Temperatur-Extreme

Europa schwitzt: Skandinavien drohen Hitzerekorde

von Karim Belbachir & Paul Heger

Hitzewelle in Bordeaux
Europa schwitzt an allen Ecken und Enden.

Während Deutschland und Polen unter Tief Gabriel fast schon bibbern, gerät Nordeuropa in eine extreme Hitzewelle. In Norwegen sind bis zu 35 Grad drin, selbst nördlich des Polarkreises kommt die Hitze an – und das bleibt nicht ohne Folgen.

Verrückte Temperaturen in Europa

Der Blick auf Europas Temperaturen lässt staunen: Zwischen Ostdeutschland, Polen und dem Südosten Schwedens herrschen ziemlich kühle Temperaturen – teils sind es die niedrigsten des Kontinents. Doch rundherum dominiert der Sommer, vielerorts sogar der Hochsommer: Südfrankreich, Italien, Balkan, Griechenland und Türkei melden verbreitet 35 Grad, in Teilen Anatoliens zeigt das Thermometer sogar Werte um 40 Grad.

Und dann ist da noch Skandinavien. Während einige hier der Sommerhitze entfliehen wollen, steigen die Temperaturen in den Tälern Norwegens teils auf 33 Grad, am Sonntag könnten im Westen sogar bis zu 35 Grad erreicht werden – ein Wert, der dem nationalen Rekord extrem nah kommt. Auch in Lappland sind fast 30 Grad drin.

Zwei Tiefs, eine Hitzeblase

Möglich wird das durch eine ungewöhnliche Wetterkonstellation: Tiefs über dem Nordatlantik pumpen heiße Luft vom Südwesten nach Norden, während Tief Gabriel über Mitteleuropa Mittelmeerluft über den Osten nach Norden zieht. Beide Ströme treffen sich über Skandinavien – und werden dort durch die Sonne von Hoch Dorle zusätzlich befeuert.

Vor allem in den tiefen Tälern und durch leichte Föhneffekte explodieren die Temperaturen. Laut dem norwegischen Wetterdienst hat sich die Zahl der Hitzewellen mit Temperaturen von mindestens 27 Grad in Norwegen seit den 1960er-Jahren drastisch erhöht: Während es in den wärmsten Regionen im Südosten und in Mittelnorwegen früher im Schnitt 1 bis 3 Hitzewellen gab, sind es es jetzt eher 2 bis 5, teils gut 6 Hitzewellen pro Jahr.

Anzahl der Hitzewellen in Norwegen
Die Grafik des norwegischen Instituts für Meteorologie verdeutlicht die Zunahme der Hitzewellen.

Erst hohe Waldbrand-, dann Unwettergefahr

Besonders brenzlig ist die Lage im Südosten Norwegens, wo es seit Wochen zu trocken ist. Dort herrscht seit längerem hohe bis sehr hohe Waldbrandgefahr. Auch in Teilen Schwedens ist die Lage angespannt. Dort sollte aktuell also besonders aufgepasst werden.

Ab Sonntag rutscht Tief Gabriel zum Glück von Süden genau in diese trockenen Regionen hinein. Damit setzen zum Teil kräftige Regenfälle ein. Von Estland über Süd-Finnland, Stockholm und Oslo bis nach Südnorwegen werden teils mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter erwartet. Damit könnte sich die Lage vorübergehend entspannen, wenn es nicht gleich örtlich wieder zu viel des Guten ist.