Gas als Brückentechnologie - eine gute Idee?
Claudia Kemfert im Interview: Warum Gas als Brückentechnologie ein teurer Fehler ist
Seit 20 Jahren forscht die Wirtschaftswissenschaftlerin Claudia Kemfert über Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Im Interview mit Maik Meuser erklärt sie, warum das Festhalten an Gas ein teurer Fehler ist, worauf wir vielmehr setzen sollten und was ihr trotz allem Mut macht.
Das gesamte Video mit Claudia Kemfert seht ihr oben im Video
Gas ist eine Brücke ins Nichts
„Gas ist keine Brückentechnolgie mehr, wir müssen umstellen auf erneuerbare Energien. Gas ist eine Brücke ins Nichts“, sagt Kemfert im Interview für das aktuelle n-tv-Klima-Update. Die Bundesregierung sei von einer Angst zerfressen, dass wir ohne Gas nicht auskommen würden. Aber durch das jahrelange Festhalten am Gas sei die Energiewende ausgebremst worden und dafür würden wir nun im wahrsten Sinne des Wortes einen hohen Preis zahlen.
Dass Deutschland wirtschaftlich ins Hintertreffen geraten ist, liege auch am fehlenden Willen von politischer und unternehmerischer Seite. „Die Industrie schiebt die Investition seit Jahrzehnten vor sich her“ und übe lieber Druck auf die Politik aus, weiter auf fossile Energien zu setzen.
„Wir haben schon vor Jahren davor gewarnt, sich so abhängig vom fossilem Erdgas zu machen. Wir haben damals auf falsche Pipelineprojekte gesetzt, für die wir heute einen hohen Preis zahlen. Und jetzt bauen wir wieder überdimensionierte Infrastruktur. Die LNG-Terminals sind überdimensioniert und teuer. Das ist problematisch“, sagt sie.
Kemfert: Nicht mit den Ängsten der Menschen spielen, sondern aufklären

Kemfert sieht auch, dass mit den Ängsten der Menschen vor einem Winter ohne ausreichend Gas gespielt wird. „Wir brauchen keine Angst haben.“ Die Politik dürfe nicht suggerieren, dass es einfach so weitergehen könne. Denn Gas werde durch die hohe CO₂-Bepreisung nicht wieder billig werden. Heizen werde dann automatisch sehr sehr teuer. Das müsse auch klar kommuniziert werden.
Und was ist mit Wasserstoff? Auch dazu hat die Energieexpertin eine klare Meinung: Grüner Wasserstott sei der „Champagner unter den Energieträgern, weil er sehr kostbar ist und nur etwas für besondere Anlässe“. Er sollte eben nur da eingesetzt werden, wo es keine elektrische Alternative gebe. Dies sei zum Beispiel im Industriebereich der Fall.
Warum Kemfert dennoch optimistisch in die Zukunft blickt, seht ihr im Video
(osc)