Temperatursturz bringt Schnee

Extremwetterlage: Erst Hochwasser, dann heftiger Wintereinbruch

von Paul Heger

Die Lage spitzt sich zu: In Norwegen schüttet es ohne Ende und Überflutungen breiten sich aus. Der Sturm zieht gleichzeitig Arktisluft an. Der erste heftige Wintereinbruch wird auch bei uns abgeschwächt zu spüren sein.
Im Video: So rauscht die Arktisluft durch Europa

Starkregen und Überflutungen in Norwegen

Unser Hoch lenkt Tief Martina nördlich an uns vorbei nach Norwegen. Dort regnet es sich an den westlichen Bergen mit extremen Mengen ab.
Unser Hoch lenkt Tief Martina nördlich an uns vorbei nach Norwegen. Dort regnet es sich an den westlichen Bergen mit extremen Mengen ab.

Europa schaut dieser Tage auf die schreckliche Flutkatastrophe in Spanien. Während sich die Lage dort entspannt, hatte sich bereits das nächste Extremwetter angekündigt. Tief Martina – in Norwegen „Extremwetter Jakob“ genannt – zog im Laufe des Donnerstags auf und liegt Freitagmittag bereits über dem westlichen Russland. Diese hohe Zuggeschwindigkeit bringt Sturm- bis Orkanböen mit sich.

Kritisch sind aber erst einmal die heftigen Regenfälle im norwegischen Vestland. Bis Donnerstagmittag sind in Spitzen bereits über 100 Liter pro Quadratmeter in nur 12 Stunden gefallen. Gullfjellet meldete 106 Liter bis 12 Uhr. Flüsse führten mittags bereits Hochwasser, Straße und Wege mussten gesperrt werden. Nachmittags gab es die ersten Erdrutsche. In Bergen, der zweitgrößten Stadt Norwegens und der Hauptstadt von Vestland, musste die Armee mit 1.500 Sandsäcken aushelfen.

Das Wasser kommt von überall. Von oben kommen wohl nochmal bis zu 100 Liter Regen hinterher. Der Schwerpunkt verschiebt sich etwas weiter ins Bergland hinein, wo mit weiteren Überflutungen gerechnet wird. Auf der Rückseite pirscht sich aber schon der Winter an.

Massiver Wintereinbruch mit teils meterhohem Schnee

Schon am Freitag sind weite Teile Skandinaviens verschneit. Danach rutscht die "Schneekante" noch südlicher.
Schon am Freitag sind weite Teile Skandinaviens verschneit. Danach rutscht die "Schneekante" noch südlicher.

Wenn das Tief nach osten durchzieht dreht der Wind von Südwest auf Nordwest und saugt arktische Luft an. Im Norden Skandinaviens schneite es ohnehin schon seit Mitte der Woche und das teils kräftig. Nun rutscht die Grenze zum Schnee bis ins Bergland von Südnorwegen, nach Mittelschweden und Finnland. Selbst das Baltikum bekommt im weiteren Verlauf wohl hier und da die erste Schneedecke.

Das ist der erste massive Wintereinbruch in weiten teilen Skandinaviens. Am Ende werden es meist noch recht überschaubare Schneehöhen von 5 bis 20 Zentimeter sein. Der kräftige Wind sorgt aber für starkes Schneetreiben, Schneewehen und eisige gefühlte Temperaturen. Richtig viel Schnee kommt in den Bergen Norwegens runter. Hier sind auf einer Strecke von gut 1.500 Kilometer bis zu 100 cm Schnee drin, teils sogar noch etwas mehr.

Frostige Skandinavienluft streift Deutschland

Tief Anett - Schnee in den bayerischen Alpen Ein Mann räumt mit einer Schneefräse den Schnee unterhalb des Nebelhorns., Oberstdorf Bayern Deutschland *** Low Anett Snow in the Bavarian Alps A man clears the snow below the Nebelhorn with a snow blower , Oberstdorf Bavaria Germany
Schneemassen in Skandinavien. In diesem Winter auch wieder bei uns? (Beispielbild)

Wenn Skandinavien einwintert, sollten wir auch schonmal die warme Jacke parat haben. Von hier erreicht uns häufig der Winter. Diesmal ist es zumindest ein Streifschuss. Es kühlt zum Wochenende ab. Besonders in der Osthälfte gibt es ab Sonntag meist nur einstellige Höchstwerte und nachts häufiger Frost. Im Dauernebel gibt’s dann tatsächlich eher Höchstwerte um 5 Grad.

Ein richtiger Wintereinbruch ist es aber noch lange nicht. Wir schauen gespannt weiter, was in Skandinavien passiert. Hier könnte sich der Winter wieder in den Norden zurückziehen oder – nach einigen wenigen Berechnungen der Wettermodelle – tatsächlich festsetzen. Genau diese Wettermodelle sind es, die in der zweiten Novemberhälfte mit einem ersten Wintereinbruch in Deutschland spielen. Warten wir es ab.

(phe)