Menschlicher Kot und Urin als Dünger
Forschungsteam aus Brandenburg macht erstaunliche Entdeckung
von Julian Hirmke
Normalerweise gehören menschliche Exkremente ins Klo. Ein Forschungsteam aus Großbeeren will das in Zukunft ändern und menschlichen Urin als Dünger einsetzen. Ekelhafte Vorstellung? Was bisher verboten ist, könnte ein großer Schritt Richtung Agrarwende sein.
Im Video: Bernd Fuchs stellt das Projekt im Klima Update vor
Weißkohl anbauen mit Kot und Urin

Menschliche Körperausscheidungen mit Lebensmittel in Verbindung bringen – da stellen sich bei dem ein oder anderen sicherlich die Nackenhaare auf. Bei Franziska Häfner und Ariane Krause vom Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ) sorgt es für Begeisterungsstürme. Sie bauten Weißkohl an, dessen Dünger zu großen Teilen aus menschlichem Kot und Urin bestand. Das Ergebnis ist genauso überraschend wie positiv!
Enormes Potential von Urin
Das Team um die beiden Forscherinnen verwendete neben Aurin auch Crop, einen Dünger auf Urinbasis, welcher auch schon in der Raumfahrt für Mond- und Marsmissionen entwickelt wird. Weil die Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist, nahm das Forschungsteam künstlichen Urin als Ausgangsstoff. Daneben gab es noch Kompost aus menschlichem Stuhl und Vinasse, ein für den Bioanbau zugelassener Dünger aus Reststoffen der Zucker- und Alkoholindustrie. Das Team setzte Weißkohl in drei verschiedene Böden, die sich im Lehmanteil unterschieden. Außerdem gab es Kombinationen aus Stuhlkompost sowohl mit Aurin als auch mit Crop. Das erstaunliche Ergebnis: Die Düngermittel aus menschlichem Urin waren genauso gut wie die üblichen Dünger für den biologischen Landbau! Lediglich die Kombination aus Kot und Urin schnitt etwas schlechter ab. Die reine Kot-Variante brachte die geringsten Erträge.
Fäkalien als Dünger in Deutschland verboten

Das Forschungsteam fordert auf, die Düngermittelverordnung zu ändern – noch ist Düngen mit Urin in Deutschland verboten. Bis zu 25 Prozent der herkömmlichen synthetischen Mineraldünger in Deutschland könnten durch Recyclingdünger aus menschlichem Urin oder Kot ersetzt werden, so Ariane Krause. Was in Österreich, Liechtenstein und der Schweiz erlaubt sei, soll auch gängige Praxis in Deutschland werden. Bedenken um nachweisbare Krankheitserreger oder medizinische Wirkstoffe hatten sie in ihrem Versuch nicht. Eine ausführliche Untersuchung des Weißkohls auf 310 Substanzen stellte lediglich einen erhöhten Wert von Carbamazepin fest, was ein Medikament gegen Epilepsie ist. Um den Wirkstoff für eine Tablette des Präparats zu erhalten, müsste man ganze 521.000 Weißkohlköpfe essen. Guten Appetit!
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(uhi)