Herbst und Spinnen

Sind Spinnen wirklich wetterfühlig?

von Karim Belbachir

Wenn die Tage kürzer werden, tauchen in vielen Wohnungen plötzlich mehr Spinnen auf. Aber hängt ihr Verhalten tatsächlich mit dem Wetter zusammen?

Warum Spinnen im Herbst ins Haus kommen

Mit sinkenden Temperaturen endet für viele Spinnenarten die Paarungszeit. Vor allem die Hauswinkelspinne macht sich dann verstärkt bemerkbar. Die Tiere suchen nicht gezielt die Nähe des Menschen, sondern werden von Wärme und trockenen Bedingungen ins Innere von Gebäuden gelockt. In Wohnungen finden sie ein stabiles Klima, das ihnen draußen im feuchten Herbst oft fehlt.

Wetterfühlig oder nur pragmatisch?

Spinnen reagieren nicht auf Wetter wie ein Mensch mit Kopfschmerzen vor einem Gewitter. Sie sind keine „Wetterfühligen“ im klassischen Sinn. Allerdings registrieren sie Veränderungen in Temperatur und Luftfeuchtigkeit sehr genau. Ein plötzlicher Kälteeinbruch oder Regen kann sie dazu bringen, Schutz in Gebäuden zu suchen. Es ist also weniger eine bewusste Flucht vor Schlechtwetter, sondern ein instinktives Verhalten, um bessere Lebensbedingungen zu finden.

Winkelspinne 27.03.2021, Ostramondra, Große Winkelspinne, Hauswinkelspinne (Eratigena atrica / Tegenaria atrica) in eine
Vor allem die Hauswinkelspinne sucht im Herbst ein neues Domizil.

Wetterpropheten mit fünf Tagen Vorlauf

Geo.de berichtet darüber hinaus, dass Spinnen fünf Tage im Voraus auf atmosphärische Erscheinungen reagieren können. Das hätten wissenschaftliche Untersuchungen durch Biologen ergeben (eine Quelle gibt Geo.de allerdings nicht an). Demnach bauen Spinnen ihre Netze nur neu, wenn sie denken/fühlen/spüren, dass diese vom Wetter unbehelligt bleiben - also Regen und Wind sie nicht gleich wieder zerstören würden. Anders herum gesehen zeigt die Kreuzspinne so auch gutes Wetter an: nämlich dann, wenn sie abends ein neues, großes Netz spinnt und morgens darin in der Mitte sitzend auf Beute wartet.

Spinnen sorgen bei den meisten Menschen für Angst und Schrecken. Aber wieso eigentlich?
Spinnen sorgen bei den meisten Menschen für Angst und Schrecken. Aber wieso eigentlich?

Der Mythos von der Spinneninvasion

Viele Menschen haben im Herbst das Gefühl, dass Spinnen plötzlich massenhaft in Häusern auftauchen. Tatsächlich sind sie das ganze Jahr über da – nur fallen sie im Spätsommer und Herbst stärker auf, wenn die Männchen aktiv auf Partnersuche gehen. In dieser Phase laufen sie häufiger über Böden und Wände, anstatt unauffällig in ihren Netzen zu verharren.

Auch wenn ihre Anwesenheit manche Menschen erschreckt: Spinnen sind harmlos und äußerst nützlich. Sie ernähren sich von Mücken, Fliegen und anderen Insekten, die sonst ungestört unsere Wohnungen bevölkern würden. Wer also eine Spinne entdeckt, hat oft weniger andere Plagegeister im Haus.

Tipps gegen Spinnen im Haus

  • Spalten abdichten: Winzige Ritzen an Türen und Fenstern sind die Hauptwege ins Haus. Eine einfache Abdichtung hilft schon viel.
  • Fliegengitter anbringen: Sie halten nicht nur Mücken fern, sondern auch Spinnen.
  • Lichtquellen draußen reduzieren: Lampen ziehen Insekten an – und damit auch Spinnen, die ihnen folgen.
  • Aufräumen und sauber halten: In ungestörten Ecken fühlen sich Spinnen besonders wohl. Regelmäßiges Staubsaugen nimmt ihnen die Verstecke.
  • Sanft umsiedeln: Wer eine Spinne entdeckt, kann sie mit Glas und Papier nach draußen bringen, anstatt sie zu töten.