Der Wetter-Tag bei wetter.de
Lichtblick in der Katastrophe: Die Pegel steigen nicht noch höher, Regen lässt nach
Wie soll man in solchen Tagen der Katastrophe schönes Wetter verkünden? Dass es aufhört zu regnen, ist aber natürlich auch für die Flutgebiete gut. Allerdings setzt durch die steigenden Temperaturen in den Alpen Tauwetter ein und das Schmelzwasser wird die Entschärfung der Hochwasser-Situation wohl verzögern.
So geht es in Deutschland jetzt weiter: In den nächsten Stunden bleibt es meist trocken und es klart vor allem im Westen auf. Nur im Süden und Südosten fällt noch Regen. Die Temperaturen gehen auf 9 bis 16, im Alpenvorland auf 4 Grad zurück. Am Vormittag wird es oft freundlich und trocken, im Osten schon recht sonnig. Nur ganz im Süden sind weitere Schauer unterwegs. Am Nachmittag setzt sich die Sonne dann in der gesamten Nordhälfte durch. Auch im Süden klingen die Schauer allmählich ab, doch es bleibt noch recht wolkig. Die Temperaturen erreichen bei kräftigem Ostwind 18 bis 23, in Berlin bis 26 Grad. Nur in Alpennähe bleibt es bei Werten um 13 Grad noch kühl.
Und dann macht sich das schöne Altweibersommer-Wetter im ganzen Land breit.
Schnellanalyse zu Boris: Flut-Drama größtenteils wegen Klimawandel

Wäre es ohne Klimawandel ähnlich schlimm? Das fragen sich Menschen inzwischen bei jedem Extremwetter-Ereignis. Für die aktuelle Lage in Ländern wie Österreich haben Forscher schon eine Antwort: wahrscheinlich!
Die natürliche Klimavariabilität allein könne die Intensität des beobachteten Ereignisses nicht erklären, teilte das Forschungskonsortium Climameter mit. Der Sturm sei durch einen scharfen Kontrast zwischen polarer Luft und warmer, feuchter Luft aus dem ungewöhnlich heißen Mittelmeerraum verursacht worden.
„Wir führen die starken Niederschläge, die zu den Überschwemmungen in Mitteleuropa führten, größtenteils auf den vom Menschen verursachten Klimawandel zurück, während die natürliche Klimavariabilität wahrscheinlich eine untergeordnete Rolle spielte“, hieß es von Climameter, einem von der Europäischen Union und der französischen Forschungsorganisation CNRS finanziertem Forschungsprojekt.
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Banger Blick nach Tschechien
In Deutschland richten sich die Blicke auf Tschechien - und darauf, wie viel Wasser Elbe und Oder dort führen. Diese Wassermassen werden mit Zeitverzug Deutschland erreichen. Der tschechische Regierungschef Petr Fiala sprach in Bezug auf die Überschwemmungen im Osten des Landes von einem Jahrhunderthochwasser.
Auch die teilweise eingestürzte Carolabrücke hat Auswirkungen auf die Hochwasserlage: Durch Brückenteile im Wasser wird sich elbaufwärts wohl das Wasser aufstauen, was den Wasserspiegel auf einem Teilstück der Elbe etwa 30 bis 50 Zentimeter ansteigen lasse, so die Behörden.
Mehr Tote
Indes steigen die Opferzhlen. So fand die Polizei in Niederösterreich zwei tote Personen, die in ihren Häusern von den Wassermassen eingeschlossen wurden. In Tschechien gibt es neben sieben Vermissten nun auch einen Todesfall. Ein Mensch sei in dem kleinen Fluss Krasovka im östlichen Landesteil Mährisch-Schlesien ertrunken. Zu den Vermissten zählen drei Menschen, die mit einem Auto bei Jesenik im Altvatergebirge in einen reißenden Fluss gestürzt seien. Von dem Fahrzeug fehlt jede Spur.
Dramatische Bilder aus Österreich: Landwirtin konnte nicht mehr alle Tiere vor der Flut retten
Lichtblick: Es wird wieder schöner - Altweibersommer kommt zu uns
Es gibt einen Lichtblick am Wetter-Horizont. Auch in den Flutgebieten hat es bald ausgeregnet und die kommenden Tage werden schön und mild. Das wird dann wenigstens bei den Aufräumarbeiten helfen, dass kein neues Wasser nach kommt.
Generell werden wir in Deutschland tollen Altweibersommer erleben. Das hat mit der besonderen Wetterlage High over Low zu tun. Was das ist? Hier die ganze Geschichte lesen.
Weiter Regen, aber viele Pegel haben Höchstwerte überschritten

