Clevere Skandinavier
Heizen im europäischen Vergleich: Die Zukunft heißt Wärmepumpe und Fernwärme
von Karim Belbachir
Ein Verbot von Öl und Kohle betriebenen Heizmethoden steht im Fokus. Die Bundesregierung treibt die Energiewende mit aller Macht voran. Zeit, einen Blick auf unsere Nachbarländer zu richten, denn die haben schon viel früher angefangen, umzustellen.
Im Video: Fragen zum geplanten Verbot ab 2024
Deutschland drückt auf die Tube
Die Energiewende wird von der Bundesregierung vorangetrieben. Bis 2030 sollen laut Plan mindestens 80 Prozent des Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen wie Windkraft oder Photovoltaik bezogen werden. Aber auch das Heizen der Zukunft steht im Fokus. Noch immer werden die meisten Wohnungen mit Erdgas gewärmt (51 Prozent). Dahinter liegt laut Statistischem Bundesamt (Destatis) mit rund 20 Prozent das Heizöl.
Durch die Sanktionen gegenüber Russland und dem Ausfall der Nord-Stream-Pipeline wird hier spätestens im nächsten Winter ein Problem entstehen. Kein Wunder also, dass Deutschland bei der Energiewende auf die Tube drückt, seine Ziele zu erreichen. Einige unserer Nachbarländer sind da schon ein ganzes Stück weiter. Wir schauen auf ein paar Beispiele, wie die Energiewende voranschreitet.
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Österreich: Ähnlicher Zeitplan wie in Deutschland

Im November des vergangenen Jahres hat die österreichische Regierung ein Gesetz verabschiedet, wonach die Nutzung von Kohle- oder Ölheizungen ab 2035 verboten ist. Schon 2025 sollen die alten Heizkörper ausgetauscht werden. Im Jahr 2040 geht es dann den Gasheizungen an den Kragen. Die dürfen zu diesem Zeitpunkt nicht mehr betrieben werden. Für die Umrüstung werden etwaige Fördermittel zur Verfügung gestellt. Schon seit diesem Jahr dürfen keine neuen Gasheizungen mehr verbaut werden. Unsere Nachbarn im Süden sind also auf einem ähnlichen Stand wie wir.
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Niederlande: Mehr als 80 Prozent der Heizungen mit Gas betrieben

Gerade in den Niederlanden liegt der Anteil der Heizungen, die mit Erdgas betrieben werden, besonders hoch. Mehr als 80 Prozent der Haushalte wurden im Jahr 2019 laut Eurostat mit dem fossilen Brennstoff gewärmt. Die Niederlande fördern allerdings ihr Gas selber in der Nordsee und sind nicht abhängig von russischem Gas oder amerikanischen LNG. Wärmepumpen machten hingegen nur 1,8 Prozent der verwendeten Heizmethoden aus.
Kein Wunder also, dass gerade dort mehr Gelder zur Förderung eines Umstiegs locker gemacht wurden. Jährlich sollen 150 Millionen Euro in die Förderung gesteckt werden. Das schließt allerdings auch Hybridmodelle mit ein. Heizungen, die ausschließlich mit Gas betrieben werden, sollen ab 2026 verboten werden.
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Frankreich: Land des Atomstroms

Atomstromland La France wärmt zu etwa einem Drittel (35 Prozent) mit Elektroheizungen. Ganze 56 Atomkraftwerke sorgen dafür, dass den Franzosen nicht kalt wird, wobei 26 stillgelegt sind, um Wartungsarbeiten vorzunehmen oder weil sie Schäden haben. Das führt natürlich zu Engpässen bei der Versorgung. Nun müssen sich die Franzosen mit dem Stromsparen auseinandersetzen. Ein Thema, das im Billigstromland Frankreich lange Zeit unvorstellbar erschien. Ein Umstieg auf Wärmepumpen ist bereits im Gange. Mehr als 4 Millionen dieser Heizmethode wurden mittlerweile verbaut.
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Skandinavien: Energiewende schon vor Jahren eingeleitet

Wesentlich besser machen es die Länder im Norden. Sie haben viel früher auf Alternativen gesetzt. In Dänemark beispielsweise wurde bereits vor knapp 10 Jahren eine Wende forciert. Die Voraussetzungen wurden aber schon wesentlich früher geschaffen. Fernwärme und Energieeffizienz sind dabei die Schlüssel. Von den 3 Millionen Haushalten werden jetzt schon 1,8 Millionen mit Fernwärme geheizt. Bis zum Jahr 2035 soll keine Wohneinheit mehr mit fossilen Brennstoffen geheizt werden. Das Ziel ist es, 75 Prozent der Haushalte mit Fernwärme auszustatten, die restlichen 25 Prozent mit Wärmepumpen. Dabei setzt die dänische Regierung nicht auf Verbote. Viel wichtiger ist es der Bevölkerung eine günstigere und effektivere Alternative schmackhaft zu machen.
Einen ähnlichen Ansatz hat Schweden, das mit Fernwärme heizt. Die wird meist durch Biomasse angetrieben. Da aber trotz der großen Waldflächen in Schweden ein wesentlicher Teil der Biomasse importiert wird, könnte das Land irgendwann vor neuen Herausforderungen stehen. Aber auch hier wurde frühzeitig eine Abkehr von fossilen Brennstoffen angeschoben. Gerade die Skandinavier zeigen, dass Deutschland spät dran ist – hoffentlich nicht zu spät.
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(kfb)