Frischer Wind für den Schiffsverkehr

Neue Segelschiffe gegen Schweröl-Frachter

von Claudia Träger

Die Abgase des Schiffsverkehrs wurden lange Zeit mehr oder weniger ignoriert, obwohl sie fast 3 Prozent des globalen Co2-Ausstoßes ausmachen. Mit unterschiedlichen Technologien kommt aber jetzt sprichwörtlich frischer Wind in diese Angelegenheit.
Im Video: Christian Häckl stellt im Klima Update drei Beispiele vor, die die Schifffahrt klimafreundlicher machen.

Sea Zero: Das emissionsfreie Kreuzfahrtschiff von Hurtigruten

Hurtigruten Sea Zero
Mit gutem Klimagewissen unterwegs in den Fjorden Norwegens.

Kreuzfahrten sind beliebt. Da können auch die besonders hohen Kohlendioxidemissionen nichts dran ändern, die die Touren über die Ozeane verursachen. Bei einer 7-tägigen Mittelmeerkreuzfahrt fallen laut Umweltbundesamt pro Person rund 1,9 Tonnen CO2-Äquivalente an. Hinzu kommt noch der CO2-Ausstoß für Flüge oder Fahrten zur An- und Abreise in den Hafen. Mit Flugzeugen gehören Kreuzfahrtschiffe zu den sehr klimaschädlichen Verkehrsmitteln für die Urlaubsreise. Aber sie sind eben auch für viele Unternehmen und Länder eine wichtige Einnahmequelle.

Daher tüftelt das norwegische Traditionsunternehmen Hurtigruten mit einigen Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft an einem emissionsfreien Kreuzfahrtschiff. Ab dem Jahr 2030 soll es die norwegische Küste befahren.

Hightech auf der traditionellen Postschiff-Route

Hurtigruten stellt ihr emissionsfreies Schiff der Zukunft vor.
Die norwegische Reederei Hurtigruten entwickelt das weltweit erste emissionsfreie Kreuzfahrtschiff.

Das Hurtigruten-Projekt Sea Zero soll das weltweit energieeffizienteste Passagierschiff entwickeln. Es soll rund 500 Gästen Platz bieten und auf der klassischen Postschiff-Route ebenfalls Autos transportieren können. Seine klimafreundlichen Ausstattungsmerkmale:

  • Elektromotorantrieb: Der Strom für den Motor kommt größtenteils aus riesigen Batterien, die an Land aus erneuerbaren Energien geladen wurden.
  • Wind- und Solarsegel: Die ausfahrbaren mit Photovoltaikmodulen ausgestetteten Segel machen das Schiff aerodynamischer und unterstützen den Elektromotorantrieb.
  • Verbesserte Stromlinienförmigkeit: Versenkbare Schiffsschrauben und eine spezielle Beschichtung des Schiffrumpfs lassen das Schiff mit geringerem Widerstand durchs Wasser gleiten.

Ziel der Schifffahrtsverbände und Reedereien: Klimaneutralität bis 2050

Schiffe konnten bisher ziemlich ungeniert CO2, Feinstaub, Schwefel und Stickoxide in die Luft pusten. Anders als beim Autoverkehr gab es keine Auflagen und Kontrollen. Da Schiffe meistens über Grenzen hinweg unterwegs sind, werden die Emissionen keinem Land zugeordnet und so fühlt sich auch niemand zuständig, sie zu reduzieren. Das soll und muss sich ändern.

Alles außer Schweröl - alternative Antriebe und Treibstoffe für die Schifffahrt

Es ist also höchste Zeit, den weltweiten Schiffsverkehr umwelt- und klimaverträglicher zu gestalten. Ein Großteil der Hochsee-, Küsten- und Binnenschiffe fährt nämlich mit Schweröl oder Diesel. Aber es gibt Alternativen: LPG, LNG, Methanol, Elektroantrieb. Förderungen und Strafen sollen dabei helfen, die Schifffahrt grüner zu machen.

Anzahl der weltweit betriebenen und bestellten Schiffe mit alternativen Antrieben

Anzahl der Schiffe weltweit mit alternativen Antriebsarten 2023
Im Juni 2023 waren weltweit insgesamt rund 2.000 Schiffe im Einsatz, die mit alternativen, klimafreundlicheren Treibstoffen betrieben wurden. Das sind rund 1,2 Prozent der weltweit eingesetzten Schiffe.

Elektroladestationen für Schiffe auf hoher See

Die Schifffahrt-Branche plant den Ausbau von Elektroladestationen auf dem Meer. Boote und Schiffe könnten so in Zukunft in der Nähe von Offshore-Windanlagen an schwimmenden Bojen Strom tanken. Damit sollen alleine in den ersten fünf Jahren rund 5,5 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden.

Akku laden im Meer – Strom statt Schweröl

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(ctr)