Das Mittelmeer kocht

Was die hohen Wassertemperaturen für das Wetter im Herbst in Deutschland bedeuten

von Claudia Träger

Das Mittelmeer ist so warm wie nie. Was sich auf den ersten Blick nur nach einem gedämpften Frische-Kick im Urlaub anhört, kann fatale Auswirkungen auf den weiteren Wetterverlauf in Deutschland und Europa haben. Es ist angerichtet für Unwetter mit Starkregen, Hagel und Sturm.


Im Video: 45 Grad – Mörderische Hitze am Mittelmeer Mitte Juli

Mittelmeer warm wie nie

22.07.2023, Spanien, Calvia: Badegäste und Sonnenanbeter am Strand von Portals Nous auf Mallorca. Das Mittelmeer erwärmt sich einer Studie zufolge immer schneller und wird dabei auch immer salziger. Das Wasser erwärme sich infolge des Klimawandels mit einer Geschwindigkeit von etwa zwei Grad je 100 Jahre im westlichen Mittelmeer und an einigen Stellen sogar um drei Grad pro Jahrhundert, schrieben Wissenschaftler des spanischen Meeresforschungsinstituts ICM-CSIC in der Zeitschrift «Journal of Marine Science and Engineering». Foto: Clara Margais/dpa - ACHTUNG: Verwendung nur im vollen Format +++ dpa-Bildfunk +++
Das Mittelmeer wird immer wärmer.

Während der nicht enden wollenden Hitzewellen im Süden Europas hat sich auch das Wasser im Mittelmeer stark erhitzt. Ende Juli war an der Oberfläche des Mittelmeers nach Angaben spanischer Forscher ein Temperatur-Rekord gemessen worden: 28,71 Grad war im Durchschnitt das Wasser warm. Da kühlt ein Sprung ins Wasser kaum noch ab.

In einer neuen Studie des spanischen Meeresforschungsinstituts heißt es, dass sich das Wasser im westlichen Mittelmeer mit einer Geschwindigkeit von etwa zwei Grad je 100 Jahren erwärmt. An einigen Stellen wie bei L’Estartit an der Costa Brava seien es sogar um drei Grad pro Jahrhundert.

Lese-Tipp: Angst vor dem Blob – die Auswirkungen des zu warmen Wassers auf das Leben in den Ozeanen

Aktuelle Wassertemperaturen im Mittelmeer - Stand 16. August 2023

  • Palma de Mallorca (westliches Mittelmeer) 28 Grad
  • Side (Türkei, östliches Mittelmeer) 29 Grad
  • Djerba (Insel vor Tunesien, südliches Mittelmeer) 29 Grad
  • Neapel (Italien, zentrales Mittelmeer) 26 Grad

Unwettergefahr durch heißes Mittelmeer

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Das Mittelmeer ist so warm wie Badewasser.

Und was hat das mit Unwettern zu tun? Je wärmer das Wasser ist, umso mehr Energie kann es speichern und bei der Bildung von Schauern und Gewittern zur Verfügung stellen. Allein ein heißes Mittelmeer verursacht noch keine Unwetter. Aber wenn unterschiedlich warme und feuchte Luftmassen aufeinandertreffen, tut sich ordentlich was in Sachen Niederschlag und Wind.

Im Herbst sind die Bedingungen besonders gut für heftiges Extremwetter. Im Norden ist es dann schon kühl und das Temperaturgefälle zwischen Pol und Äquator, wo es gleichbleibend warm ist, größer. Durch unterschiedlich hohen Luftdruck kommen die Luftmassen in Bewegung. Wo die kalte Luft auf die feuchtwarme Luft trifft, kann es zu Gewittern mit Starkregen, Hagel und Sturm kommen.

Die Medicane-Gefahr steigt

September 19, 2020, Karditsa, Greece: At least two people have been killed after a ''medicane'' - a rare Mediterranean hurricane - toppled trees, cut power and flooded streets in Greece. An elderly woman was found dead in a flooded house in Farsala and the body of 63-year-old man was discovered near a hospital in Karditsa, around 125 miles (200km) north of Athens, were swamped with water and a bridge collapsed. (Credit Image: © Eurokinissi via ZUMA Wire
Im September 2020 wütete ein Medicane in Griechenland.

Wenn das über dem Wasser des Mittelmeers passiert und auch noch ein kaltes Höhentief über dem Mittelmeer liegt, kann sich sogar ein Medicane – ein Hurrikan auf dem Mittelmeer – entwickeln, der besonders an den Küsten immenses Schadenspotential hat. Bei seinem Weg ins Landesinnere verliert er dann an Zerstörungskraft.

Info-Tipp: Zu viel Energie - darum ist es gefährlich, wenn das Mittelmeer so warm ist

Hagel, Sturzfluten, Sturm - Klimawandel verstärkt Wetterextreme

04.08.2023, Slowenien, Ravne na Koroskem: Blick auf ein überschwemmtes Gebiet in Ravne na Koroskem, rund 60 Kilometer nordöstlich von Ljubljana. Starke Regenfälle verursachten in Teilen Sloweniens Sturzfluten und Erdrutsche, die Straßen und Brücken blockierten, Gebäude überfluteten und Evakuierungen erzwangen. Foto: Gregor Ravnjak/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Zuletzt gab es in Slowenien verheerende Überschwemmungen nach heftigen Unwettern.

Die Küstengebiete an der Adria, also oft touristisch geprägte Regionen etwa von Italien, Slowenien, Kroatien, aber auch Griechenland, Südfrankreich und Südostspanien werden immer wieder von Unwettern mit wahren Sturzfluten heimgesucht. Staueffekte an den Bergen intensivieren die Regengüsse oft noch. Die Regenwolken hängen quasi fest und bekommen immer wieder feuchte Luft als Nachschub. Mit dem Klimawandel und dem immer wärmer werdenden Mittelmeer häufen sich die Extremwetter-Ereignisse.

Auch Deutschland bleibt von diesen Entwicklungen nicht unberührt. Je nach Konstellation von Hochs und Tiefs schafft es die feucht-warme und unwetterwillige Luft auch bis hierher. Wo sie auf Kaltluft aus dem Norden trifft, kann es dann ordentlich krachen.

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Extremwetter in Deutschland - Die Doku im Online Stream auf RTL+

(ctr)