Schiffsstau vor den Schleusen

Panamakanal - geht dem wichtigen Transportweg das Wasser aus?

von Claudia Träger

Das Klima-Phänomen El Nino befeuert seit einigen Monaten nicht nur die Erderwärmung mit immer neuen Temperaturrekorden, sondern verschärft auch den extremen Wassermangel in Teilen von Mittel- und Südamerika. Betroffen ist neben den Flüssen im Amazonasbecken auch der Panamakanal.
Im Video: Christian Häckl erklärt im Klima Update, warum die Schifffahrt dort unbedingt Regen braucht.

Panamakanal: Ausgeklügelte Technik für eine Abkürzung durch Mittelamerika

Panamakanal
Der Panamakanal durchsticht das Land an einer seiner schmalsten Stellen.

Der Panamakanal ist eine der wichtigsten Wasserstraßen der Welt. Knapp sechs Prozent des Welthandels werden durch ihn abgewickelt. Er verbindet auf knapp 82 Kilometern Länge den Atlantik mit dem Pazifik. Der Kanal wurde am 15. August 1914 eröffnet und erspart der Schifffahrt seitdem die Fahrt um das Kap Hoorn oder durch die Magellanstraße an der Südspitze Südamerikas. Allerdings müssen auf dem Weg von Colon nach Panama City 26 Meter Höhenunterschied überwunden werden. Das geht mithilfe von insgesamt sechs riesigen Schleusen.

Länge in Kilometer81,6
Anzahl zu durchfahrender Schleusenkammern6
Dauer einer Durchfahrt in Stunden8 bis 10
max. Breite in Meter305
max. mögliche Schiffsbreite in Meter51,25
max. mögliche Schiffslänge in Meter370,33
max. möglicher Tiefgang in Meter15,2
Schiffspassagen 202214239
Fracht in Millionen Britischen Tonnen 2022291,76

Wasser für den Panamakanal kommt aus Gatun-See

Sluice. A  device for raising and lowering boats.
Ein Schiff steht zwischen den Schleusentoren in der Schleusenkammer.

Drei Schleusen sind notwendig, um die Höhendifferenz von 26 Metern nach oben zu überwinden. Die anderen drei Schleusen lassen die Schiffe wieder ab auf die Höhe des Pazifiks. Und das funktioniert so:

Der Bereich vor der Schleuse mit dem höheren Wasserstand nennt sich Oberwasser, der mit dem niedrigeren Wasserstand Unterwasser. Wenn das Schiff nach oben will, fährt es in die sogenannte Schleusenkammer, die mit Wasser gefüllt wird, bis der Wasserstand des Oberwassers erreicht wird. Das obere Schleusentor öffnet sich und das Schiff kann die Kammer verlassen und weiterfahren. Kommt das Schiff vom höher gelegenen Teil des Kanals oder Flusses, wird in der Schleusenkammer Wasser abgelassen, bis das Niveau des Unterwassers erreicht ist. Dann kann das Schiff die Fahrt fortsetzen.

Wie bei anderen Fließgewässern kommen die Schleusen im Panamakanal zwar ohne Pumpen aus, für jedes Schiff, das den Kanal durchquert, fließen aber 200.000 Tonnen Süßwasser ins Meer. Und das Wasser, das da eingefüllt oder abgelassen wird, kommt aus dem Gatun-See. Der See ist ein künstlicher Wasserspeicher am höchsten Punkt des Panamakanals. Er versorgt die Region auch mit Trinkwasser. Normalerweise erhält dieses Reservoir durch ergiebige Regenfälle in den angrenzenden Gebirgen reichlich Nachschub. Aber eben nicht in der außergewöhnlichen Trockenzeit, die der Klimawandel mit sich gebracht hat und in diesem Jahr auch noch von El Nino verstärkt wird.

Stau am Panamakanal: Auswirkungen auf die Wirtschaft

Vom Aussichtspunkt des Besucherzentrums Miraflores beobachten Touristen die Schiffe, die durch den Panamakanal fahren - die berühmte Passage ist aber längst nicht die einzige Attraktion in dem mittelamerikanischen Land. Foto: Marcus Teply
Ausblick vom Besucherzentrums Miraflores auf eine der sechs Schleusen des Panamakanals.

Seit November 2023 sind wegen des niedrigen Wasserstandes die Kapazitäten für den Transport durch den Kanal stark reduziert. Die Kanalbehörde hat Zuladung und Tiefgang beschränkt und lässt weniger Schiffe als üblich passieren. Laut Schifffahrtsverlag Hansa standen Mitte November 123 Schiffe vor den Schleusen Schlange. Es kommt zu Lieferverzögerungen und die Transportkosten steigen. Mit dem Klimawandel könnte das von der Ausnahme zur Regel werden.

Für Panama ist die Situation besonders ungünstig, denn die Wirtschaft des Landes ist weitgehend auf den Kanal hin ausgerichtet. Einnahmen kommen hauptsächlich aus den Gebühren für die Durchfahrt und aus Dienstleistungen rund um den Kanal. Dazu zählt zum Beispiel die hier besonders problemlose Registrierung von Schiffen. So wurde Panama 1993 zum Land mit den meisten Registrierungen in der Welt. Im Jahr 2014 fuhren rund 7000 Handelsschiffe weltweit unter der Flagge Panamas.

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(ctr)