Ständig milde Luft vom Meer

Tiefdruck-Autobahn vermasselt uns momentan den Winter

von Claudia Träger

Es ist viel zu mild und Schnee totale Mangelware. Wieso ist das so und wie kommen wir aus dieser Wetterlage raus? So viel schon mal vorab: Es ist nicht leicht, eine viel befahrene Autobahn zu überqueren.

Video: Der Strömungsfilm zeigt gut, wie sich die Tiefs die Klinke in die Hand geben und der Zufuhr an milder Luft nicht abreißt.

Stramme Westströmung hält Schnee und Frost fern

Manch eine und einer wird sich gerade fragen, wo der Winter hin ist. Es gab sie ja schon die Tage mit Schnee und Kälte. Aber jetzt: nur Regen, Wind und milde Suppe. Nur der Süden hat wenigstens öfter auch mal Sonnenschein.

Schuld ist die bissige West- bis Südwestströmung mit der ständigen Abfolge von Tiefs, die vom Atlantik kommend meist über die Britischen Inseln hinweg Richtung Skandinavien ziehen. Kurze Phasen der Wetterberuhigung mit Hochdruck ändern auch nichts an der Zufuhr milder und feuchter Luft.

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Die Situation am Donnerstag: Tief BENITO vor den Britischen Inseln bringt Sturm mit.

Grenze zwischen Hoch und Tief über Deutschland

Der Winter hängt in Skandinavien mit Frost und Schnee fest und das wird auch so bleiben. Genauso wie Hochdruck und warme Mittelmeerluft südlich von Deutschland verbleiben. Denn zwischen beiden Luftmassen hat sich eben mit einem hohen Luftdruckgefälle die stramme Strömung aus West ausgebildet. Wie bei einer viel befahrenen Straße ist ein Überqueren nicht drin.

Nur der Süden Deutschlands profitiert wenigstens ein bisschen vom Hochdruck über Südeuropa und bekommt statt Dauer-Regenwetter oft auch Sonnenschein ab. Aber hier wären erst recht Schnee und Kälte dringend angebracht.

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Freitag: Das nächste Tief wirbelt heran und hält den Winter auf Abstand.

Polarwirbel gerade wenig hilfreich für Schnee und Kälte

Die starke Strömung aus West müsste also mal schwächeln, damit Luftmassen aus dem Norden oder Osten nach Deutschland gelangen können. Voraussetzung dafür wäre aber ein Polarwirbel, der an Kraft verliert. Anzeichen dafür gibt es gerade keine.

Eine Westwetterlage ist übrigens nichts besonderes, sondern ganz typisch für Deutschland. Wenn sie besonders ausgeprägt ist, sind die Winter eben sehr mild. Im Sommer hat eine anhaltende Westwetterlage auch so ihre Vor- und Nachteile, denn dann ist es eher kühl und immer wieder nass.

Was ist der Polarwirbel?

Polarwirbel leicht erklärt: Wenn er schwächelt , kann es bis nach Mitteleuropa sehr kalte Witterungsabschnitte geben.
Das steckt hinter einem schwachen Polarwirbel: Eisige Luft kann weit nach Süden , warme Luft weit nach Norden kommen. Ein starker Polarwirbel sorgt dafür , dass die ganz kalte Luft ganz im Norden bleibt.

Im Prinzip ist der Polarwirbel ein mächtiges Kaltluftpolster. Er entsteht auf der Nordhalbkugel normalerweise im Spätherbst und in den Wintermonaten. Dann sind die Temperaturunterschiede zwischen der Polregion und den südlichen Breiten besonders groß. Ist der Wirbel stark ausgeprägt, dann ist die Witterung bei uns in Deutschland oft durch westliche bis südwestliche und dementsprechend milde Winde bestimmt. Ist er hingegen instabil oder gestört, so werden Wintervorstöße aus Norden und Osten bei uns wesentlich wahrscheinlicher.

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