Sorgen am Mittelmeer

Über 40 Grad: Droht dem Mittelmeer der nächste Katastrophen-Sommer?

von Paul Heger

Die Hitze ist am Mittelmeer längst zurück – nicht 30, nicht 35, sondern 40 Grad. Erst Spanien, jetzt Griechenland und die Türkei. Droht nach 2023 der nächste Extrem-Sommer im Zeichen der Klimakrise? Auch die Unwettergefahr ist in Teilen Südeuropas hoch.
Video: Horror-Sommer 2023 – Erst krasse Hitze und dann heftige Feuer

Schon wieder! Extreme Hitzespitzen am Mittelmeer

ARCHIV - 14.07.2023, Griechenland, Athen: Touristen gehen an einem heißen Tag bei ihrem Besuch des Parthenon-Tempels auf dem Akropolis-Hügel. (zu dpa: «Wegen Hitze: Akropolis mittags geschlossen») Foto: Angelos Tzortzinis/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Schon jetzt sind Sehenswürdigkeiten wie die Akropolis in Athen wegen zu großer Hitze wieder geschlossen. Die heißeste Phase des Jahres kommt erst noch. (Archivbild)

Im letzten Jahr erlebten weite Regionen des Mittelmeers eine historische Hitzewelle. Temperaturen von 40 Grad und mehr waren von Spanien bis zur Türkei keine Ausnahme. Auch wenn es keinen neuen Rekord für die höchste Temperatur in Europa gab, so war die Dauer das Extreme an der Wetterlage.

Das Ergebnis waren andere Rekorde: Griechenland erlebte 2023 beispielsweise den heißesten Sommer seit Messbeginn. Die Böden trockneten im Nu weiter aus. Waldbrände erfassten schnell große Gebiete und waren nur schwer zu löschen. Auch die Dürreregionen am Mittelmeer erlebten eine Verschärfung der ohnehin sehr kritischen Lage.

In diesem Jahr ist es noch schneller heiß geworden. Ende Mai gab es zunächst in Spanien rund 40 Grad. Anfang Juni war es dann in der Türkei so weit. Griechenland bekam einen Tag nach dem anderen mit Höchstwerten von 35 Grad und mehr. Nun sind es schon 40 Grad – viel früher als üblich und mit örtlichen Rekorden. Ist das ein schlimmes Omen?

Extreme Hitze legt nach Höhepunkt nur kurze Pause ein

Von Afrika bis Griechenland und in die Türkei gibt es aktuell eine extreme Hitzewelle mit teils über 40 Grad.
Von Afrika bis Griechenland und in die Türkei gibt es aktuell eine extreme Hitzewelle mit teils über 40 Grad.

Während es in Spanien und Italien wieder auf sehr normale Temperaturen von meist 25 bis 30 Grad abgekühlt hat, geht es am Mittwoch und Donnerstag an der Ägäis eher nochmal etwas nach oben. Spitzen zwischen 40 und 45 Grad sind möglich. Damit könnten zahlreiche Rekorde fallen.

Auch die Nächte werden sehr warm. In den dicht bebauten Regionen der Städte dürften die Temperaturen kaum unter 30 Grad fallen. Am Meer geht’s noch etwas weiter nach unten aber bei Wassertemperaturen von häufig 23 bis 28 Grad lässt das Meer regional auch keine starke Abkühlung mehr zu.

Ende der Woche dreht die Strömung und es kühlt auf Spitzen zwischen meist 30 und 35 Grad ab – immer noch überdurchschnittlich aber nicht mehr extrem. Teils geht das mit Unwettern einher. Zuletzt krachte es bereits heftig am Mittelmeer. Der Nahe Osten stöhnt bis dahin unter der brütenden Hitze von über 40 Grad. Im Laufe der nächsten Woche scheint schnell eine neue Hitzeblase in Richtung Italien, Balkan und Ägäis zu ziehen. Die Wettermodelle berechnen Spitzen um 40 Grad und mehr sowie eine Ausbreitung in der Fläche.

Tipp: Ein Teil der Mittelmeerhitze erreich bald Deutschland

Dürre und Waldbrände: Droht dem Mittelmeer eine Wiederholung von 2023?

25.07.2023, Griechenland, Gennadi: Gegen Abend erreichen Flammen die Ortschaft Gennadi, Anwohner stehen auf ihren Dächern vor riesigen Flammen und versuchen mit Wasserschläuchen ihre Häuser zu retten. Hitze am Mittelmeer - Tausende Menschen fliehen vor Waldbränden auf Rhodos. In Griechenland toben Waldbrände in zahlreichen Regionen. Betroffen sind auch beliebte Ferienorte wie die Inseln Rhodos und Korfu. Foto: Christoph Reichwein/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Waldbrände auf Rhodos in Griechenland Ende Juli 2023. Droht ein ähnlicher Sommer?

Das Muster, wie die Hitze aus Afrika in immer größeren und heißeren Blasen nach Südeuropa schwappt, ähnelt sehr der Lage im letzten Jahr. So weit, wie die operationellen Wettermodelle rechnen, gibt es immer wieder Spitzen um 40 Grad, teils dann auch wieder in Südspanien und damit sehr verbreitet am Mittelmeer.

Gleichzeitig sind die Wassertemperaturen deutlich erhöht. Das Mittelmeer hat den Hitzeüberschuss vom letzten Jahr noch gar nicht abgebaut, da dreht die Heizung aus der Luft jetzt schon wieder ordentlich auf. Auch der Blick nach Afrika verheißt nichts Gutes. Die letzten Wochen waren hier mit Werten von nahe 50 Grad deutlich heißer als üblich. Teile davon erreichen auch Südeuropa.

Sehen die experimentellen Langfristmodelle entspannter in die Zukunft? Das europäische Langfristmodell zeigt eine ausgeprägter Hitzeglocke bis in den August hinein – am gesamten Mittelmeer. Dazu bliebe es trockener als normal. Keine guten Vorzeichen hinsichtlich Hitze aber auch Dürre und Waldbrände. Die amerikanische NOAA berechnet zwar wärmere Sommermonate als üblich aber zumindest noch nicht in extremen Höhen. Das macht etwas Hoffnung.

(phe)