Brutale Langfristprognosen

Siebenschläfer mit Sommerausblick: Glühender Juli und explosiver August

von Claudia Träger

Am Dienstag, dem 27. Juni, ist Siebenschläfer-Tag. Dann entscheidet sich – zumindest den Bauernregeln mit einer gewissen Treffsicherheit nach – wie der Sommer sich entwickelt. Wir nehmen mal nicht nur die Vorhersage für Siebenschläfer, sondern auch die Langfristprognosen in den Blick. Und würden am liebsten gleich wieder wegsehen.

Trockener und zu warmer Juni 2023 als Ausganslage: Unwetter-Tief Lambert war Ausnahme

23.06.2023, Sachsen-Anhalt, Thale: Mitarbeiter des Bauhofes legen einen Graben in Thale frei. Am Tag nach dem Unwetter laufen die Aufräumarbeiten auf Hochtouren. Insbesondere im Landkreis Harz waren mehrere Orte wie Thale , direkt vom Unwetter betroffen. In Thale haben Wassermassen tonnenweise Geröll auf eine Straße und in einen Wassergraben gespült. Die Straße wurde bis zum Mittag gesperrt. Foto: Matthias Bein/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Aufräumarbeiten in Thale nach dem Unwettertag: Tief Lambert brachte vor allem Starkregen.

Der Juni 2023 wird am Ende zu trocken und zu warm in die Wetter-Geschichte eingehen. So viel ist schon mal klar. Da werden auch die lokalen Regengüsse von Tief Lambert und die vorübergehende kurze Abkühlung nichts dran ändern. Mindestens im Südwesten droht schon wieder die nächste Hitzewelle mit Temperaturen ein gutes Stück über 30 Grad und ein paar Schauer und Gewitter werden Anfang der kommenden Woche dem Norden vorbehalten sein.

Das Wetter an Siebenschläfer: So könnte es bleiben

Die Karte zeigt die Temperaturen in Deutschland am Siebenschläfertag 2023.
Nach der Hitze: Sommerlich warm soll es an Siebenschläfer werden.

Und da kommen wir auch schon zum Siebenschläfertag am Dienstag. „Wahrscheinlich wird es in der Nordhälfte mit Wind mal ein paar dichtere Wolken und nicht sonderlich ergiebige Schauer geben, im Süden bleibt‘s vermutlich trocken und sonniger“, sagt wetter.de-Meteorologe Paul Heger. Dabei bestehen hier noch größere Unsicherheiten, denn das deutsche Wettermodell sieht die Sache etwas trüber. Die Temperaturen dürften sich zwischen 18 Grad im Nordwesten und 30 Grad im Südwesten bewegen. Damit könnte man doch leben, wenn der Sommer so bliebe.

Allerdings: Durch die Kalenderreform ist der Siebenschläfer-Lostag eigentlich am 7. Juli. Und tatsächlich ruckelt sich zumindest im Süden Deutschland in dieser Phase oft das Wetter für den weiteren Sommerverlauf zurecht.

Wetter-Prognose für Juli 2023: Extreme Hitze und Dürre

Die Monatsprognose für Juli: Viel zu heiß und viel zu trocken.
Bitte neu berechnen: Wenn der Juli so heiß und trocken ausfällt, wie die Grafik zeigt, werden nur so die Temperaturrekorde fallen.

Unsere Monatsprognose für den Juli sieht leider alles anderes als einen gemäßigten zweiten Sommermonat. Brutale Hitze ist viel mehr angesagt, die das Monatsmittel am Ende fast 6 Grad zu warm da stehen lässt im Vergleich zum eh schon dem Klimawandel angepassten Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2020. Das wäre beispiellos. Hinzu käme, wenn die Prognose Recht behält, eine ausgewachsene Dürre-Periode. Fast 60 Liter zu wenig Regen wären fatal für Wiesen und Wälder, Land- und Forstwirtschaft. Die Waldbrandgefahr stände ruckzuck wieder auf dem Plan.

