Klimakonferenz in Brasilien
COP30 in Belém – die Konferenz der Wahrheit im Herzen des Amazonas

Die 30. UN-Klimakonferenz findet erstmals mitten in einer vom Klimawandel bedrohten Region statt. Gastgeber Brasilien will mit Symbolkraft, neuen Fonds und klaren Botschaften überzeugen.
Ein neuer Weg für die Weltklimapolitik
Die COP30 in Belém gilt schon vor ihrem Beginn als außergewöhnlich. Zum ersten Mal tagt eine Klimakonferenz im Amazonasgebiet – einem der entscheidenden Schauplätze im Kampf gegen die Erderwärmung. Gastgeberpräsident Luiz Inácio Lula da Silva will zeigen, dass Waldschutz, Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit zusammengehören.
„Alle haben eine Rolle, alle tragen Verantwortung“, betont Tulio Andrade, Chef-Stratege der COP30. Für ihn ist klar: Diese Konferenz soll nicht bloß ein Treffen, sondern ein Prozess sein. Kritiker werfen den jährlichen Klimagipfeln oft vor, selbst Teil des Problems zu sein – durch Anreisen, Flüge und Symbolpolitik. Doch Belém soll anders werden: eine COP mit Substanz und regionalem Bezug.

Konferenz der Wahrheit im Amazonasgebiet
Die brasilianische Präsidentschaft setzt bewusst auf Authentizität. Nach Konferenzen in ölreichen Ländern wie den Vereinigten Arabischen Emiraten oder Aserbaidschan ist Belém das Gegenteil: Hier tobt die Klimakrise, und hier leben viele, die direkt von ihr betroffen sind.
Andrade nennt die COP30 „eine Konferenz der Wahrheit“. Es gehe darum, schneller zu handeln als die Kipppunkte, die den Planeten unumkehrbar verändern könnten. Besonders im Fokus steht der Schutz der indigenen Gemeinschaften, die seit Jahrhunderten im Regenwald leben und von seiner Zerstörung unmittelbar bedroht sind.
Wälder, Geld und klare Ziele
Ein zentraler Schwerpunkt der Konferenz ist der Waldschutz. Brasilien hat dafür die Initiative Tropical Forests Forever Facility (TFFF) gestartet – ein Fonds, der Investitionen in den Erhalt der Tropenwälder fördern soll. Länder, die ihre Wälder schützen, sollen künftig durch die Erträge des Fonds belohnt werden.
- Waldschutz: Illegale Abholzung soll gestoppt und zerstörte Flächen wieder aufgeforstet werden.
- Bodenqualität: Verbesserungsprogramme für degradierte Böden sollen die CO₂-Speicherung erhöhen.
- Klimafinanzierung: Strittiges Kernthema. Entwicklungsländer sollen ab 2035 jährlich 300 Milliarden Dollar für Klimaschutz erhalten – doch die Finanzierung bleibt unklar.
- Klimaziele: Nur rund ein Drittel der Staaten hat seine nationalen Ziele (NDCs) nachgeschärft. Die EU plant bis 2035 eine Emissionsreduktion um 66,25 bis 72,5 Prozent.
- Erneuerbare Energien: Global wächst der Ausbau rasant, doch der Bedarf bleibt enorm.
Gemeinsame Anstrengung – Mutirão
Trotz aller Schwierigkeiten bleibt der Wille zur Zusammenarbeit groß. Der Klimaforscher Niklas Höhne nennt es „bemerkenswert“, dass sich 196 Staaten überhaupt immer wieder auf gemeinsame Schritte einigen. „Viele Prozesse sind längst angestoßen – sie sind nicht mehr aufzuhalten“, sagt er.
Christiana Figueres, Mitarchitektin des Pariser Abkommens, betont: „Es sind nicht die Regierungen allein, die CO₂ ausstoßen – es sind Unternehmen, Kommunen und Bürger. Deshalb müssen alle Player Teil der Lösung sein.“ Das portugiesische Motto der Konferenz lautet „Mutirão“ – gemeinsame Anstrengung. Genau das, so hoffen die Gastgeber, soll Belém zu einem Wendepunkt machen.