Zwei Gesichter des Mars

Rätselhafte Trennlinie oder Spuren kosmischer Gewalt auf dem Mars?

von Karim Belbachir

Die Mars-Dichotomie gehört zu den größten Rätseln des Sonnensystems. Neue Forschungsergebnisse eines Teams um Hrvoje Tkalčić und Weijia Sun werfen ein Licht auf die Ursachen der extremen Unterschiede zwischen den nördlichen Tiefebenen und den südlichen Hochländern. Sind innere Dynamiken oder kosmische Kollisionen dafür verantwortlich?

Der geologische Kontrast des Mars

Der "rote Planet" Mars. Das undatierte Computerbild wurde aus Aufnahmen der Viking-Raumsonde zusammengesetzt. Der Mars ist in unserem Sonnensystem der Erde am ähnlichsten, hat aber nur ein Zehntel der Masse und die Hälfte des Umfangs. Er ist von der Erde je nach Stellung der Planeten in ihren Bahnen zwischen 55,8 Millionen und 399,9 Millionen Kilometern entfernt. Die beiden US-"Vikings" waren vor 21 Jahren der letzte irdische Besuch, den der Rote Planet erhalten hat. Von den sechs Expeditionen, die seitdem zum Mars aufgebrochen sind, schlugen vier fehl. Mit dem "Pathfinder" und dem "Mars Global Surveyor", der unseren Nachbarplaneten im September erreicht, soll nun ein neues Kapitel der Erkundung des Planeten beginnen.
Der Krater des Valles Marineris ist auch ein Teil der Plattenverschiebung auf dem Mars.

Die Marsoberfläche ist einzigartig: Während die südlichen Hochländer von Kratern geprägt sind und bis zu sechs Kilometer über den nördlichen Tiefebenen liegen, zeigt sich der Norden erstaunlich glatt und geologisch jünger. Diese dichotome Aufteilung macht den Mars zu einem der faszinierendsten Objekte der Planetenforschung.

Streaming-Tipp auf RTL+: Mission Weltall

Heißer Kern, heiße Hypothese

Planet Mars in Dark Space, Shadow on Planet
Seit Jahren vermuten Wissenschaftler, dass es große Mengen an Wasser auf dem Mars gegeben habe. Sogar Ozeane seien vorstellbar.

Seismische Daten der NASA-Raumsonde InSight, die von einem Forschungsteam unter der Leitung von Hrvoje Tkalčić und Weijia Sun in einer im Geophysical Research Letters veröffentlichten Studie analysiert wurden, zeigen, dass das Gestein im südlichen Hochland wärmer ist als im Norden.

Dies deutet darauf hin, dass die Zweiteilung durch interne Prozesse, wie tektonische Bewegungen und Mantelkonvektion, entstand. Solche Vorgänge erinnern an die frühe Erdgeschichte und könnten tiefgreifende Einblicke in die Entwicklung von Gesteinsplaneten bieten.

Kosmische Gewalt: Impakte als Ursprung?

Frühere Annahmen von Wissenschaftlern legen nahe, dass ein gigantischer Einschlag in der frühen Marsgeschichte die nördlichen Tiefebenen geformt haben könnte. Simulationen zeigen, dass ein solcher Impakt die Kruste im Norden abgetragen und die einzigartigen Höhenunterschiede erzeugt haben könnte. Diese Theorie wird durch die deutlich dünnere Kruste in den nördlichen Regionen untermauert.

Die unterschiedliche Krustendicke zwischen Norden und Süden hatte offenbar tiefgreifende Auswirkungen auf die Oberflächengestaltung. Die dünnere Kruste im Norden begünstigte häufigere vulkanische Aktivitäten, die glattere Ebenen formten. Dies könnte auch erklären, warum in den nördlichen Gebieten potenziell einst Ozeane existierten.

Dichotomie als Schlüssel zur Marsgeschichte

Ob innere Dynamiken oder kosmische Kollisionen – die Mars-Dichotomie bietet einen einzigartigen Einblick in die geologische Vergangenheit des Planeten. Weitere Untersuchungen müssen nun zeigen, welche der Theorien näher an der Wahrheit liegt. Das Rätsel der zwei Gesichter des Mars bleibt also spannend.

Massenaussterben vor 66 Millionen Jahren: Dino-Killer war ein kohlenstoffhaltiger Exot

(kfb)