Nicht schon wieder!

Norwegen: Riesiger Bergsturz droht in Ferienregion

von Paul Heger

Wanderin auf dem Weg zum Innerdalstårnet, hinten See Storvatnet und Berg Skarfjell, Innerdalen, Møre og Romsdal, Norwegen
Für viele ist es das Paradies. Norwegens Berge, wie auch der Skarfjellet im Bild, sind aber gefährlicher als viele denken.

Mitten im Urlaubsparadies von Norwegen droht ein gewaltiger Bergsturz. Der Berg Skarfjellet könnte ganz bald in das beliebte Wander- und Ausflugsgebiet Innerdalen zu stürzen. Die aktuelle, historische Hitzewelle in Norwegen dürfte ihre Finger mit im Spiel haben.

Skarfjellet: Bergmassiv bewegt sich wahnsinnig schnell

Skandinavien erlebt gerade einen Hochsommer, der seinesgleichen sucht. Massen von Touristen aus dem In- und Ausland strömen in die Berge, auch in der Provinz Møre og Romsdal. Hier droht nun aber ein Bergsturz, der laut Experten der größte der norwegischen Geschichte werden könnte.

Betroffen ist der 1.790 Meter hohe Berg Skarfjellet im Wandergebiet Innerdalen. Das Gebiet liegt grob zwischen Trondheim und Ålesund, etwa auf Höhe der Hafenstadt Molde. Zum Glück liegen unterhalb der Gefährdungszone keine größeren Siedlungen, aber sehr wohl Hütten und einige hochfrequentierte Wanderwege sowie Weideflächen.

Lage des Bergs Skarfjellet, Provinz Møre og Romsdal, Norwegen
Lage des Bergmassivs Skarfjellet

Schon im Frühjahr gab es 20 bis 25 Erdrutsche – nun deutlich mehr und häufiger. Gleichzeitig werden extreme Bewegungen im Berg registriert. Pro Stunde rutschte der Hang in den letzten Tagen 10 Millimeter ab, am Montag zeitweise sogar 15 Millimeter. Nochmal: Pro Stunde! Ob oder wann der Berg final instabil wird, ist derzeit nicht zu sagen. Die Region ist aber in höchster Alarmbereitschaft.

Gründe für Bergstürze und Hangrutsche

Dass Berge Gestein verlieren, ist der Lauf der Zeit. Durch Wind und Wetter setzt Erosion ein. Starkniederschläge können Hangrutsche beschleunigen. Im Fall des Skarfjellet soll das aber nach Experten bisher kein entscheidender Faktor sein. Ein Starkregenereignis am Dienstag soll keine Veränderungen in der Geschwindigkeit der Gesteinsmassen gezeigt haben.

Vielmehr rücken die Temperaturen in den Fokus. Wie in den Alpen, taut auch im skandinavischen Gebirge der Permafrost – also der dauerhafte Frost innerhalb der Berge. Fehlt dieser „Kleber“ im Inneren, droht er instabil zu werden. Auch die Bergsturz-Katastrophe von Blatten in der Schweiz im Mai war wohl durch solches Tauen begünstigt.

Gebiet der mögliches Gerölllawine bei einem Bergsturz des Skarfjellet
Gebiet der möglichen Gerölllawine bei einem Bergsturz des Skarfjellet

Aktuell: Historische Hitzewelle in Norwegen

In Norwegen kommt gerade einiges zusammen: Die Klimakrise schlägt in Nordeuropa ohnehin heftiger zu, da die Temperaturen stärker steigen als in vielen andere Regionen der Welt. Gleichzeitig erlebt das Land aktuell eine wohl historische Hitzewelle. Seit dem Wochenende werden Spitzentemperaturen von 30 Grad und mehr gemessen. Aktuell liegen die Höchsttemperaturen sogar häufiger bei über 30 Grad. Der nationale Rekord von 35,6 Grad aus dem Jahr 1970 könnte in den kommenden Tagen fallen.

Höchste Temperaturen in Norwegen bis Mittwoch, 16. Juli 2025, 16 Uhr:

  • 34,4 Grad - Lakfors, Provinz Nordland
  • 34,0 Grad - Meraker-Egge, Provinz Trøndelag
  • 33,6 Grad - Namsskogan, Provinz Trøndelag
  • 33,6 Grad - Gartland, Provinz Trøndelag
  • 33,6 Grad – Kotsoy, Provinz Trøndelag

Krasse Hitzewelle in Norwegen mit Spitzen um 34 Grad in den Wettermodellen für den 17. Juli 2025
Temperaturen wie am Mittelmeer und so falsch in diesen Regionen.

Norwegens Berge: Eine unterschätze Gefahr

Die Hitzewelle dauert womöglich noch gut eine Woche oder länger an. Selbst am Berg Juvvasshoe in knapp 1.900 Metern Höhe wurden bis zu 18 Grad gemessen. Bei diesen Werten taut nicht nur Permafrost. Das dunkle Gestein des skandinavischen Gebirges dehnt sich aus und Felsmassive können förmlich gesprengt werden. Von hier auf jetzt stürzen Geröllmassen in die Täler.

Das Wandern ist demnach überall in Norwegen gerade mit Vorsicht zu genießen. Hohe Temperaturen und Sonnenschein fast rund um die Uhr haben zudem die Brandgefahr nach oben getrieben.