Fiese Schädlinge
Miniermotten treiben ihr Unwesen – und schicken unsere Kastanien jetzt schon in den Herbst

Wer in der Nähe von Kastanienbäumen wohnt, kennt diese Anomalie vielleicht: während andere Bäume im Spätsommer noch grün und kräftig strahlen, verlieren die weißblühenden Rosskastanien schon ihre Blätter – als könnten sie den Herbst kaum erwarten. Dabei handelt es sich keineswegs um ein Naturphänomen, sondern um kleine Schädlinge, die die Blätter welken lassen: Miniermotten.
Die kleinen Kastanien-Feinde – sie sind wieder da
Wenn die Bäume in der Nachbarschaft oder im Park schon im August ihre Blätter abwerfen, als würden sie sich vor allen anderen auf die kalte Jahreszeit vorbereiten, ist meistens sicher: es handelt sich um weißblühende Rosskastanien, die von Miniermotten geplagt werden.
Genauer gesagt handelt es sich um die Larven dieser Schädlinge. Schlüpfen diese aus den Eiern – abgelegt auf den Blättern der Kastanien – fressen sie sich durch die Blätter. Diese verlieren so ihre Nährstoffe und Feuchtigkeit und verwelken. Wer nicht von den Schädlingen weiß, könnte die braunen und abfallenden Blätter damit verwechseln, dass die betroffenen Kastanien schlicht früher in den Herbst wechseln als andere Baumarten.
Beim Befallen der Pflanzen hilft den Motten außerdem die zunehmende Trockenheit. In vielen Gegenden – vor allem im Nordosten Deutschlands – sind die Böden in den vergangenen Jahren vielerorts zu trocken gewesen. Durch mangelnde Feuchtigkeit sind die weißblühenden Rosskastanien gestresster und anfälliger für Angriffe durch Schädlinge.
Miniermotten haben sich in Europa ausgebreitet – und zwar erst vor einigen Jahren
Bereits im Spätsommer welkende Bäume sind übrigens kein Problem, denn das hatten wir schon immer. Tatsächlich sind weißblühende Rosskastanien seit Jahrhunderten beliebte Stadtbäume, gerade weil sie so schöne Blätter und Blüten haben.
Die gefräßigen Motten, die für das frühe Welken verantwortlich sind, stammen höchstwahrscheinlich aus dem Balkan, aus schwer zugänglichen Regionen in der Wildnis. Erst ab den späten 1980er-Jahren ist es den Insekten gelungen, sich weiträumig in Europa auszubreiten.
Wer sich sonst noch ausbreitet: Kriebelmücken auf dem Vormarsch
Wir können den Bäumen helfen

Ist eine Kastanie durch Miniermotten befallen, ist ihr Schicksal noch nicht besiegelt. Die Larven sind zwar lästig, da sie den Baum seine Blätter kosten, die er für die energie- und nährstoffspendende Photosynthese braucht. Den Schaden kann der Baum aber verkraften. Anders ist das, wenn die Insekten die Kastanien immer wieder stark befallen und Faktoren wie zu trockene Böden dauerhaft hinzukommen. Dann können sie absterben.
Allerdings kann jeder den Bäumen relativ leicht helfen – mit dem Einsammeln der heruntergefallenen Blätter. In ihnen befinden sich nämlich immer noch die Larven, die später zu neuen Motten schlüpfen. Durch immer mildere Winter können sie die kalten Monate immer leichter überleben und im nächsten Jahr erneut über die Kastanien herfallen. Daher ist es besser, sie schon vorher, mit den herumliegenden Blättern zusammen, aus dem Verkehr zu ziehen.