Momentan regnet es in Bayern, aber auch zwischen Salzburg und Wien. Doch es gibt Licht am Wetter-Horizont: Die Regenfälle lassen auch in Österreich bald nach. „Da sollte es Richtung Abend langsam abtrocknen. In Bayern wird es erst am Dienstag nachlassen“, so wetter.de-Meteorologe Carlo Pfaff, „da ist dann bald nichts mehr zu befürchten“.
Bis dahin könnten die Pegel laut Pfaff in Bayern aber nochmal ansteigen. „Vermutlich wird es aber nicht über die Höchstwerte der vergangenen Tage hinausgehen. Auch in Österreich werden wahrscheinlich die Höchststände nicht mehr getoppt. Wir wissen natürlich nicht, was mit eventuellen Dammbrüchen noch in die Flusssysteme gelangen kann“, schränkt der Experte ein.
„Eine Unsicherheit ist auch die einsetzende Schneeschmelze. Mit dem dann abfließendem Wasser werden die Pegel sicherlich nicht die Entspannung erfahren, die wir gerne sehen würden“, so Pfaff.
An der deutschen Elbe stehen die Scheitelpunkt erst bevor. „Das Wasser kommt jetzt so langsam in Dresden an“, sagt Pfaff mit Blick auf die Pegel. Aber auch da werden nicht die Pegelstände erreicht werden mit denen anfangs gerechnet wurde, weil der meiste Regen doch weiter im Osten Tschechiens niederging und die Elbe somit doch nicht das ganze Wasser aufnehmen musste.
Die Wissenschaft ist sicher: Klimawandel macht solche Wettereignisse so dramatisch
Das Hochwasser in Mitteleuropa ist nicht das erste in diesem Jahr. Das Jahr begann mit überfluteten Feldern in Niedersachsen, dann war im Juni Thüringen an der Reihe und schließlich standen Bayern und Baden-Württemberg unter Wasser. Nun der vorläufige Höhepunkt mit dem katastrophalen Hochwasser in Österreich, Tschechien und Polen. Alles in einem Jahr. Zufall?
Die Wissenschaft ist sich einig: Die Erderwärmung erhöht die Wahrscheinlichkeit für solche „Jahrhundert-Hochwasser“, sie kommen häufiger vor und sind oft auch schwerer als früher. „Hochwasserereignisse wie aktuell in Deutschland und unseren Nachbarländern sind klare Anzeichen des menschengemachten Klimawandels, die schon heute unser Leben beeinträchtigen. Aber wir sind dem nicht hilflos ausgeliefert. Mit konsequenten Maßnahmen zur Reduzierung unseres CO₂-Ausstoßes könnten wir heute eine Politik gestalten, die zukünftige Hochwasserschäden erheblich mindert und viele katastrophale Folgen verhindert. Denn das teuerste aller Szenarien ist das ohne Klimaschutz: Die Schäden durch ungebremsten Klimawandel würden bei weitem die nötigen Investitionen in ambitionierten Klimaschutz übersteigen“, sagte Klimaforscher Niklas Höhne.
Seine Kollegin Friederike Otto, Mitbegründerin von World Weather Attribution und Dozentin für Klimawissenschaften am Imperial College London pflichtet ihm bei: „Wir wissen, dass verheerende Regenfälle wie diese aufgrund der durch fossile Brennstoffe verursachten Erderwärmung stärker und wahrscheinlicher sind. Es ist klar, dass selbst hoch entwickelte Länder wie Deutschland nicht vor dem Klimawandel sicher sind. Solange die Welt Öl, Gas und Kohle verbrennt, werden starke Regenfälle und andere Wetterextreme zunehmen und das Leben auf unserem Planeten gefährlicher und teurer machen.“
Apokalyptische Bilder aus Polen

