Klimakrise im Bewusstsein der Menschheit angekommen

5 Jahre Greta Thunberg und ihr Schulstreik: Was hat sich seitdem getan?

von Oliver Scheel

Vor fünf Jahren setzte sich ein junges Mädchen jeden Freitag vor das schwedische Parlament – mit einem Pappschild. Sie werde nicht weiter zur Schule gehen, bis das Thema Klimawandel von den Regierenden ernsthaft angepackt wird. Das Mädchen war 15 und es war die junge Greta Thunberg. Aus ihrem Protest entwickelte sich die Klimaschutzbewegung „Fridays for Future“, der sich Millionen junge Menschen anschlossen. Was hat „FFF“ erreicht?

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Problematik der globalen Erwärmung ist allen bekannt

Es ist eindeutig, dass sich die Weltbevölkerung der großen Probleme, die durch die globale Erwärmung auftreten, bewusst ist. Das ist auch ein Verdienst von „Fridays for Future“. Durch ihren andauernden Protest, durch ihre Präsenz in den sozialen Medien und durch die mediale Aufmerksamkeit, die Thunberg und ihre Mitstreiterinnen erzeugten, wissen wir alle Bescheid. Die Klimakrise ist da.

Der Klimawandel ist also in den Köpfen angekommen, die Belege der Wissenschaft sind eindeutig und leider nicht nur das: Die Klimakrise schlägt ja schon zu. Überall. Am Horn von Afrika fallen die Regenzeiten aus, Migrationsbewegungen stehen gerade erst am Anfang, Waldbrände von ungekanntem Ausmaß toben auf unseren Urlaubsinseln, Kanada erlebt die heftigste Waldbrandsaison seit Beginn der Aufzeichnung, Temperaturen klettern in schwindelerregende Höhen, nie waren die Meere so warm wie in diesem Sommer, Südeuropa schwitzte unter einer nicht enden wollenden Hitzewelle mit Temperaturspitzen, die kaum für möglich gehalten wurden. Das Tempo der Veränderung ist verrückt.

Das zeigt den krassen Handlungsbedarf und da tut sich die Schere auf. Offenbar ist es so, dass je mehr die Menschen über die Folgen ihres Handeln wissen, desto mehr verschließen sie die Augen und hoffen, dass der Kelch eines schweren Unwetters an ihnen vorüber geht. Das Vogelstrauß-Prinzip – Kopf in den Sand. Das kann nicht gut gehen, denkt auch Thunberg.

Für Thunberg gibt es nur einen Schluss: "Wir brauchen radikalen Klimaschutz"

Climate activist Greta Thunberg of Sweden waits for a hearing in a court in Malmo, Sweden, Monday, July 24, 2023. Thunberg appeared in court on Monday charged with disobeying law enforcement in connection with a protest in Malmo in southern Sweden last month. (AP Photo/Pavel Golovkin)
Thunberg ist erwachsen geworden - aber immer noch Aktivistin

„Auch wenn wir immer wieder gezeigt haben, dass wir Millionen auf der ganzen Welt sind, die Veränderung fordern, bewegt sich die Welt nicht in die richtige Richtung“, schrieb die 20-Jährige in den sozialen Netzwerken X und Instagram, in denen ihr jeweils Millionen Menschen folgen. Der Ausstoß klimaschädlicher Gase steige weiterhin an, man nähere sich den planetarischen Kipppunkten schneller als bisher erwartet.

Aus dieser Situation gibt es Thunberg zufolge nur einen Ausweg. „Wir brauchen dringend radikalen Klimaschutz, um zu retten, was noch gerettet werden kann, und um die katastrophalen Auswirkungen der Klimakrise, die Menschen bereits erleben, so weit wie möglich zu begrenzen“, machte die junge Schwedin klar. Dabei brauche es den Druck der Klimabewegung Fridays for Future. „Wir müssen den Druck aufrechterhalten und dürfen nicht zulassen, dass die Leute an der Macht Menschen und den Planeten für Profit und Gier opfern.“

Es gibt auch gute Nachrichten

Thunberg hat eine ganze Generation inspiriert. Junge Menschen sind häufiger Vegetarier, sie verzichten auf Flugreisen, leben bewusster. Aber sie leben auch mit der Angst. Der Angst, in einer kaputten Welt erwachsen werden zu müssen. Doch die Proteste der Klimabewegung zeigen auch schon Wirkung – zumindest hier und da.

Ein paar Beispiele: Die Stadt Kiel will bis 2040 klimaneutral werden. Das ist nicht einfach, aber Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) hat die Zeichen der Zeit erkannt. Höhere Temperaturen, Starkregen und das Ansteigen des Meeresspiegels erhöhen den Handlungsdruck an der Förde.

Die Stadt erreichte 2020 eine CO2-Einsparung zum Basisjahr 1990 von 43 Prozent. Die Strom- und Wärmeversorgung der Stadtwerke soll bis 2035 vollständig auf Wasserstoff, Großwärmepumpen und Geothermie umgestellt werden. In Kooperationen mit dem Umland will die Stadt die Nutzung von Biomasse und grünem Wasserstoff vorantreiben. Beschlossen ist der Neubau einer Stadtbahn. Busse und Fähren sollen künftig komplett mit Elektroantrieb fahren, das Radnetz ausgebaut, Carsharing und Leihradangebote erweitert und die Solarenergie stärker genutzt werden. Alle in der Stadt müssten mitmachen, sagte Kämpfer.

So kann es etwas werden mit der Klimawende. Die Menschen mitnehmen. „Das reicht vom Kühlgerätetausch bis zu Energiespartipps im Haushalt, von Zero Waste bis zur hauseigenen Solaranlage“, so der Bürgermeister. Lübeck will sogar schon 2035 klimaneutral sein.

Österreichs CO2-Emissionen fallen und fallen

co2 emissionen weltweit
Die CO2-Emissionen weltweit von 1960 bis 2021 - die Kurve geht nach oben (Quelle: statista.de)

In Österreich sind die Treibhausgasemissionen 2022 laut Umweltministerium auf den niedrigsten Wert seit Beginn der Berechnungen im Jahr 1990 gesunken. Im Vergleich zum Vorjahr sei der Ausstoß nach vorläufigen Daten um 6,4 Prozent zurückgegangen, sagte Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) in Wien. „Klimaschutz ist ein Marathon - und kein Sprint“, sagte sie mit Blick auf weitere nötige Anstrengungen. Das Minus sei in allen Bereichen wie Verkehr, Gebäude und Industrie zustandekommen.

Es gibt sie also schon, die guten Nachrichten und die Menschen und Regierungen, die den Handlungsdruck erkannt haben. Weltweit gesehen aber steigen die Emissionen noch an. Das liegt in erster Linie an den großen Volkswirtschaften USA und China, die das produzieren, was die Welt konsumiert. Nur, wenn wir alle unseren Konsum zurückschrauben, hat das Klima eine Chance. Dass die Weltbevölkerung darüber Bescheid weiß, ist auch das Verdienst eines Stockholmer Mädchens, das sich vor fünf Jahren mit einem Pappschild vor das Parlament in Stockholm setzte – und dies übrigens immer noch tut, auch 261 Wochen später.

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(osc mit dpa)