World Clean Up Day: Müll ist für das Klima ein Problem

Wie wir von der Wegwerfgesellschaft zur Kreislaufwirtschaft kommen

von Oliver Scheel

Die Europäische Union produziert jährlich mehr als 2,5 Milliarden Tonnen Abfall – eine gigantische Summe. Jeder Deutsche hat im Jahr 2019 allein 227,5 Kilogramm Verpackungsmüll erzeugt, das waren sogar noch einmal 50 Kg mehr als der europäische Durchschnitt. Und in der Coronakrise dürfte diese Zahl noch einmal in die Höhe geschnellt sein. Zum World Clean Up Day am 17. September holen wir das Thema auf die Agenda und schauen darauf, wie wichtig es ist, von einer Wegwerfgesellschaft zu einer Kreislaufwirtschaft zu kommen.
Der perfekte Kreislauf: Plastik aus Plastik herstellen
Alle News rund um das Thema Klima und Klimakrise
Mit unseren „Klima Update“-Sendungen immer informiert sein

14 Tonnen Rohstoffe verbraucht jeder Europäer im Jahr

Vielseitig, leicht und preiswert - diese Eigenschaften machen Kunststoff zu einem immer stärker nachgefragten und nützlichen Material. Plastik hilft unter anderem dabei, Lebensmittel haltbarer zu machen, Gebäude zu isolieren und elektronische Geräte herzustellen.  (Den vollständigen Text finden Sie nach dem Download der Hires-Vektor-Datei bzw. der Hires-Datei im PDF-Dokument.) Innerhalb von knapp 20 Jahren verdoppelte sich der Plastikverbrauch von 234 Millionen Tonnen im Jahr 2000 auf 460 Millionen Tonnen 2019. Aber mit diesem rasanten Wachstum zeigen sich auch immer deutlicher die Schattenseiten des Rohstoffs. Nur ein Bruchteil der Kunststoffe wurde recycelt und wieder verwendet, die Hälfte landete auf Deponien und rund ein Fünftel wurde unkontrolliert entsorgt und landete zum Beispiel in der Umwelt oder wurde offen verbrannt. Neben diesem riesigen und wachsenden Abfallberg gelangen auch große Mengen an Plastik in die Umwelt und verschmutzen Ökosysteme. Für das erste Corona-Jahr 2020 geht die Schätzung der OECD von einem leichten Rückgang des Plastikverbrauchs aus. Dabei gab es zwei gegensätzliche Trends. Zum einen stieg der weltweite Bedarf an bestimmten Kunststoffprodukten deutlich an - vor allem im Gesundheitssektor. Allein für Gesichtsmasken wurden geschätzte 300 000 Tonnen Kunststoff verwendet. Auf der anderen Seite führte der Rückgang der Wirtschaftstätigkeit während der Pandemie dazu, dass deutlich weniger Kunststoffe verwendet wurden. Allein die drei Wirtschaftsbereiche Groß- und Einzelhandel, Kraftfahrzeugbau sowie Baugewerbe verbrauchten 8,2 Millionen Tonnen Plastik weniger. Grafik: Fred Bökelmann, Redaktion: Sophie Lauterbach, Datenerhebung: Stand März 2022
So viel Plastik verbraucht die Welt (18.03.2022)

Die Europäische Union hat das Müllproblem erkannt und einen EU-Aktionsplan ausgerufen. Damit sollen wir in Europa bis 2050 zu einer Kreislaufwirtschaft kommen. Das ist aber nicht so einfach, denn momentan sind wir ziemliche Weltmeister im Wegschmeißen.

Derzeit werden die meisten Rohstoffe in die EU importiert, hier verarbeitet und schließlich weggeworfen. So verbraucht jeder Europäer im Schnitt 14 Tonnen Rohstoffe pro Jahr und davon landen fünf Tonnen im Müll. Das ist viel zu viel und das können wir uns auf Dauer nicht leisen, denn die Rohstoffe dieser Welt sind nicht unendlich.

Bei der Herstellung der Verpackungen landet unglaublich viel CO2 in der Atmosphäre. Müll sparen heißt also auch CO2 sparen. Gegenwärtig ist die Produktion von Materialien, die Tag für Tag genutzt werden, für 45 Prozent der CO₂-Emissionen verantwortlich.

Das Prinzip heißt Cradle-to-Cradle

ARCHIV - 04.04.2022, Bangladesch, Noakhali: Ein Mitarbeiter sitzt in einer Recyclingfabrik auf einem Haufen Plastikflaschen und sortiert diese in einen Korb. (zu dpa «Internationale Koalition arbeitet an Abkommen für weniger Plastikmüll») Foto: Joy Saha/ZUMA Press Wire/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Recycling von Plastik in Bangladesch

Was können wir tun? Kreislaufwirtschaft heißt, Produkte so lange wie möglich in der Wirtschaft zirkulieren zu lassen. Die Produkte müssen geteilt, geleast, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden. So verlängert sich der Lebenszyklus der Materialien und der Müll wird weniger.

Hier greift das sogenannte Cradle-to-Cradle-Prinzip: Das bedeutet von der „Wiege zur Wiege“. Dieses Prinzip nimmt sich die Natur zum Vorbild, denn da gibt es keine Abfälle. Abfälle sind wertvolle Rohstoffe und die müssen wiederverwendet werden. Sie können entweder biologisch abgebaut werden oder dienen gar als Dünger.

Gegenstände, die nicht biologisch abbaubar sind, werden in ihre Einzelteile zerlegt und dienen so wieder als Grundstoff für neue Produkte.

Es ergeben sich viele Vorteile

Das können wir Bürger tun:

  • Tauschen statt kaufen
  • Repair-Cafes aufsuchen: Reparieren statt wegwerfen
  • Konsum einschränken
  • Abbaubare Verpackungen kaufen oder möglichst Produkte ohne Verpackung

Und das sind die Vorteile:

  • weniger Druck auf die Umwelt
  • erhöhte Rohstoffversorgungssicherheit
  • Förderung von Innovation, Wachstum und Jobs

Übrigens: Am World Clean Up Day 2021 beteiligten sich 14 Millionen Menschen weltweit in 191 Ländern sammelten 53.000 Tonnen Müll aus der Natur.

Unsere Wettertrends und Themenseiten

Sollten Sie Interesse an weiteren Wetter-, Klima- und Wissenschaftsthemen haben, sind Sie bei wetter.de bestens aufgehoben. Besonders ans Herz legenkönnen wir Ihnen auch den 7-Tage-Wettertrend mit der Wetterprognose für die kommende Woche. Dieser wird täglich aktualisiert. Falls Sie weiter in die Zukunft schauen möchten, ist der 42-Tage-Wettertrend eine Option. Dort schauen wir uns an, was auf uns in den kommenden Wochen zukommt. Vielleicht interessiert Sie eher wie sich das Klima in den vergangenen Monaten verhalten hat und wie die Prognose für das restliche Jahr aussieht. Dafür haben wir unseren Klimatrend für Deutschland.

Damit Sie auch unterwegs kein Wetter mehr verpassen, empfehlen wir unsere wetter.de-App für Apple- und Android-Geräte.

Klima-Rekorde - Ist Deutschland noch zu retten? Die Doku im Online Stream auf RTL+

(ocs)