Das Klima-Wunder aus Südamerika

Uruguay hat die Energiewende nahezu geschafft

von Christian Häckl & Henning Liss

Uruguay hat inzwischen beim Klimaschutz eine Vorreiterrolle eingenommen. Dahinter stecken nicht nur Bilanzen und Statistiken, sondern auch die Geschichte eines einzelnen Mannes, dem es gelang, in wenigen Jahren sein Land zu verändern und ein Rezept zu entwickeln, das auch anderen Staaten nützen kann.
Im aktuellen Klima Update erläutert Christian Häckl, wie Uruguay Deutschland und andere Länder auf dem Weg zur Klimaneutralität überholt hat.

Es hat mit einer Krise angefangen

Vor etwa 16 Jahren steckte die Energieversorgung von Uruguay in einer schweren Krise: Die Wirtschaft des Landes wuchs und der allgemeine Energiebedarf stieg drastisch. Uruguay nutzte damals hauptsächlich Wasserkraft und importiertes Öl um eigenen Strom zu erzeugen, doch das reichte nicht aus um den Bedarf zu decken: Es kam zu Stromausfällen.

Ein Physiker mit einem Plan: Ramón Méndez Galain

Wissenschaftler Ramón Méndez Galain aus Uruguay
Dieser Mann hat die Energiewirtschaft in Uruguay umgekrempelt: Wissenschaftler Ramón Méndez Galain bei einem TED-Vortrag im Juli 2023

Der Physiker Ramón Méndez Galain entwickelte damals einen ehrgeizigen Plan, um Uruguays Energiewirtschaft umzustellen – und wurde zu seiner eigenen Überraschung im Jahr 2008 zum Leiter der nationalen Energieversorgung berufen. So berichtete er es in einem Vortrag im Jahr 2023 in den USA.

Rasanter Ausbau in wenigen Jahren

energie gross
Diese Grafik zeigt den Energiemix den Uruguay zur Stromerzeugung nutzt: Seit 2008 wurde vor allem die Energiegewinnung aus Biomasse (Bioenergy) und Windkraft massiv ausgebaut. Öl (Oil) und Gas haben nun nur noch einen kleinen Anteil. Wasserkraftwerke (Hydropower) waren schon vorher eine wichtige Energiequelle (Quelle: Our World in Date)

Im Jahr 2007 spielte Windkraft keine Rolle bei der Stromerzeugung in Uruguay. Galain ließ diesen Bereich deutlich ausbauen. Um unabhängig vom Wetter zu sein, setzte der Phyisker außerdem stark auf die Stromerzegung aus Biomasse. Diese Kombination ist günstig für das kleine Land Uruguay, denn dort gibt es viel Wind und viel Landwirtschaft.

Galain ist stolz auf die Resultate

Nach Angaben von Galain hatte der Umbau des Energiesektors mehrere Vorteile:

  • Die Kosten der Energiegewinnung von Uruguay seien jährlich um 600 Millionen US-Dollar gesunken, das entspräche etwa einem Prozent des Bruttoinlandproduktes von Uruguay.
  • Das Land sei nun deutlich weniger abhängig von Öl-Importen, und auch von Wetterschwankungen.
  • 50.000 neue Arbeitsplätze seien entstanden. Für das kleine Land eine beachtliche Zahl.

Galain betont aber auch, dass die Umstruktierungen nicht einfach gewesen wären: Ein kompletter Umbau des Marktes sei notwendig gewesen. Langfrist-Verträge würden nun helfen die Preise stabil zu halten.

Kann dieses Modell anderen Ländern helfen?

Der Physiker erklärt, dass jedes Land sein eigenes Konzept für eine Transition finden müsse. Denn natürlich können die Verfügbarkeiten von zum Beispiel Sonnenschein, Wind und Wasser sehr unterschiedlich sein. Er findet aber, dass das uruguayische Modell grundsätzlich überall angewendet werden kann. Ein solcher Umbau würde allerdings einen starken politischen Willen brauchen, am besten einen breiten politischen Konsens. Er betont, dass erneuerbare Energien nicht nur dem Klimaschutz dienen, sondern auch weitreichende positive Effekte für die Wirtschaft haben können.

Inzwischen arbeitet Galain nicht mehr nur für Uruguay. Er hat zahlreiche Regierungen und Organisationen beraten. Als Akademiker hat er Studien publiziert sowie Vorträge und Seminare an über 30 Seminaren in 20 Ländern gehalten, wie das Kleinman Center für Energiepolitik (eine Einrichtung der Universität von Pennsylvania) berichtet.

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(cli, hha)