Nach den extremen Regenfällen sinken in einigen Regionen die Pegel der Flüsse. Der Pegel der Nysa Klodzka ist in Klodzko (Glatz) in der Grenzregion zu Tschechien ebenfalls deutlich gesunken und macht das Ausmaß der Schäden nun sichtbar.
Das Wasser schoss hier über 3 Meter hoch durch die Stadt. Autos wurden mitgerissen, Geschäfte verwüstet, Häuser zur Hälfte abgerissen. Selbst die Trinkwasserversorgung wurde sichtbar, es klaffen metertiefe Löcher in der Altstadt. Noch immer stehen einige Wohnblocks unter Wasser.
Weitere Evakuierungen in Tschechien - Hochwasser hat multiple Folgen

Das Hochwasser hat in Tschechien multiple Folgen: Der Bahnverkehr nach Ostrava und weiter in Richtung Polen ist komplett unterbrochen. Ein Kraftwerk musste abgeschaltet werden. In Bohumin fielen wegen der Überschwemmungen die Strom- und Mobilfunknetze aus. Die Trinkwasserversorgung brach vielerorts zusammen. Es ist ein Wahnsinn, welche Gewalt das Wasser hat.
Wegen akuter Überflutungsgefahr sind in Ostrava, der drittgrößten Stadt Tschechiens, die Evakuierungen ausgeweitet worden. „In mehreren Stadtteilen ist es offensichtlich zu Deichbrüchen gekommen“, sagte Umweltminister Petr Hladik nach einer Krisensitzung. Die Bewohner wurden auch mit Schlauchbooten in Sicherheit gebracht. Durch die Risse sollen Schätzungen zufolge rund 100 Kubikmeter Wasser pro Sekunde strömen. Es soll versucht werden, die Lücken mit Steinen aufzufüllen.
Ostrava mit rund 285.000 Einwohnern liegt am Zusammenfluss mehrerer Flüsse, darunter der Oder und der Opava. Die Bergbau- und Industriestadt befindet sich knapp 280 Kilometer östlich von Prag.
Wien vorerst sicher - neuer Regen setzt aber ein
Laut ORF ist Wien vorerst sicher. Die Auffangbecken für den Wienfluss haben wieder Kapazitäten. Aber: Am Montag werden regional erneut bis zu 80 Liter Regen pro Quadratmeter erwartet. Ein großes Problem seien inzwischen die Dämme. „Es besteht höchste Dammbruchgefahr“, hieß es bei den österreichischen Behörden. Das öffentliche Leben ruhe weitgehend. Mehr als 200 Straßen in Niederösterreich seien gesperrt, 1.800 Gebäude geräumt, viele Schüler und Kinder seien zu Hause geblieben, sagte Niederösterreichs Ministerpräsidentin Johanna Mikl-Leitner. Rund 3.500 Haushalte seien aktuell ohne Strom. Die Höhe der Schäden sei momentan nicht abzuschätzen.
In Niederösterreich waren in den vergangenen Tagen regional bis zu 370 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen - ein Mehrfaches der üblichen Monatsmenge
Gefahr von Dammbrüchen sehr hoch
In Österreich blicken die Menschen mit bangen Augen auf die Dämme: „Die Dämme sind aufgeweicht, wir haben in den letzten Stunden insgesamt zehn Dammbrüche gehabt, die mit mühsamer Arbeit geflickt werden müssen, das passiert in diesen Stunden. Die Gefahr von Dammbrüchen ist sehr hoch. Man darf sich nicht in falscher Sicherheit wiegen“, sagte der Leiter des Landeskrisenstabs in Niederösterreich, Pernkopf, im Interview mit dem ORF.
Passt auf, wo ihr wandert! Lawinengefahr steigt in Deutschland und Österreich
Es sind immer noch viele Touristen in den Alpen unterwegs – und die Verlockung ist groß, in den Schnee hineinzuwandern und tolle Fotos von dem frühen Weiß zu machen. Aber Vorsicht! Die Lawinengefahr in Österreich und auch in den deutschen Alpen ist hoch. Es wird nun warm, der Schnee schmilzt und wird schwer. Es können sich große Schneebretter lösen und wer davon getroffen wird, hat schlechte Karten. Also besser auf Nummer sicher gehen und den Schnee aus der Distanz betrachten. Ist auch viel schöner.
Pegel in Sachsen steigen

