Solarstrom vom Wasser
Wie schwimmende Solaranlagen Deutschlands Energiewende voranbringen

Solarmodule auf dem Wasser – das klingt nach Zukunft, ist in Deutschland aber schon Realität. Floating-PV bietet viele Vorteile, hat aber auch Schwächen:
Vielversprechende Lösung für die Energiewende
Während auf Feldern, Dächern und Industriehallen immer mehr Solaranlagen entstehen, rückt eine bislang wenig genutzte Fläche verstärkt in den Fokus: unsere Seen. Auf stillgelegten Baggerseen oder Stauseen schwimmen inzwischen Solarmodule – sogenannte Floating-PV-Anlagen. Sie gelten als vielversprechende Lösung, um die Energiewende voranzubringen, ohne wertvolle Flächen an Land zu verbrauchen. Wir haben uns die Vor- und Nachteile mal etwas genauer angeschaut.
Vorteile: Effizient, platzsparend und klug vernetzt
Floating-PV-Anlagen schwimmen auf Baggerseen, Stauseen oder stillgelegten Kiesgruben. Sie beanspruchen keine landwirtschaftlichen oder naturschutzrelevanten Flächen und verursachen bei künstlichen Gewässern nur geringe Eingriffe ins Ökosystem. Die kühlende Wirkung des Wassers sorgt zudem dafür, dass die Module besonders effizient arbeiten – teils bis zu zehn Prozent besser als auf dem Festland. Gleichzeitig reduziert die Beschattung die Verdunstung und stabilisiert so den Wasserhaushalt. Viele dieser Anlagen sind direkt an Industriebetriebe am Ufer angeschlossen, was lange Leitungen spart und regionale Netze entlastet. Überschüsse fließen ins öffentliche Stromnetz.
Nachteile: Teuer, technisch aufwendig und oft schwer genehmigt
Trotz ihrer Vorteile ist Floating-PV bislang teurer als klassische Freiflächenanlagen. Die Technik ist komplexer – schwimmende Trägersysteme, spezielle Verankerungen und aufwendigere Wartung verursachen höhere Kosten. Hinzu kommt: In Deutschland dürfen maximal 15 Prozent der Fläche eines Gewässers mit Solarmodulen belegt werden. Besonders in ökologisch sensiblen Gebieten werden Genehmigungen dadurch zum Kraftakt. Brut- und Rastplätze von Wasservögeln dürfen nicht gestört werden – viele Standorte scheiden deshalb von vornherein aus.
Wo Floating-PV in Deutschland schon Realität ist
Mehrere Projekte zeigen, dass Floating-PV auch hierzulande wirtschaftlich betrieben werden kann:
- Cottbuser Ostsee (Brandenburg): Mit 29 Megawatt installierter Leistung und einer Fläche von rund 16 Hektar ist dies die bislang größte Floating-PV-Anlage Deutschlands. Die Inbetriebnahme verzögert sich allerdings, da starke Winde im Dezember 2024 Teile der Anlage beschädigten.
- Philippsee (Baden-Württemberg): Bis zur Cottbuser Anlage war dies mit 15 Megawatt die größte Floating-PV in Deutschland. Sie versorgt ein Kieswerk mit Strom.
- Silbersee III (Haltern am See, NRW): Über 5.000 Module liefern Ökostrom für regionale Verbraucher.
- Baggersee in Leimersheim (Rheinland-Pfalz): Hier entsteht eine Anlage mit rund 4.000 Kilowatt Peak Leistung – direkt für einen Industriebetrieb.
Insgesamt sind rund 21 Megawatt Leistung bereits installiert, weitere 62 Megawatt befinden sich in Planung oder Bau. Laut dem Fraunhofer ISE liegt das technische Potenzial bei bis zu 45 Gigawatt – vor allem auf ehemaligen Baggerseen. Es ist also noch ein weiter Weg. Floating-PV kann ein wichtiger Baustein für die Energiewende sein: platzsparend, effizient und oft nahe am Verbrauchsort.