Große Teile Niedersachsens unter Wasser

Hochwasser: Keine Entwarnung - neuer Regen gräbt an den durchweichten Deichen

von Oliver Scheel

Viele Pegelstände von den randvollen Flüssen in Niedersachsen sind wegen des anhaltenden Hochwassers weiterhin auf der höchsten Meldestufe. Und es kommt neuer Regen – viel Regen. Die Sorge vor Deichbrüchen wächst, auch Evakuierungen scheinen möglich.
Live-Ticker aus den Flutgebieten im Norden

Wie viel Regen kommt da noch?

hochwasser warnung
Die aktuellen Hochwasser-Warnungen. Rot bedeutet eine Warnung vor einem "Großen Hochwasser". Große Teile Niedersachsens sind betroffen. Quelle: Länderübergreifendes Hochwasser Portal (LHP)

Leider bestehen derzeit Unwetterwarungen vor starkem und ergiebigem Dauerregen. Tief Dietmar mit Zentrum bei Irland schickt weiterhin sehr feuchte und sehr milde Luft nach Deutschland, die Hochwasserlage wird sich dadurch wieder verschärfen.

Und zwar nicht zu knapp: „Bis Donnerstagfrüh kommen im Nordwesten des Landes 20 bis 40, in Staulagen des Sauerlandes und im Harz 60 bis 80 Liter Regen zusammen“, schätzt wetter.de-Meteorologe Carlo Pfaff die Situation ein. Selbst dreistellige Regensummen scheinen nicht ausgeschlossen. Der Deutsche Wetterdienst hält auch 120 Liter pro Quadratmeter innerhalb der nächsten 60 Stunden für möglich. Sauerland und Harz entwässern nach Norddeutschland und befeuern damit die Hochwassersituation. Niedersachsen gleicht jetzt schon fast einer Seenlandschaft, wie auch unser Bild belegt.

Gefährliche Wälder: Bäume haben keinen Halt mehr auf den weichen Böden

100 Liter Regen pro Quadratmeter wären natürlich desaströs, denn die Böden können schlichtweg kein Wasser mehr aufnehmen, die Talsperren sind zum Teil randvoll wie die Okertalsperre im Harz. Die Folgen der Niederschläge sind jetzt schon drastisch: Denn nicht nur die Deiche sind aufgeweicht und drohen zu brechen, auch im Wald leben Spaziergänger gefährlich. In der vom Hochwasser bedrohten Gemeinde Lilienthal bei Bremen dürfen zwei Wälder nicht mehr betreten werden.

„Die Böden der Wälder sind aufgrund der gestiegenen Grund- und Oberflächenwasserspiegel und der anhaltend hohen Wasserstände derart aufgeweicht, dass die Standsicherheit einiger Bäume nicht mehr gegeben ist und derzeit bereits teilweise entwurzeln und umstürzen“, heißt es in einer Aussendung der Gemeinde. Die Deiche dürfen sowieso nicht betreten werden.

Seit Tagen sind Einsatzkräfte in mehreren Regionen im Dauereinsatz. Betroffen sind vor allem Niedersachsen, Teile Nordrhein-Westfalens und der Süden Sachsen-Anhalts. Am Silvestertag hatte Bundeskanzler Olaf Scholz ein Hochwassergebiet in Niedersachsen besucht, einen Tag später Bundesinnenministerin Nancy Faeser (beide SPD).

Sorgen würden ihr die Wetterprognosen mit weiterem Regen machen, sagte Faeser. „Das erschwert die Lage. Was wir tun können, werden wir tun“, so die Ministerin. Besonders kritisch bleibt die Hochwasserlage vor allem in den Landkreisen Celle, Oldenburg, Emsland, Osterholz, dem Heidekreis sowie in Verden.

Aber: Es wird trocken und kalt

02.01.2024, Niedersachsen, Lathen: Blick auf das Hochwassergebiet, nachdem der Fluss Ems über die Ufer getreten ist steht das Wasser auf vielen flachen im Landkreis Emsland. Foto: Lars Penning/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Hochwasser in Niedersachsen an der Ems

Doch es gibt auch gute Nachrichten für die flutgeplagten Menschen und Regionen: Denn es sieht nach einer allmählichen, aber durchaus nachhaltigen Entspannung aus. Ab dem Wochenende wird es nicht nur deutlich kälter, sondern auch trockener. Die Niederschläge, die vor der trocken-kalten und sonnigen Phase kommen, gehen dann endlich als Schnee nieder und belasten damit die Flüsse und Böden nicht weiter. Außerdem sieht es so aus, als würde es für mehrere Tage trocken werden. Das würde Durchatmen bedeuten.

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(osc)