Millionen Tonnen Abfall verschwinden irgendwo im Ausland
Illegaler Müllhandel: EU verschärft Gesetze
Wir alle produzieren gewaltige Mengen an Müll. Es ist eins der zentralen Probleme, wenn wir nachhaltiger und umweltschonender leben wollen – und es hat viele Aspekte.
Im Video: Bernd Fuchs erläutert im Klima Update, welche Probleme durch internationalen Abfallhandel entstehen – und was die Europäische Union (EU) dagegen tut.
Dutzende Millionen Tonnen Müll pro Jahr in der EU
Jede Person in Deutschland entsorgte im Jahr 2020 im Durchschnitt 632 Kilogramm Müll, Abfall, Reste, nicht mehr Gebrauchtes. Das war mehr als in vielen anderen europäischen Ländern. Ein Teil davon dürfte exportiert worden sein.
Der Sender Euronews hat Zahlen veröffentlicht, die einen Überblick über die Größenordnung des internationalen Handels mit Müll aus europäischer Sicht geben können:
- Demnach wurden im Jahr 2023 große Mengen Müll innerhalb der EU gehandelt: 61,3 Millionen Tonnen.
- Zusätzlich wären 35,1 Millionen Tonnen Abfall in Nicht-EU-Länder exportiert worden. Das würde fast 80 Kg pro Person entsprechen.
- Der größte Teil davon (etwa 38 Prozent) wäre in die Türkei geschickt worden, außerdem nach Indien (17 Prozent) und nach Ägypten (5 Prozent).
- Bis zu einem Drittel aller Abfalltransporte würde als illegal gelten.
Wo ist das Problem?
Wir müssen davon ausgehen, dass ein Teil unseres Mülls im Ausland nicht im Einklang mit unseren Umweltstandards entsorgt wird. Teils stapelt sich der Abfall auf gigantischen Müllkippen, teilweise kann er auch im Meer oder Ozean landen. Theoretisch könnten wir ihn da auch direkt selbst reinkippen – nur wollen und dürfen wir das natürlich nicht. Und deshalb sollten wir auch niemanden dafür bezahlen, dass für uns irgendwo auf der Welt zu tun, wo vielleicht nicht so genau hingesehen wird. Außerdem verpassen wir möglicherweise die Chance, die Rohstoffe in dem Abfall wiederzuverwerten. Dafür gibt es interessante Verfahren, die auch in Deutschland entwickelt werden.
EU verschärft Gesetze zum internationalen Müllhandel
Seit dem 20. Mai 2024 gilt in der EU ein neues Gesetzespaket für den internationalen Handel mit Abfall. Die zugehörigen Regeln treten dabei schrittweise in den nächsten Jahren in Kraft und unterscheiden zwischen Arten von Müll und Exportländern. Ab November 2026 ist unter anderem der Export von Plastikmüll in Länder verboten, die nicht zur Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) gehören.
Ob die neuen Regeln helfen, den illegalen Müllhandel einzudämmen, wird auch davon abhängen, wie stark die Einhaltung kontrolliert und gegebenenfalls durchgesetzt wird. Die EU hat passend dazu am 20. Mai eine neue Richtlinie für den Umgang mit Umweltkriminalität erlassen. (cli, bfu)