Zahl der Hitzetoten um 30 Prozent gestiegen

Hitze und Fluten: 2023 war Jahr der Extreme in Europa

Im Sommer 2023 schwitzt der gesamte Mittelmeerraum unter einer brachialen Hitzeglocke. Dabei wüten dürrebedingte Waldbrände, während im Alpenraum oder im Norden Europa teils heftigste Unwetter unterwegs sind. Das fassen jetzt auch Copernicus und die WMO in ihrem Bericht zusammen.
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Worum geht es?

Laut dem Bericht von Klimawandeldienst Copernicus und der Weltwetterorganisation WMO sind 2023 so viele Tage mit enormer Hitze wie nie seit Beginn der Aufzeichnungen verzeichnet worden. Das schreiben laut dpa die beiden Dienste in einem gemeinsamen Bericht, der am Montag veröffentlicht wurde. Demnach reichen die Aufzeichnungen bis 1940 und teils auch weiter zurück. Insgesamt sei das vergangene Jahr – je nach Datensatz – das zweitwärmste oder zusammen mit 2020 das wärmste Jahr in Europa seit Beginn der Messungen gewesen, heißt es in dem Bericht zum Zustand des Klimas in Europa (ESOTC).

Zahl der Hitzetoten um 30 Prozent gestiegen

Über ganz Europa gemittelt waren im letzten Jahr 11 Monate überdurchschnittlich warm. Der September 2023 sei sogar der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1940 gewesen. Insgesamt sei ein Rekordwert an Tagen mit sogenanntem extremen Hitzestress registriert worden, also gefühlten Temperaturen von über 46 Grad. Die Zahl der hitzebedingten Todesfälle sei in den vergangenen 20 Jahren im Schnitt um 30 Prozent gestiegen.

„2023 war ein komplexes und vielschichtiges Jahr, was die Klimagefahren in Europa angeht”, sagte der Direktor des Copernicus Climate Change Service (C3S), Carlo Buontempo. „Wir wurden Zeuge von weitverbreiteten Überschwemmungen, aber auch von extremen Waldbränden mit hohen Temperaturen und schweren Dürren.”

Zum Teil enorme Regenmengen

Weitere Ausführungen gelten den Niederschlägen. Insgesamt fiel in 2023 sieben Prozent mehr Regen als im Durchschnitt. Es sei eines der nassesten bislang registrierten Jahre gewesen, heißt es in dem Bericht. In einem Drittel des Flussnetzes in Europa seien Wassermengen verzeichnet worden, die die Hochwasserschwelle überschritten. So gab es schwere Überflutungen unter anderem in Italien und Griechenland, Ende des Jahres waren Teile Norddeutschlands betroffen.

Erhebliche Unwetter und extreme Hitze - wie passt das zusammen?

Der Klimawandel ist gleich in mehreren Punkten ausschlaggebend. Einerseits bei der fehlenden Dynamik, also bei der Haltbarkeit von Wetterlagen. Zwar sind die Auswirkungen des Klimawandels hierbei diskutabel. Jedoch spielt hierbei das rapide Abschmelzen der Polkappen eine wichtige Rolle. Schlussendlich verlangsamt das die wettersteuernden Strömungen, was wiederum stationärere Wetterlagen ermöglicht. Damit können heißere Luftmassen über längere Zeiträume und weitere Strecken und höhere Breiten transportiert werden. Gleichzeitig können sich auch Unwetterlagen länger halten und intensiver ausgeprägt sein.

Eine weitere Folge der weltweiten Temperaturerhöhung ist, dass die Atmosphäre grundsätzlich mehr Wasserdampf aufnehmen kann. Die Niederschlagsereignisse sind somit potenziell intensiver beziehungsweise stärker. Die Faustregel: ein Grad mehr sind 7 Prozent mehr Niederschläge. Außerdem ist mehr Energie vorhanden, so dass Unwetter und Stürme heftiger sein können.

(bal mit dpa)