Warmer September gleich kalter Oktober?

Bauernregeln für den September 2023 - Wettervorhersage wie früher

von Valerie Dörner

Landwirte erklärten sich einst wiederkehrende Wetterphänomene, die ihre Ernte beeinflussten, mit Regeln - oft in Reimform zum besseren Merken. Heute kennen wir diese als Bauernregeln. Foto: Arno Burgi
Schon vor Jahrhunderten erklärten sich Landwirte das Wetter mit eingängigen Regeln. (Symbolbild)

Früher ging die Wettervorhersage ganz ohne Computer – stattdessen beobachtete man den Himmel genau, um daraus Erfahrungswerte abzuleiten. Schließlich hing von einer erfolgreichen Ernte oft das Überleben einer ganzen Familie ab. Das gesammelte Wissen an Wetterbeobachtungen wurde von Generation zu Generation weitergegeben. Und an den klugen Sprüchen ist teilweise sogar etwas dran, wie Untersuchungen belegen. Auch für den September gibt es einige Weisheiten, die vor allem das Wetter im Herbst und Winter voraussagen sollen. Wir stellen sie Ihnen hier vor.

Wie Sankt Ägidientag, so der ganze Monat mag

Schon der erste Tag des Septembers soll also das Wetter des ganzen Monats voraussagen. Der 1. September ist nämlich der Tag des heiligen Ägidius, der im 8. Jahrhundert als Einsiedler in der heutigen Provence gelebt haben soll. Für diesen Tag gibt es gleich mehrere Bauernregeln. Eine weitere: Gib auf Ägidius wohl acht, er sagt dir, was der Monat macht.

Für den 1. September 2023 sind Temperaturen unter 20 Grad angesagt, hinzu kommt Niederschlag. Können wir damit also auch den restlichen September rechnen? Der Blick in die Aufzeichnungen zeigt: Je nach Wetterlage lassen sich unterschiedlich starke Aussagen für den restlichen Monat machen. Ein warmer Monatsbeginn sorgte in 60 Prozent der Fälle für einen zu warmen restlichen Monat. Deutlicher fällt das Bild aus, wenn der 1. September trocken war: Dann blieb der Gesamtmonat sogar mit 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit zu trocken.

Die Sonne scheint am 14.09.2016 durch ein herbstlich verfärbtes Blatt in einem Buchenwald bei Hannover (Niedersachsen). Foto: Julian Stratenschulte/dpa | Verwendung weltweit
Ist ein sonniger Monatsanfang ein Indikator für den ganzen Monat?

Am Septemberregen ist dem Bauer viel gelegen

Diese Weisheit liegt eigentlich auf der Hand. Eine andere Bauernregel besagt jedoch: Wenn Septemberregen den Weinberg trifft, so ist der Wein schlimmer als Gift. Schenkt man diesem Spruch Glauben, so dürften sich zumindest die Winzer eigentlich nicht über Regen freuen. Ob der Wein 2023 gut wird, bleibt aufgrund der teilweise großen Regenmengen im Juli und August bisher, bleibt abzuwarten.

18.08.2022, Rheinland-Pfalz, Langenlonsheim: Rieslingtrauben hängen am Stock in einem der Weinberge von Martin Tesch. Für den auf trockene Riesling-Weine spezialisierten Winzer sind die nächsten drei oder vier Wochen entscheidend, er hofft noch auf Regen. (zu dpa: «Trauben im Trockenstress - Hitze prägt den 2022er Jahrgang») Foto: Frank Rumpenhorst/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Für die Weinbauer ist später Regen eigentlich Gift. Doch bei dem trockenen Sommer wären auch hier ein paar Tropfen gern gesehen.

Donnert's im September noch, liegt der Schnee um Weihnacht hoch

Könnten uns einige donnernde Gewitter ein weißes Weihnachten bescheren? Im September treten zwar im Gegensatz zum August deutlich weniger, doch immer noch einige Gewitter auf. Ein Zusammenhang zwischen der Gewitterhäufigkeit im September und einem schneereichen Winter konnte allerdings bislang nicht nachgewiesen werden.

ARCHIV - 08.12.2014, Bayern, Unterjoch: Ein geschmückter Christbaum steht im Garten eines Bauernhofes. Der Klimawandel schmälert in vielen Regionen Deutschlands die Aussicht auf Weiße Weihnachten. (zu dpa: «Experten: Weiße Weihnacht wegen des Klimawandels immer seltener») Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Weiße Weihnachten werden wegen des Klimawandels immer seltener. Flächendeckenden Schnee in Deutschland an Weihnachten gab es zuletzt 2010.

Wenn im September viele Spinnen kriechen, sie einen harten Winter riechen

Eine Bauernregel der etwas anderen Art: Hier sollen ausgerechnet die bei vielen Menschen unbeliebten Achtbeiner etwas über das Wetter voraussagen. Besonders viele Spinnen sollen also auf einen klirrend kalten und harten Winter hindeuten.

Woher diese Bauernregeln kommt, ist ungeklärt. Bislang gibt es allerdings keine Berichte über besonders viele Spinnen dieses Jahr. Über das Winterwetter in diesem Jahr lassen sich zwar noch keine zuverlässigen Voraussagen treffen – doch wirft man einen Blick auf die letzten paar Winter, dann könnte sich der Trend, dass die Winter zu mild sind, fortsetzen.

September warm - Oktober kalt

Auch dazu gibt es gleich mehrere Bauernregeln. Zum Beispiel noch diese hier: Auf einen heiteren und warmen September folgt gern ein trüber und rauer Oktober. Aber deutet ein warmer September wirklich auf einen kalten Oktober hin? Dieser Zusammenhang konnte nach Auswertung langjähriger Aufzeichnungen nicht bestätigt werden. Im Gegenteil: In etwa 62 Prozent der Fälle folgt einem kalten September auch ein kalter Oktober und einem warmem September eben ein warmer Oktober.

Eine Frau läuft unter ihrem Regenschirm am 10.10.2012 in Biberach an der Riß (Baden-Württemberg) an einem Ahornbaum mit gelben Blättern vorbei. Auf dem Boden liegen zahlreiche abgefallene, gelb verfärbte Ahornblätter. Für die nächsten Oktober-Wochen sagen die Meterologen regnerisches Herbstwetter im Süden voraus. Foto: Jan-Philipp Strobel/dpa  +++(c) dpa - Bildfunk+++
Der September soll schön und trocken werden - kommt im Oktober also endlich der erhoffte Regen?

Weitere Bauernregeln für den September

  • Warmer und trockener Septembermond mit reifen Früchten reichlich belohnt.
  • Wenn der September noch donnern kann, setzen die Bäume viel Blüten an.
  • Ist September warm und klar, hoffen wir auf ein fruchtbar Jahr.
  • Nach Septembergewittern wird man im Februar vor Kälte zittern.
  • Viel Nebel im September über Tal und Höh’, bringt im Winter tiefen Schnee.

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(vdö)