Globale Folgen

El Nino entwickelt sich rasant und verändert das Welt-Klima

von Paul Heger

Seit einiger Zeit häufen sich die Anzeichen eines neuen El-Nino-Ereignisses. Mittlerweile ist so gut wie klar: Es kommt und es wird wohl heftig. Nach Auswertungen des amerikanischen Wetterdienstes NOAA zeigen die Meeres-Temperaturen des Pazifiks große Abweichungen vom Normal. Die durch ein El Nino ausgelöste Kettenreaktion würde Folgen auf das globale Wetter und Klima haben.
Alle News rund um das Thema Klima und Klimakrise
Mit unseren „Klima Update“-Sendungen immer informiert sein

El-Nino-Ereignis ist so gut wie sicher

glbSSTSeaInd6
Die Prognosen für den Winter sind eindeutig: El Nino kommt! Die hier dargestellten Abweichungen der Meerestemperaturen im Vergleich zum Klimamittel zeigen zum einen, dass die Meere generell zu warm sind - wenig überraschend. Gleichzeitig sehen wir sehr große Abweichungen im Pazifik, was mit El Nino in Zusammenhang steht.

Im Pazifik gibt es – stark vereinfacht gesagt – ein Hin und Her von kühlerem und wärmerem Meerwasser. Gibt es vor Südamerika kühlere Meeresoberflächen handelt es sich um ein La-Nina-Ereignis. Ist das Meer wärmer, spricht man von einem El-Nino-Ereignis. Das Maximum dieser Klima-Phänomene findet für gewöhnlich um die Weihnachtszeit statt. Daher auch der Name La Nina, „das Christkind“.

Da das Meer eine gigantische Energiequelle ist, verändert sich damit auch das Klima – und das mit globalen Auswirkungen. Daher beobachten Forschende weltweit die Meeresdaten. Im Frühjahr wurden erstmalig deutlich positive Abweichungen der Meeresoberflächentemperatur vor Südamerika und entlang des Äquators beobachtet. Die Zeit war ohnehin reif für ein Umkippen dieser Energie-Schaukel im Pazifik. Mittlerweile ist quasi klar: Das nächste El-Nino-Ereignis ist in vollem Gange, auch wenn die offizielle Bestätigung wohl erst im Herbst kommt.

Globale Klima-Auswirkungen durch ENSO

Residents walk Wednesday 21 February 2007 through the flooded streets of the city of Beni, Bolivia. More than 10.000 inhabitants of this city and nearby fluvial ports have left their homes to take refuge in schools before the most serious crisis caused by zone rivers overflooding. In eight of nine departments of Bolivia, more than 350.000 inhabitants suffer from floods, landslides, frosts and droughts because of the known climatic phenomenon like "El Nino". EPA/Prefectura del Beni EDITORIAL USE ONLY +++(c) dpa - Bildfunk+++
El Nino brachte 2007 in Bolivien und Peru heftige Überflutungen und viele Todesopfer.

Der Wechsel aus La Nina und El Nino, auch ENSO genannt, sorgt großräumig für Veränderungen: Wo sonst eher trockenes und heißes Klima herrscht, wird es plötzlich deutlich nasser und kühler und andersrum. Im Umfeld des Pazifiks spürt man diese nicht selten mit Unwettern oder extremer Hitze und Dürre begleiteten Schwankungen am heftigsten. Aber eben nicht nur dort.

Da im Klimasystem alles zusammenhängt, sind die Auswirkungen von El Nino global. In Indien ist es heißer als normal. Im Südosten Afrikas herrscht Trockenheit, während es weiter nördlich teils heftig regnet. Der brasilianische Regenwald bekommt weniger Regen als normal, während die Hurrikan-Saison am Atlantik heftiger ausfällt und damit dem Süden der USA mehr Regen als üblich bringt. Gleichzeitig drohen weiten Teilen Nordamerikas höhere Temperaturen.

Neue Klima-Rekorde wahrscheinlich

Global gemittelte Meeresoberflächentemperatur für die Jahre 1981 (Messbeginn) bis 2023 zeigt, dass wir im aktuellen Jahr seit März auf Rekordniveau liegen.
Die global gemittelte Meeresoberflächentemperatur ist seit März auf Rekordniveau. Das aktuelle Jahr (dicke schwarze Linie) liegt deutlich über allen anderen.

Generell gibt es zu El-Nino-Jahren viele Effekte, die zu wärmeren bzw. heißeren Verhältnissen führen. Beispiel globale Meeresoberflächentemperatur: Seit März sind wir auf Rekordniveau! Noch nie seit Messbeginn waren die Meere der Welt zusammen betrachtet so warm.

Die Temperatur wird nachziehen und so werden die kommenden Jahre wohl die wärmsten seit Messbeginn. Nicht wenige Forschende gehen davon aus, dass die globale Temperaturabweichung im Vergleich zum Klimamittel erstmals in einzelnen Jahren die 1,5-Grad-Marke überschreiten könnten.

Die Auswirkungen von El Nino auf Deutschland und Europa

Je weiter entfernt der Pazifik, desto geringer im Generellen die Auswirkungen. Wir in Deutschland sind quasi genau auf der anderen Seite der Erde. Im Mittel vieler El-Nino-Ereignisse gibt es kleine Effekte. Die normalen Schwankungen der Witterungen bei uns in Europa und Deutschland überlagern die El-Nino-Effekte häufig deutlich.

Statistisch gesehen wird es besonders im Südwesten Europas nasser und wärmer. Die positiven, also „warmen“ Abweichungen der Temperatur breiten sich auch bis Mitteleuropa aus. Im Winter ist die Wahrscheinlichkeit von Kaltlufteinbrüchen etwas erhöht. Eine Prognose für unseren kommenden Winter ist das gewiss nicht. Was wir aktuell aber sehen, ist ein Umschwenken der Witterung auf feucht in Südeuropa und warm bis heiß bei uns. Es würde also zu El-Nino passen.

Unsere Wettertrends und Themenseiten

Sollten Sie Interesse an weiteren Wetter-, Klima- und Wissenschaftsthemen haben, sind Sie bei wetter.de bestens aufgehoben. Besonders ans Herz legen können wir Ihnen auch den 7-Tage-Wettertrend mit der Wetterprognose für die kommende Woche. Dieser wird täglich aktualisiert. Falls Sie weiter in die Zukunft schauen möchten, ist der 42-Tage-Wettertrend eine Option. Dort schauen wir uns an, was auf uns in den kommenden Wochen zukommt.

Damit Sie auch unterwegs kein Wetter mehr verpassen, empfehlen wir unsere wetter.de-App für Apple- und Android-Geräte.

Klima-Rekorde - Ist Deutschland noch zu retten? Die Doku im Online Stream auf RTL+

(phe)