch schon im März.

Lese-Tipp: Vor-, Erst- und Vollfrühling: Wann kommt der echte Frühling?

Vorsprung bis zum Vollfrühling von 16 auf 4 oder 5 Tage geschmolzen

Der Vorfrühling hatte in diesem Jahr durch den milden Winter einen Vorsprung von 16 Tagen zu seinem durchschnittlichen Beginn am 11. Februar eines Jahres. Der Erstfrühling lag auch noch 11 Tage vor seinem normalen Beginn am 25. März. In den letzten Wochen ist dieses Polster immer weiter geschmolzen. Der Vollfrühling, der durch den Beginn der Apfelblüte markiert wird, wird derzeit aber immer noch 4 oder 5 Tage vor seinem durchschnittlichen Beginn am 26. April eines Jahres erwartet, also etwa am 21. oder 22. April 2023.

Lese-Tipp: Fakten und Irrtümer zum Frühlingsanfang

Zwischenbilanz für den Frühling 2023

Märzenbecher blühen auf einer Grünanlage. Am Wochenende (11./12.03.2023) bleibt es in Mitteldeutschland winterlich kalt. Erst zu Wochenbeginn sagen die Meteorologen mildere Temperaturen, doch weiterhin Regen voraus.
Der Frühling hat bisher noch viel Luft nach oben, vor allem was den Sonnenschein angeht.

In den meisten Regionen Deutschlands sieht es zur Frühlingshälfte insbesondere in Sachen Regen ziemlich gut aus. Denn nachdem wir in den letzten Jahren im Frühling gehäuft Probleme mit der Trockenheit hatten, sind die Wasserspeicher inzwischen meistens reichlich gefüllt. Einzig im Nordosten sowie in Teilen Süddeutschlands ist die Regenausbeute noch recht übersichtlich.

Bei den Temperaturen und beim Sonnenschein liegen wir dagegen deutlich zurück. Auf jeden Fall haben wir schon wesentlich sonnigere Frühjahre erlebt. Beispielsweise hat der März 2022 alleine fast 240 Sonnenstunden gebracht, der April 2020 hatte sogar fast 300 sonnige Betriebsstunden auf der Uhr. Zum Vergleich: Der März 2023 hatte nur um die 100 Sonnenstunden im Gepäck. Im April sind es bisher rund 70 Stunden. Außerdem war das erste Aprildrittel - neben dem ersten Drittel im April 2021 - das kälteste seit 1980. Der März 2023 verlief dagegen gut ein Grad zu warm (Vergleichszeitraum 1991 bis 2020).

März zu warm, zu nass und zu wenig Sonne

Im Mittel war der März mal wieder deutlich zu warm. In Zeiten des Klimawandels ist das leider kaum verwunderlich. Im Vergleich zum Klimamittel von 1961 bis 1990 gab es ein Plus von 2,2 Grad (1991 bis 2020: plus 1,1 Grad). Vor allem der Süden sticht heraus. Hier war der März rund 3 Grad wärmer als normal.

Im März gab es beim Niederschlag ein Plus von rund 60 Prozent – somit war es so nass wie seit 22 Jahren nicht. Der März 2023 war damit maßgeblich an der Linderung der Trockenheit beteiligt und deswegen ein Segen. Und gleichzeitig nicht genug. Im Süden war es tatsächlich zu trocken. Im Osten Bayerns gab es teils nicht einmal die Hälfte des Monatssolls.

Gefühlt konnte der März bei den Menschen auch nur phasenweise punkten. Und das lag am Sonnenschein. In einem breiten Streifen vom Saarland und Oberfranken bis in die Südhälfte Schleswig-Holsteins und kurz vor die Küsten Mecklenburg-Vorpommerns war es trüber als normal. Im brandenburgischen Ort Holzdorf waren es mit 74 Stunden Sonnenschein nur knapp 64 Prozent des Üblichen. Auch Bad Lippspringe in Ostwestfalen ist nicht weit von diesem Wert entfernt. Ganz im Norden und vom Neckar bis zur unteren Donau sah es deutlich sonniger aus.

Erste Aprilhälfte zu nass, zu kalt und zu wenig Sonne

11.04.2023, Mecklenburg-Vorpommern, Warnemünde: Erste Strandkörbe stehen am Ostseestrand, sie dienen vorerst nur als Windschutz. Kühles und wechselhaftes Aprilwetter dominiert im Norden. Foto: Bernd Wüstneck/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Das Aprilwetter war nicht nur an der Ostsee bisher viel zu kalt.

Die erste Aprilhälfte war deutlich zu kalt, meist waren es 1 bis 2 Grad, im Südosten Bayerns sogar bis zu 3 Grad weniger als im Schnitt. Einzig die Nordseeinseln weisen normale Temperaturwerte auf. So ist es nicht verwunderlich, dass es bislang nur eine einzige Station mal über 20 Grad geschafft hat: Das war am 10.April mit 20,7 Grad in Waghäusel-Kirrlach bei Karlsruhe.

Auch die Sonne kam bis jetzt nur an der Nordsee auf ihr Soll, sonst war die Sonnenausbeute vor allem im Süden bislang doch recht sparsam. Außerdem dürfte die erste Aprilhälfte deutlich zu nass ausfallen, hier sind bis Samstag (15.4.) noch erhebliche Regenmengen zu erwarten.

Lese-Tipp: Zwischen Nachtfrost und Sommer – so sieht das launische Wetter im April normalerweise aus

Der Klimacheck für unsere Frühlingsmonate März, April und Mai:

  • Ziemlich unterkühlt verliefen in den letzten Jahren vor allem der Frühling 2021, 2013, 2010 oder 2006
  • Ansonsten war es meistens überdurchschnittlich warm und vielfach sehr sonnig und zu trocken
  • Normal wären in Deutschland in den drei Frühlingsmonaten insgesamt um die 190 Liter Regen pro Quadratmeter, ein Temperaturmittel von 8,5 Grad sowie 530 Sonnenstunden
  • Unter anderem die Frühjahre 2020, 2022 oder 2018 waren teilweise dramatisch dürr
  • Hierbei brachte der Frühling 2020 eine sehr krasse Konstellation mit nur rund 50 Prozent des normalen Niederschlags und fast 720 Sonnenstunden
  • Das waren mehr Sonnenstunden als im Sommer 2020, der nur etwa 680 sonnige Betriebsstunden im Programm hatte
  • Die tiefste Temperatur in einem Frühling – abseits der knapp 3.000 Meter hohen Zugspitze – wurde am 9. März 1961 mit -28,5 Grad in Trochtelfingen in Baden-Württemberg gemessen
  • Die höchste mit 36,6 Grad in Hamburg-Bergedorf am 23. Mai 1922

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(oha,apf)