Tage werden trotzdem kürzer

Warum es im Winter so früh dunkel wird – und warum das nicht überall gleich ist

von Amelie von Kruedener

Frühester Sonnenuntergang in Deutschland: Das steckt dahinter
Frühester Sonnenuntergang in Deutschland: Das steckt dahinter

Im Winter wirkt der Tag oft wie ein schlechter Witz: Kaum ist es hell, steht die Sonne schon wieder tief. Nachmittags fühlt sich alles nach Abend an, obwohl die Uhr etwas anderes behauptet. Trotzdem wird es in Deutschland nicht überall zur gleichen Zeit dunkel. Und überraschend ist auch, dass der früheste Sonnenuntergang gar nicht am kürzesten Tag des Jahres liegt. Klingt kompliziert, lässt sich aber ziemlich gut erklären – auch ohne Sternwarte.

Der wichtigste Unterschied: Norden und Süden

Deutschland liegt nicht auf einem einzigen Breitengrad. Der Norden ist der Sonne ein Stück weiter abgewandt als der Süden. Das macht im Winter einen echten Unterschied.

Im Norden sind die Tage kürzer. Die Sonne kommt später und verschwindet früher wieder. Dafür hält sich das Restlicht länger. Der Himmel wird nicht schlagartig schwarz, sondern bleibt lange grau-bläulich.

Im Süden dauert der Tag etwas länger. Die Sonne steht mittags höher. Aber: Wenn sie untergeht, wird es schneller richtig dunkel. Besonders in Gegenden mit Bergen verschwindet das Licht manchmal gefühlt auf einen Schlag.

Wintersonnenwende: Wann ist der kürzeste Tag des Jahres?

Viele glauben, der früheste Sonnenuntergang falle auf den 21. Dezember, also auf die Wintersonnenwende. Das stimmt nicht. In Deutschland liegt der früheste Sonnenuntergang meist zwischen dem 7. und 12. Dezember. Besonders früh wird es im Nordwesten, etwa an der Nordseeküste. Dort geht die Sonne schon kurz vor 15:55 Uhr unter.

Der 21. Dezember ist zwar der kürzeste Tag des Jahres, aber der Sonnenuntergang kommt dann bereits wieder ein paar Minuten später. Der Grund dafür ist die Zeitgleichung. Sie entsteht, weil die Erde sich nicht gleichmäßig um die Sonne bewegt und ihre Umlaufbahn leicht oval ist.

Mit einer Neigung von 23,5 Grad umkreist die Erde die Sonne. Diese Schräglage sorgt für die Jahreszeiten und dafür, dass die Tage im Winter immer kürzer werden. Zur Wintersonnenwende ist es in Deutschland teils kaum acht Stunden hell.

Hinter allem steckt die Neigung der Erdachse. Die übrigens, so vermutet die Wissenschaft, durch einen Asteroidenaufprall zustande kam. Dabei hat es auch unseren Mond aus der Erde gerissen.
Hinter allem steckt die Neigung der Erdachse. Die übrigens, so vermutet die Wissenschaft, durch einen Asteroidenaufprall zustande kam. Dabei hat es auch unseren Mond aus der Erde gerissen.

Nach Mitte Dezember ist die Talsohle erreicht. Die Sonne geht abends langsam wieder später unter, anfangs kaum merklich. Morgens dauert es noch etwas, bis sich etwas ändert. Insgesamt aber werden die Tage nun wieder länger – erst sehr langsam, Richtung Frühling dann immer schneller.

Der früheste und späteste Sonnenuntergang im Dezember

Der früheste Sonnenuntergang findet im Nordwesten Deutschlands statt.

  • Region: Nordseeküste, Schleswig-Holstein
  • Beispiel: Flensburg, Sylt
  • Zeit: etwa 15:53 bis 15:55 Uhr
  • Zeitraum: meist 7. bis 12. Dezember
  • Dort verschwindet die Sonne deutschlandweit am frühesten hinter dem Horizont.

Der späteste Sonnenuntergang liegt im Südwesten Deutschlands.

  • Region: Oberrheingraben, Südwesten
  • Beispiel: Freiburg im Breisgau
  • Zeit: etwa 16:35 bis 16:40 Uhr
  • Zeitraum: rund um den 21. Dezember
  • Hier bleibt es im Dezember am längsten hell.

Warum es nach dem Sonnenuntergang noch hell bleibt

Nach dem Untergang der Sonne ist es nicht sofort Nacht. Es folgt die Dämmerung, und die hat drei Stufen:

  • Bürgerliche Dämmerung
    Es ist noch so hell, dass Straßen, Häuser und Wege gut zu erkennen sind.
  • Nautische Dämmerung
    Der Horizont ist noch sichtbar, Details verschwimmen. Der Himmel wirkt oft tiefblau.
  • Astronomische Dämmerung
    Erst danach beginnt die echte Nacht. Sterne sind nun vollständig sichtbar.
    Im Winter läuft das alles schneller ab als im Sommer, aber nicht überall gleich. Im Norden zieht sich die Dämmerung länger, im Süden geht sie schneller vorbei.

Warum sich der Winter trotzdem überall dunkel anfühlt

Kurze Tage, tiefer Sonnenstand, graue Wolken – all das verstärkt den Eindruck von Dunkelheit. Objektiv gibt es Unterschiede zwischen Nord und Süd, subjektiv fühlt sich der Winter oft überall ähnlich an. Das Licht ist schwach, die Sonne flach, der Kontrast gering.

Mal ganz kurz zusammengefasst

Der Norden hat im Winter kürzere Tage, aber längere Dämmerung. Der Süden bekommt etwas mehr Tageslicht, dafür schneller Dunkelheit. Und der früheste Sonnenuntergang kommt früher als der kürzeste Tag. Das Licht folgt festen Regeln – auch wenn es sich manchmal anders anfühlt.

Quellen: Deutscher Wetterdienst, wetter.de, Planetarium Hamburg, timeanddate.com