Landhebung durch Gletscherschmelze

Steigen Grönland und Skandinavien schneller an als der Meeresspiegel?

von Oliver Scheel

Das Klima auf der Welt ist aus den Fugen. Durch die markante Eisschmelze verlieren die großen Gletscher auf Grönland und der Antarktis enorm an Eismassen. Das wiederum lässt den Meeresspiegel wachsen. Aber: Das Land wird ohne Eis leichter und hebt sich ebenfalls. Die Natur geht sozusagen in ein Wettrennen – wer wächst schneller?
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Weniger Gewicht - Land hebt sich

Im Prinzip ist es einfach und logisch: Auf Grönland lastet der grönländische Eisschild, im Schnitt 1,5 Kilometer dick, teilweise befindet sich sogar 3 Kilometer Eis über der größten Insel der Welt. Doch dieses Eis schmilzt. Damit lastet weniger Gewicht auf den Landmassen und diese beginnen sich zu heben. Und zwar rasend schnell, geologisch gesehen.

Durch die Erderwärmung verliert Grönland an Eis – etwa 250 Milliarden Tonnen fließen als Süßwasser ins Meer und beeinflussen dort zum Beispiel die für uns wetterbestimmenden Meeresströmungen wie den Golfstrom.

Grönland hebt sich schneller als der Meeresspiegel steigt

Colorfully painted houses in the small town of Uummannaq on Uummannaq Island, Greenland, Denmark, Polar Regions PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY Copyright: MichaelxNolan 1112-7027
Diese Häuser in Uummannaq entfernen sich von der Küste. Grönland hebt sich an.

Unter dem Gewicht des Eises drückte sich die Erdkruste in den Erdmantel. Dass das Land sich nun hebt, wenn weniger Druck auf ihm lastet, ist nicht neu. Wir wissen seit langem, dass Skandinavien sich seit 1.000 Jahren in einem Landhebungsprozess befindet. Isostatischer Aufstieg nennen das die Wissenschaftler. So blicken wir ein wenig in die Vergangenheit bei diesem Prozess, denn Skandinavien war einst voll vergletschert, nur kümmerliche Reste sind übrig, aber der Prozess wird noch einige Tausend Jahre andauern, ehe ein sogenanntes isostatisches Gleichgewicht erreicht wird.

Die Gletscherschmelze auf Grönland hat allerdings beängstigende Ausmaße angenommen, der Eismasseverlust ist gigantisch und verläuft immer schneller. Das Spannende für die Grönländer: Ihre Insel hebt sich schneller als der Meeresspiegel steigt, wie eine Studie von Danjal Longfors Berg von der Technischen Universität Dänemark (DTU) zeigt, die in den „Geophysical Research Letters“ publiziert wurde.

Es entstehen neue Inseln und Schären und damit neue Landkarten

So stellten die Forschenden fest, dass Grönland zwischen 2013 und 2023 um bis zu 23 Zentimeter angestiegen ist. Das bedeutet, dass sich Grönland bis zum Jahr 2100 um fast zwei Meter rerheben würde. Da kann der Meeresspiegel nicht mithalten. „Dies sind ganz erhebliche Landhebungen, die wir jetzt nachweisen können. Sie zeigen, dass sich lokale Veränderungen in Grönland sehr schnell vollziehen und das Leben in Grönland beeinflussen. Sie wirken sich auch auf die Landkarten aus, da neues Land aus dem Meer auftaucht und im Laufe der Zeit neue kleine Inseln und Schären entstehen“, zitiert die Fachzeitung „Spektrum“ den Wissenschaftler.

Mehr Probleme als Gewinn

ARCHIV - 16.08.2019, Grönland, Helheim Glacier: Zwei Studenten der New York University, die hier an einer Forschungsexkursion teilnehmen, sitzen auf einem Felsen mit Blick auf den Helheim-Gletscher. Am höchsten Punkt des grönländischen Eisschildes hat es am Wochenende zum ersten Mal seit Beginn der Wetteraufzeichnungen geregnet. (zu dpa "Erstmals Regen auf grönländischem Eisschild in 3200 Metern Höhe") Foto: Felipe Dana/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Etwa 80 Prozent von Grönland liegen unter Eis. Je mehr davon ins Meer fließt, umso weniger Druck lastet auf der Insel. Die beginnt sich zu heben.

Die Landhebung erzeugt aber auch Probleme, denn sie verläuft nicht wirklich linear. Beobachtungen zeigen, dass das Land an der Küste schneller steigt als weiter im Landesinneren. Das könnte Flüssen den Weg zum Meer versperren, Überflutungen und das Entstehen neuer Seen wären die Folge.

Im schwedischen Ratan hob sich das Land in den vergangenen 30 Jahren um mehr als 22 Zentimeter an. Seit Beginn der Messung 1892 immerhin etwa ein Meter. Mit der neuen steinigen Küste kann nicht unbedingt viel gemacht werden. Problematisch ist die Landhebung eher für viele Seehäfen, die ausgebaggert werden müssen, weil nicht nur die Schiffe einen immer größeren Tiefgang haben, sondern eben auch das Wasser nicht mehr so tief ist.

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(osc)