60 Prozent der Weltbevölkerung betroffen

Wahnsinn: Im Juni waren 5 Milliarden Menschen von extremer Hitze betroffen

von Oliver Scheel

Es vergeht kaum mehr ein Monat ohne neue Rekorde, ohne tödliche Wetter-Ereignisse. Wie die Wissenschaftsgruppe von „Climate Central“ dokumentierte, waren allein vom 16. bis 24. Juni ungefähr 60 Prozent der Weltbevölkerung von extremer Hitze betroffen. Zahl und Intensität der Hitzewellen kennen nur einen Weg: Den nach oben.
Im Video seht ihr, warum es immer stärkere Hitzewellen gibt

Hitze auf allen Kontinenten

Es liest sich wie eine Liste des Grauens – überall auf der Welt macht Hitze den Menschen zu schaffen. Auf der gesamten nördlichen Hemisphäre machte sich eine Hitzewelle breit, die teils mit extremen Hitze-Hotspots die Menschen in tödliche Bedrängnis brachte. Allein bei der Pilgerfahrt nach Mekka, der Hadsch, starben nach offiziellen Angaben mehr als 1.300 Menschen wegen der erbarmungslosen Temperaturen in Saudi-Arabien.

Hier eine Auswahl der Länder, die allein zwischen dem 16. und 24. Juli unter extremer Hitze litten:

  • 619 Millionen Menschen in Indien
  • 579 Millionen Menschen in China
  • 231 Millionen Menschen in Indonesien
  • 206 Millionen Menschen in Nigeria
  • 176 Millionen Menschen in Brasilien
  • 171 Millionen Menschen in Bangladesch
  • 165 Millionen Menschen in den USA
  • 152 Millionen Menschen in Europa
  • 123 Millionen Menschen in Mexiko
  • 121 Millionen Menschen in Äthiopien
  • 103 Millionen Menschen in Ägypten

Hitze tötet schnell und unsichtbar

Zunahme von Hitzetagen in Deutschland
Zunahme von Hitzetagen in Deutschland

Hitze ist ein sehr gefährliches Ereignis, besonders ältere Menschen und Kinder können sich schlecht schützen. Viele Menschen sterben, Todeszahlen sind nur schwer zu ermitteln, denn Hitze als direkte Todesursache wird selten angegeben. Meist sterben Menschen mit Vorerkrankungen. Ein Hinweis auf tödliche Hitzewellen ist dann eine statistische Übersterblichkeit. Im Sommer 2022 hat es allein in Europa wohl mehr als 60.000 Hitzetote gegeben. Man spricht von „unsichtbaren“ Toten, denn Hitze ist ein stummer Killer.

Die 1.300 toten Pilger in Mekka kann man recht eindeutig der Hitze zuordnen. So oder so, Hitze ist ein tödliches Extremwetter, das immer häufiger auftritt. Es gilt als sicher, dass Hitzewellen durch den menschengemachten Klimawandel mehr als dreimal so häufig auftreten wie vorher.

Wissenschaftsjournalist Eckart von Hirschhausen: Hitze ist ein unsichtbarer Killer

Rekordwerte überall - 50 Grad und längste Hitzewellen der Geschichte

KANSAS Kansas City, KS - JUNE 25: Canada goalkeeper Maxime Crépeau (16) attempts to a collapsed referee during the COPA America group A match between Canada and Peru on Tuesday June 25, 2024 at Childrenâs Mercy Park in Kansas City, KS. (Credit Image: © Nick Tre. Smith/Icon SMI via ZUMA Press) / action press
Zwischenfall beim Copa America Spiel Kanada gegen Peru in Kansas: Schiedsrichter Humberto Panjol erleidet einen Hitzekollaps

Die Forschenden beschreiben, wie sehr das Verbrennen der fossilen Energien diese Hitzewellen befeuert. „Mehr als ein Jahrhundert des Verbrennens von Kohle, Öl und Gas hat uns eine zunehmend gefährliche Welt beschert. Die Hitzewellen, die in diesem Sommer auf der ganzen Welt auftreten, sind unnatürliche Katastrophen, die immer häufiger auftreten werden, bis die CO2-Emissionen gestoppt werden“, erläutert Andrew Pershing, Wissenschaftler von „Climate Central“.

Ein paar Beispiele: In Griechenland starben bei mehr als 43 Grad sechs Touristen. In Mexiko gab es mindestens 125 Todesopfer, als die Temperaturen Rekordhöhen von unglaublichen 52 Grad erreichten. Selbst in Mexiko Stadt, der Ort liegt ungefähr 2.300 Meter über Meereshöhe, war es 34,7 Grad heiß. Irre.

In Indien ereignete sich die längste und bisher schlimmste Hitzewelle der Geschichte mit 50 Grad am Tag und immer noch 37 Grad in der Nacht – auch dies Rekordwerte. Bei solchen Temperaturen hat der Körper keine Chance mehr sich zu regenerieren, zumal viele Inder schutzlos der Hitze ausgesetzt sind.

Auch beim Sport gibt es Probleme: Die Extremwetter haben auch beim Fußballturnier Copa America in den USA zugeschlagen. Ein Schiedsrichterassistent kollabierte in der Hitze während des Spiels Peru gegen Kanada in Kansas, als die Temperaturen 38 Grad erreichten bei einer Luftfeuchtigkeit von mehr als 50 Prozent.

Hitze 35 Mal wahrscheinlicher - Rekorde auch auf der winterlichen Süd-Halbkugel

Übrigens: Selbst auf der Südhalbkugel, wo jetzt Winter herrscht, gibt es Rekordwerte: In Paraguay wurden 38 Grad erreicht, der heißeste Juni-Wert der Geschichte. Auch Peru setzte mit 36 Grad einen Winter-Rekord.

Eine Studie der „World Weather Attribution“ zeigt, dass der menschengemachte Klimawandel diese frühe extreme Hitze im Mai und Juni 35 Mal wahrscheinlicher gemacht hat. Es ist dringend an der Zeit gegenzusteuern.

(osc)