Neues Rätsel um Roten Überriesen
Beteigeuzes Rotation nimmt offenbar zu
Der Rote Überriese Beteigeuze in unserer Milchstraße ist einer der größten Sterne des bekannten Universums und eines der hellsten Elemente am Nachthimmel. Einmal mehr hat der Riesenstern nun Wissenschaftler vor ein Rätsel gestellt.
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Hat Beteigeuze einen Begleitstern verschlungen?
Er ist eines der hellsten Objekte an unserem Nachthimmel und doch mit 640 Lichtjahren unheimlich weit entfernt. Die Rede ist von Beteigeuze (Betelgeuse), dem Schulterstern des Sternbilds Orion. Der Rote Überriese ist eines der hellsten Objekte am irdischen Nachthimmel. Nun haben die Teleskope des Alma-Observatoriums (Atacama Large Millimeter/submillimeter Array) in der chilenischen Atacama Wüste eine schnellere Rotation des Roten Überriesen festgestellt, der eine 100-fache Größe der Sonne hat. Seine Bewegungsgeschwindigkeit lag bei etwa dem 50-fachen Tempo, das von Sternen seiner Größe bekannt war.
Forscher wie Jing-Ze Ma vom Max-Planck-Institut beschäftigen sich nun mit dem Grund für die Zunahme der Rotationsgeschwindigkeit. Dabei kamen mehrere Theorien auf. Zum einen könnte Beteigeuze vor rund 100.000 Jahren einen früheren Begleitstern verschlungen und dessen Drehimpuls aufgenommen haben. Doktorand Ma glaubt jedoch eher an eine andere Begründung.
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Intensive Aktivität auf der Oberfläche von Beteigeuze

Die Oberfläche von Beteigeuze zeigt pulsierende Aktivität, die von einem physikalischen Phänomen namens Konvektion gesteuert wird. Das vergleichen die Wissenschaftler mit kochendem Wasser, aber auf Beteigeuze ist dieser Prozess viel intensiver. Die aufsteigenden Blasen können enorm sein, möglicherweise sogar so groß wie die Umlaufbahn der Erde um die Sonne, und sie bedecken einen beträchtlichen Teil der Sternoberfläche. Ihre Bewegungsgeschwindigkeit kann bis zu 30 km/s betragen, was schneller ist als die Geschwindigkeit jedes bemannten Raumschiffs.
Laut Ma erwecke die turbulente Aktivität auf der Oberfläche des Sterns den Eindruck einer Rotation. Gruppen von aufsteigenden Blasen auf einer Seite des Sterns kontrastieren mit absteigenden Blasen auf der anderen Seite. Wegen der begrenzten Auflösung des ALMA-Teleskops wären solche konvektiven Bewegungen bei direkten Beobachtungen unscharf, was zu der dipolaren Geschwindigkeitskarte führen könnte.
Weitere Rätsel um Beteigeuze

Im vergangenen Jahr hatte sich die Helligkeit von Beteigeuze um mehr als 50 Prozent gegenüber seiner normalen Helligkeit gesteigert. Forscher gingen davon aus, dass der Riese bald in einer Supernova explodiert. Im April vergangenen Jahres hatte er 156 Prozent seiner üblichen Helligkeit und wurde damit zum siebt hellsten Stern am Nachthimmel. Astrophysiker Jared Goldberg vom Flatiron Institut Center for Computational Astrophysics erklärte im Wissenschaftsmagazin Scientific American: „Wir wissen, dass Beteigeuze bald explodieren wird, aber bald bedeutet irgendwann in den nächsten 10.000 bis 100.000 Jahren.“
Wenn Beteigeuze als Supernova explodiert, würde er für etwa drei Monate so hell wie der Halbmond am Himmel leuchten und auch tagsüber sichtbar sein. Allerdings sind solche Helligkeitsschwankungen bei Beteigeuze nicht ungewöhnlich. Der Stern hat einen etwa 400-Tage-Rhythmus, in dem er seine Helligkeit verändert. So hatte der Schulterstern des Orion 2019 für Aufsehen gesorgt, als er sich verdunkelte. Später stellte sich heraus, dass eine vom Stern ausgestoßene Gasblase Beteigeuze verdunkelt hatte.
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Supernova innerhalb von 100.000 Jahren?

Der Rote Überriese steht am Ende seines Lebenszyklus und ist deshalb für die Wissenschaft so interessant, weil er Aufschluss über die Entwicklung eines Superriesen gibt. Bei einer Supernova, deren Zeitpunkt nicht genau bestimmt werden kann (vermutlich innerhalb von 100.000 Jahren), würde es Aufschluss geben über die frei werdende Materie und wie diese sich im Universum verhält. Der Rote Überriese wird also auch in den kommenden Jahren immer wieder Rätsel aufgeben, die es zu lösen gilt.
Fakten rund um Beteigeuze

- Entfernung von rund 640 Lichtjahren
- 1000 Mal größer als die Sonne
- 10.000 Mal mehr Licht als die Sonne
- Schulterstern des Sternbilds Orion
- Weniger als 10 Millionen Jahre alt
- Kandidat für eine Supernova in Reichweite der Weltraumteleskope
- Typ M-Superriese am Ende seines Lebenszyklus
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(kfb)