Lesetipp: Extrem wird normal - Die heißesten Sommer in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Das sagt die Wetterstatistik zum Juli-Regen

Bezogen auf die letzten zehn Jahre gab es in Deutschland dreimal einen zu nassen Juli. Und zwar in den Jahren 2014, 2017 und 2021. Viel zu trocken war es hingegen in den Juli-Monaten 2018, 2019, 2020 und 2022. Damit haben sich vor allem in den letzten Jahren stationäre Hochdruckwetterlagen gehäuft. Doch auch die Kernsommer unter Tiefdruckeinfluss waren vertreten und gipfelten im Katastrophen-Unwetter im Juli 2021.

Aktueller Trend für Augst 2023: Hitzige Unwetter drohen

Die Grafik zeigt den aktuell berechneten Temperaturverlauf im August.
Das sieht nach schwüler Gewitterluft aus: Viel zu warm gepaart mit teils kräftigen Niederschlägen.

Auch der August, in dem noch einige Hundstage, also die heißesten Tage des Jahres liegen, fällt nach den aktuellen Berechnungen mit gut 4 Grad über dem Durschnitt viel zu warm aus. Die Hitze dürfte allerdings auch noch schwül sein, denn durchweg sind Niederschläge prognostiziert. Es sieht – zumindest in der ersten Monatshälfte - nach einem regelrechten Monat der Unwetter und „Kreislaufwetter“ aus.

Auch die experimentelle Langfristvorhersage der NOAA sieht zwei viel zu heiße Monate auf Deutschland zukommen. Mit einem Plus von 2 Grad fällt die Abweichung aber noch gelinde aus. Das amerikanische Modell sieht ebenso einen zu trockenen Juli gefolgt von einem nasseren August. Aber auch hier sind gemäßigtere Varianten berechnet.

Obacht bei den Computer-Langfristtrends

Langfristberechnungen sind mit entsprechender Vorsicht zu genießen. Denn mit den Computertrends über einen Zeitraum von fünf bis bis zehn Tagen im Voraus oder gar mit Blick auf ganze Monate oder Jahreszeiten hinaus, verlassen wir die klassischen Wetterprognosen und wechseln in den experimentellen Bereich. Das sind eigentlich eher Hilfsmittel, die zum Beispiel der Energiewirtschaft dienen können.

Wie ist das Wetter im Sommer in Deutschland?

Hier ein Klimacheck für unsere Sommermonate Juni, Juli und August:

  • Meteorologischer Sommeranfang ist der 1. Juni, das Ende ist am 31. August, kalendarisch beginnt der Sommer um den 21. Juni herum
  • In diesen drei Monaten bekommen wir im Deutschlandschnitt normalerweise um die 230 Liter Regen pro Quadratmeter
  • In Sachen Sonnenschein ergattert jeder Sommermonat im Schnitt um die 210 Sonnenstunden, so dass es am Ende gerne mal um die 630 Stunden Sonne sind
  • Besonders heiße Sommer waren beispielsweise der Sommer 2003 (Durchschnittstemperatur über 19,5 Grad) oder die Sommer 2018 und 2019 (im Mittel knapp 19,3 Grad)
  • Außergewöhnliche Trockenheit brachten uns in Summe unter anderem die Sommermonate in den Jahren 2018 und 2019
  • Sehr nass verliefen zum Beispiel die Sommer 2011, 2017 oder 2021. Aber auch in den Sommern 2015 oder 2016 gab es regional etliche regenintensive Unwetterlagen
  • Die heißeste Phase mit vielen Stationen von um die 40 Grad und mehr erlebten wir im Juli 2019 als mit 41,2 Grad in Duisburg-Baerl auch der aktuelle deutsche Hitzerekord aufgestellt wurde

Unsere Wettertrends und Themenseiten

Sollten Sie Interesse an weiteren Wetter-, Klima- und Wissenschaftsthemen haben, sind Sie bei wetter.de bestens aufgehoben. Besonders ans Herz legen können wir Ihnen auch den 7-Tage-Wettertrend mit der Wetterprognose für die kommende Woche. Dieser wird täglich aktualisiert. Falls Sie weiter in die Zukunft schauen möchten, ist der 42-Tage-Wettertrend eine Option. Dort schauen wir uns an, was auf uns in den kommenden Wochen zukommt.

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(ctr)