Historisch!

Temperatur-Wahnsinn: Hitzewelle in Skandinavien mit gravierenden Folgen

von Paul Heger

Sommer in Trondheim vs.  Steinschlaggefahr in den Bergen
So sommerlich nett die Hitzewelle sein kann, so gefährlich sind teils ihre Auswirkungen.

Einzelne Hitzetage sind auch in Skandinavien nicht ungewöhnlich. Die aktuelle Hitzewelle setzt aber neue Maßstäbe, vor allem in Norwegen. Aktuell geraten Rekorde ins Wanken. Doch all das hat Folgen für Mensch und Natur.

Nach kühlem Juni kam der Extrem-Sommer

Nachdem der erste Sommermonat in Skandinavien durchaus frisch und sehr wechselhaft bis nass ausgefallen ist, dachten einige „dort oben“ schon, dass in diesem Jahr bis auf einzelne Tage kein Sommerfeeling aufkommen würde. Mit höher werdenden Meerestemperaturen und dadurch steigender Luftfeuchte wird der Spätsommer gerade in Norwegen eher noch nasser. Aber in diesem Jahr ist alles anders.

Anfang Juni gab es schon häufiger 20 bis 25 Grad, seit dem 11. Juli meldet vor allem Norwegen einen Hitzetag mit 30 Grad und mehr in Spitzen nach dem anderen. Und da setzen wir gerade unsere mitteleuropäische Hitzedefinition an, denn hier oben gilt der Hitzestatus schon ab 27 Grad. Nun war aber bei 30 Grad nicht Schluss. Mittlerweile gab es schon nachts örtlich rund 25 Grad und tags in Spitzen gut 34 Grad.

Historische Hitzewelle bis in die skandinavische Arktis

Los ging es mit derartig hohen Werten in den Provinzen Rogaland und Vestland (Hauptstadt Bergen). Dann wanderte die Hitze über Møre og Romsdal und die Provinz Trøndelag (Hauptstadt Trondheim) weiter bis nach Nordland. Selbst nördlich des Polarkreises gab es 30 Grad.

Spitzenwerte im Juli bis einschließlich 16. Juli 2025
Spitzenwerte im Juli bis einschließlich 16. Juli 2025

Damit hat diese Hitzewelle weite Teile Norwegens erfasst und dauert schon ungewöhnlich lang. Ein Ende deutet sich auch erst Mitte nächster Woche an. Gleichzeitig sind die Spitzenwerte ständig in der Nähe des norwegischen Rekords von 35,6 Grad aus dem Juni 1970. Unterm Strich also durchaus historisch.

Wetterlage: Woher kommt diese extreme Hitzewelle in Norwegen?

Nicht nur die Hitzewelle ist extrem, sondern auch die Wetterlage zur Entstehung der Hitzeblase war besonders. Ein Tief über dem Atlantik schaufelte Wärme von Südwesteuropa nach Norden. Gleichzeitig lag ein Tief über Zentraleuropa und zog Luft vom Mittelmeer über Osteuropa nach Norden. Beides traf über Skandinavien aufeinander.

Darüber legte sich dann noch ein Hoch. Gefühlter Dauersonnenschein zu dieser Jahreszeit und die Erwärmung der Luft in einem Hoch packten also nochmal ein paar Grad oben drauf. Der Effekt des Klimawandels kommt natürlich auch dazu. Der ist in hohen Breiten noch stärker als bei uns. Der leichte südöstliche Wind führt gleichzeitig dazu, dass die Hitze ihren wortwörtlichen Hotspot mit Föhneffekten in Norwegen hat, nicht in Schweden. Denn hier kennt man sogar noch höhere Werte – klar, das Land reicht auch noch weiter nach Süden.

Diese Wetterlage führt zur Hitzewelle in Skandinavien
Diese Wetterlage führt zur Hitzewelle in Skandinavien

Dass dieses Hoch eine derartige Stabilität erreicht hat, liegt auch an einem schwächelnden und recht weit südlich verlaufenden Jetstream. Das Hoch konnte „dort oben“ aber in Ruhe „herumliegen“ und sich durch das Aufheizen stabilisieren. Da wiederholt Tiefs über Deutschland Wärme über den Osten nach Norden geschoben haben, hieß es: Noch eine Runde im Hitzemodus.

Vorsicht im Norwegen-Urlaub! Gefahr von Bränden und Bergstürzen

Dass all das nicht ohne Folgen bleibt, ist klar. Die Natur trocknet derzeit schnell ab, teilweise auch schon aus. Die Waldbrandgefahr ist vor allem in der Mitte Norwegens sehr hoch. Das ist gerade zum Höhepunkt der Urlaubszeit ein großes Brandrisiko.

Gleichzeitig müssen sich Touristen auf kurzfristige Straßensperrungen einstellen. Hitze plus Sonnenschein dehnen das dunkle Gestein des skandinavischen Gebirges aus, womit Risse oder Steinschläge entstehen können. Beim Wandern sollte man die Umgebung immer im Blick behalten.

In der Provinz Møre og Romsdal ist die Lage sogar so heftig, dass am Skarfjellet ein riesiger Bergsturz droht. Man merkt dieser Tage sehr deutlich, dass Skandinavien auch im inneren auftaut. Dem Permafrost in den Bergen, quasi dem Kleber der oft steilen, zerklüfteten Landschaft, setzt diese Hitze extrem zu.