Umweltbelastung im Meer
Ewigkeitschemikalien in Nord- und Ostsee alarmieren Forscher
Neue Laboranalysen von Greenpeace belegen PFAS-Rückstände in Fischen aus Nord- und Ostsee. Einige Proben überschreiten die EU-Grenzwerte deutlich – mit Folgen für Verbraucher.
Belastete Fische in Nord- und Ostsee
In einer aktuellen Greenpeace-Untersuchung wurden 17 Proben von Speisefischen, Krabben und Muscheln aus Nord- und Ostsee analysiert. Alle Proben enthielten sogenannte per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) – langlebige, synthetische Chemikalien, die in der Industrie etwa für wasserabweisende Beschichtungen oder Feuerlöschschäume eingesetzt werden und sich in der Umwelt kaum abbauen. Unter den nachgewiesenen Stoffen befanden sich gesundheitlich besonders bedenkliche Vertreter wie PFOS, PFOA und PFNA. Einzelne Werte lagen bis zu neunmal über den Empfehlungen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA).
Besonders betroffen sind Scholle, Steinbutt und Hering. Schon eine Portion von 150 Gramm kann die empfohlene wöchentliche Aufnahmemenge für Erwachsene überschreiten. Bei regelmäßigem Verzehr sind Überschreitungen von mehr als 300 Prozent möglich. Kinder überschreiten die Richtwerte schon bei kleineren Mengen. Auch Muscheln enthielten PFAS, allerdings in geringeren Konzentrationen. Greenpeace warnt dennoch vor einer schleichenden Anreicherung in der Nahrungskette.

Einschätzung von Behörden und Wissenschaft
Das Umweltbundesamt bezeichnet die Ausbreitung von Ewigkeitschemikalien, PFAS, als sehr besorgniserregend und sieht dringenden Handlungsbedarf bei Kontrolle und Regulierung. Fachleute fordern ein weitreichendes Verbot dieser Chemikalien sowie strengere Überwachung von Lebensmitteln und Herkunftsangaben. Nur so könne der Verbraucherschutz langfristig gewährleistet werden.
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Proben aus Häfen und Küstenorten
Die Greenpeace-Teams nahmen Proben in Küstenregionen und Häfen wie Niendorf, Heiligenhafen, Cuxhaven, Büsum, Bremerhaven und Hamburg. Auch Meeresschaum und andere marine Organismen enthielten PFAS-Rückstände. Das deutet auf eine großflächige Belastung hin, die durch Flüsse, Kläranlagen und Industrieabwässer ständig neu gespeist wird.
PFAS sind extrem langlebig, kaum wasserlöslich und verbreiten sich weit über die ursprünglichen Eintragsquellen hinaus. Die Substanzen reichern sich in Organismen an und gelangen so in die Nahrungskette – ein nahezu geschlossener Kreislauf.
Fische, Muscheln und Krabben aus Nord- und Ostsee sind aktuell messbar mit PFAS belastet. Besonders Kinder und Menschen mit hohem Fischkonsum gelten als Risikogruppe. Behörden und Umweltexperten fordern rasches Handeln – von strengeren Grenzwerten bis hin zu einem europaweiten Verbot dieser langlebigen Chemikalien.