Uhr zurück, Stunde geschenkt

Zeitumstellung: So läuft es im Herbst

von Amelie von Kruedener

Winterzeit gibt es streng genommen nicht – die Normalzeit ist eigentlich die echte, gesetzliche Zeit.
Winterzeit gibt es streng genommen nicht – die Normalzeit ist eigentlich die echte, gesetzliche Zeit.

Die Nacht der tickenden Zeiger kommt – und mit ihr ein jährliches Ritual, das mehr Fragen als Antworten aufwirft: die Zeitumstellung im Herbst. Kaum ein Thema schafft es, so viele Diskussionen über Schlaf, Sinn und Unsinn, Gesundheit und Politik auszulösen. Zwischen kuriosen Fakten, praktischen Tipps und einer ordentlichen Portion Herbststimmung steckt mehr, als man denkt.

Wann dreht sich die Uhr zurück?

In der Nacht zum letzten Sonntag im Oktober springt der Zeiger zurück – von 3 Uhr auf 2 Uhr. Klingt unspektakulär, bedeutet aber: eine Stunde länger schlafen, länger feiern oder länger im Bett liegen. Offiziell ist damit die Sommerzeit vorbei und die Normalzeit zurück, die fälschlicherweise oft als „Winterzeit“ bezeichnet wird.

Warum das Ganze überhaupt?

Eingeführt wurde die Zeitumstellung in den 1970er-Jahren, um Energie zu sparen. Tageslicht sollte effizienter genutzt werden. Der Plan war clever gedacht, nur leider brachte er langfristig nicht den erhofften Spareffekt. Im Gegenteil: Studien zeigen, dass der Energieverbrauch kaum sinkt, während der Stresspegel bei vielen steigt.

Was macht das mit dem Körper?

Der menschliche Biorhythmus ist ein empfindliches Ding. Schon eine Stunde Unterschied kann für Schlafprobleme, Müdigkeit oder Konzentrationsschwierigkeiten sorgen. Manche Menschen fühlen sich regelrecht jetlag-mäßig aus der Bahn geworfen. Besonders Kinder und Schichtarbeiter spüren die Auswirkungen.

Abschaffen oder behalten?

Die EU hat bereits 2018 über eine Abschaffung diskutiert. In einer großen Online-Umfrage sprach sich eine Mehrheit dafür aus, doch passiert ist seitdem wenig. Ob die Zeitumstellung in Zukunft verschwindet, bleibt also weiter ein Polit-Thriller in mehreren Akten. Warten wir ab.

Praktische Eselsbrücken

„Im Frühjahr stellt man die Gartenmöbel VOR das Haus, im Herbst wieder ZURÜCK.“ Klingt simpel – und genau das ist es. Wer sich die Merkhilfe einmal verinnerlicht hat, weiß automatisch, ob die Uhr vor- oder zurückgestellt wird.

Was tun mit der geschenkten Stunde?

Ob ausschlafen, ein langes Frühstück, ein ausgedehnter Spaziergang durch buntes Herbstlaub oder Drachensteigen im Wind. Die Zeitumstellung mag umstritten sein, doch sie schenkt zumindest einen kleinen Moment von Luxus: eine Stunde, die niemand nehmen kann. Und die Frage bleibt: nutzt man sie für Schlaf, für Genuss oder für beides?

(avo)