An der Elbe in Sachsen steigen die Pegelstände weiter an. Nach Daten des Landeshochwasserzentrums lag der Wert in Dresden am Morgen bei 5,54 Metern. Demnach wird noch im Tagesverlauf mit einem Überschreiten der Sechs-Meter-Markierung gerechnet. Ab diesem Wert gilt die zweithöchste Alarmstufe drei. Dabei sind Überschwemmungen auch von bebauten Gebieten möglich.
Am Pegel in Schöna an der Elbe nahe der tschechischen Grenze ist diese Stufe bereits erreicht, dort lag der Pegelstand bei 6,09 Metern. Auch an der Lausitzer Neiße bei Görlitz an der Grenze zu Polen gilt Alarmstufe drei. Das Wasser stand dort bei 5,56 Metern - und damit nur wenige Zentimeter von der höchsten Alarmstufe vier entfernt.
Angst um Wien: Stadt ist wie gelähmt

Das Bundesland um Wien ist vom Hochwasser so stark getroffen wie nie zuvor und komplett zum Katastrophengebiet erklärt worden. In der Hauptstadt sitzen Menschen in ihren Wohnungen fest, die meisten U-Bahnlinien in der Zweimillionen-Stadt fahren wenn überhaupt nur auf Teilstrecken, die Gäste einer Flusskreuzfahrt können nicht mehr von Bord. Und es regnet einfach weiter.
Der Wienfluss, in normalen Zeiten nur ein Rinnsal, wurde zu einem reißenden Strom. Es sind einfach gerade keine normalen Zeiten. In der Hauptstadt ist das Hochwasser so hoch wie es statistisch nur einmal alle 100 Jahre erwartet wird. Und heute werden steigende Pegel erwartet, denn das Wasser wird komplett über die Donau und ihre Zuflüsse nach Osten abtransportiert.
Tschechische Stadt komplett überflutet

Besonders dramatisch ist die Situation in der tschechischen Stadt Krnov: Die steht seit Sonntag fast komplett unter Wasser. Die Lage sei schlimmer als bei der Flutkatastrophe von 1997. In der Kleinstadt, die 23.000 Einwohner hat und rund 240 Kilometer östlich von Prag liegt, vereinen sich die Flüsse Opava und Opavice. Hubschrauber retten Menschen aus der Luft. Kritisch ist es auch in vielen anderen Orten im Osten des Landes, etwa in den Städten Opava und Ostrava.
Wetter: Im Südosten weiter Regen
Heute bleibt es im Süden und Südosten bedeckt mit langanhaltendem und teils kräftigem Regen bei Temperaturen zwischen 8 und 13 Grad. Auch im Osten und Teilen der Mitte startet der Tag regnerisch, wobei der Regen im Laufe des Tages abklingt. In den übrigen Regionen ist es wechselnd wolkig mit Auflockerungen und im Westen sind einzelne Schauer möglich. Die Temperaturen steigen auf 13 bis 21 Grad, wobei die höchsten Werte entlang der Oder zu erwarten sind. Der Wind weht schwach bis mäßig aus Nord.
Unsere Nachbarn kämpfen mit heftigen Überschwemmungen
Noch heftiger - Wettermodelle berechnen viel Regen
Wetter in Deutschland aktuell
Die Wetterlage: Anett ist immer noch aktiv

Das kräftige Tiefdruckgebiet Anett (international Boris) über Südosteuropa bringt bis Montag in Österreich und Tschechien sowie im Süden Polens sehr große Niederschlagsmengen mit erheblicher Hochwassergefahr. Auch der Südosten und Osten Deutschlands wird zeitweise von diesen Regengebieten erfasst und der Südosten verbleibt zudem in der recht kalten Luftmasse. Im Nordwesten sorgt dagegen ein Hochausläufer für stabilere Verhältnisse und zeitweise freundliches Wetter.
Video: Temperaturfilm für Deutschland die nächsten 14 Tage
(mit dpa)