Gigantische Aschewolke nach Vulkanausbruch

Die Zeit, als der Sommer ausfiel: Kälteeinbruch und Starkregen

von Claudia Träger

ARCHIV - This 1988 handout photo provided by the University of Rhode Island shows the crater left behind in Indonesia after a cataclysmic eruption from Mount Tambora on 10 April 1815. The eruption of Mount Tambora on the Indonesian island of Sumbawa in 1815, the largest volcanic eruption in human history, killed 117,000 people and extinguished the tiny kingdom of Tambora. EPA/URI EDITORIAL USE ONLY NO SALES NO ARCHIVES (zu dpa "Uni, Sparkassen und Frankenstein - Folgen einer Vulkan-Eruption" vom 07.04.2015) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Der Vulkan Tambora heute: 1816 hielt er den Sommer fern.

Dieser Sommer ist mies? Zu kalt, zu nass, zu wenig Sonne? Dann reisen wir mal zurück in die Jahre 1815 und 1816 und schauen uns ein Jahr wirklich ohne Sommer an. Nach dem Motto, es könnte immer noch alles schlimmer sein:

Schnee bis in die Täler mitten im Sommer

Im April 1815 brach auf der indonesischen Insel Sumbawa der auch heute noch aktive Vulkan Tambora aus. Die Eruption zählt zu einer der stärksten der Geschichte. Nach Schätzungen warf er damals zwischen 30 und 50 Kubikkilometer Magma aus. Staub und Asche wurden in die Stratosphäre geschleudert und legten sich wie ein Schleier um die Erde.

Jahresrückblick 2010 - Aschewolke stört Luftverkehr
Der Vulkan Eyjafjallajökull auf Island bläst bei einem Ausbruch eine riesige Aschewolke in die Atmosphäre (Archiovfoto vom 17.04.2010).

Die Folge: Weniger Sonnenstrahlung gelangte bis zur Erdoberfläche, die Luft erwärmte sich nicht mehr so wie bisher. Weltweit wurde es kühler, auch in Deutschland. Die Sommermonate Juni, Juli und August des Folgejahres 1816 waren in Deutschland im Mittel etwa 1 bis 2,7 Grad kälter als beispielsweise im Zeitraum 1971 bis 2000. In Teilen Frankreichs gab es sogar Abweichungen von über 3 Grad. Im Juli trat Frost auf, in der Schweiz schneite es mitunter bis in tiefe Lagen. Auch im Osten Kanadas und in Neuengland in den USA fiel mitten im Sommer Schnee.

Überschwemmungen zerstören Ernte

Gleichzeitig regnete es viel mehr als üblich. Denn die vielen, vielen Asche- und Staubpartikel in der Atmosphäre erhöhten die Niederschlagsbildung. In ganz Mitteleuropa reihten sich heftige Unwetter mit Starkregen und Hagel aneinander. Es kam zu katastrophalen Überschwemmungen und Missernten. Am stärksten betroffen waren die Gebiete am nördlichen Alpenrand: Baden, Württemberg, Bayern, Vorarlberg, Elsass und Deutschschweiz. Es brachen Hungersnöte aus.

Vulkanaktivität ist in Indonesien am höchsten

In Indonesien waren 55 Vulkane in den letzten 60 Jahren aktiv - kein anderes Land der Welt weist eine derart hohe Vulkanaktivität auf.
In Indonesien waren 55 Vulkane in den letzten 60 Jahren aktiv - kein anderes Land der Welt weist eine derart hohe Vulkanaktivität auf.

Kann ein einziger Vulkanausbruch tatsächlich solche Folgen haben? Forschende vermuten, dass andere größere Vulkanausbrüche ihren Teil dazu beitrugen, dass die Dekade von 1810 bis 1820 die weltweit kälteste der letzten 500 Jahre wurde. Außerdem war die Sonne zwischen 1790 und 1830 vermutlich nicht so aktiv.

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Und auch wenn gerade auf Kamtschatka ein Vulkan ausbrach, der Sommer 2025 ist sehr weit von einem solchen Kältesommer wie im Jahr 1816 entfernt. Und statt das erfrischende Wetter zu reklamieren, sollten wir uns besser darüber freuen, dass wir nicht unter Gluthitze und Dürre leiden müssen, wie in anderen Regionen Europas und der Welt.

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(mit DWD)