Attacke am Ballermann

Was ist dran, an der Hai-Angst im Mittelmeer?

von Karim Belbachir

Ein blutiger Zwischenfall am Ballermann, rote Flaggen am Strand und plötzlich ist das Wort „Hai“ in aller Munde. Dabei war es wohl ein bissiger Drücker-Fisch, der eine Touristin auf Mallorca schwer verletzt hat . Trotzdem lohnt sich der Blick über den Beckenrand: Gibt es in Europa wirklich Hai-Gefahr? Und wo lauern die Raubfische tatsächlich?

Drücker-Fisch statt Hai

In der Playa de Palma auf Mallorca wurde eine Urlauberin beim Baden verletzt – schnell war von einem Hai die Rede. Laut örtlichen Medienberichten deuten die Spuren jedoch eher auf einen Drücker-Fisch hin – eine tropische Fisch-Art mit kräftigem Biss, aber ohne Hai-Gefahr. Diese tropischen Fische sind zwar klein, aber mit ihrem schnabelartigen Maul können sie ordentlich zulangen – vor allem, wenn man ihnen zu nah kommt. Die Wunde war tief - typisch für den aggressiven Einzelgänger, der gerne sein Revier verteidigt.

Haie im Mittelmeer – eher seltene Gäste

Zwar schwimmen im Mittelmeer rund 50 Haiarten – darunter auch der Große Weiße –, doch die meisten Menschen bekommen davon nie etwas mit. Angriffe sind extrem selten: In 150 Jahren wurden gerade einmal 36 Fälle gemeldet, etwa die Hälfte davon verliefen tödlich. Besonders rund um Israel, Zypern oder die Straße von Sizilien kann man gelegentlich mal einem Blauhai begegnen – aber nur aus der Ferne. Viel gefährlicher für Haie als für Menschen: die Fischerei.

Hai-Alarm vor Touri-Bucht! Welche Haie schwimmen im Mittelmeer?

Atlantikküste: Haie ja, aber harmlos

An den Küsten Spaniens oder Großbritanniens gibt es regelmäßig Sichtungen – etwa von Porbeagle-Haien oder riesigen planktonfressenden Riesenhaien. Letztere wirken zwar imposant, sind aber völlig ungefährlich. Auch in Marbella wurde erst kürzlich ein Exemplar gesichtet – zwölf Meter lang, aber ein sanfter Riese.

Wo Haie wirklich gefährlich werden

Wer Haie hautnah erleben will – und das mit echtem Risiko –, muss weiter reisen. In Australien gehören Hai-Warnschilder zum Alltag. Bullenhaie, Tigerhaie, Weißer Hai: An vielen Stränden sind sie keine Seltenheit. Auch in Südafrika, rund um das Kap und Gansbaai, ist die Begegnung mit Weißen Haien fast schon Touristenprogramm – inklusive Käfigtauchen.

In den USA, besonders in Florida und Kalifornien, kommt es regelmäßig zu Angriffen – auch durch Sandtiger- oder Bullenhaie. Und selbst das karibische Kuba, das lange als „haiarm” galt, meldet gelegentliche Sichtungen von Dominikanischen Haien.

Was Haie mögen – oder meiden

  • Wassertemperatur: 18 bis 24 Grad sind ideal für viele Arten.
  • Nahrung: Wo es viele Fische gibt, sind auch Haie nicht weit.
  • Struktur: Steilküsten, Strömungen und Tiefwasserzonen sind bevorzugte Reviere.
  • Ruhe: In stark befahrenen oder überfischten Gebieten ziehen sie sich zurück.

Mallorca bleibt sicher – und Europa generell auch. Die Angst vor Haien ist meist größer als das Risiko. Wer Abstand hält, keine toten Fische mit sich rumschleppt und Warnhinweise beachtet, muss sich um Hai-Begegnungen keine Sorgen machen.