Vulkanausbruch bei Tonga

Eruption gibt Rätsel auf

Der Ausbruch des Hunga-Tonga-Hunga-Ha'apai im Pazifik gibt Vulkanologen Rätsel auf. Derart folgenschwere Eruptionen eines Untersee-Vulkans sind selten – und noch seltener sind durch Feuerberge ausgelöste Tsunamis. Einige Auswirkung auf die Umgebung sind bereits jetzt zu sehen.
Im Video: Aufklärungsflugzeuge erkunden die Lage um den Vulkan

Pazifischer Feuerring geologisch aktivste Zone

FILE - This satellite image provided by Maxar Technologies shows an overview of Hunga Tonga Hunga Ha'apai volcano in Tonga on Dec. 24, 2021. Three of Tonga's smaller islands suffered serious damage from tsunami waves, officials and the Red Cross said Wednesday, Jan. 19, 2022, as a wider picture begins to emerge of the damage caused by the eruption of an undersea volcano near the Pacific archipelago nation. (Satellite image ©2022 Maxar Technologies via AP, File)
Der explosionsartige Ausbruch des Vulkans nahe der Insel Tonga hat selbst Experten überrascht.

Der Pazifische Feuerring mit seinen gefährlichen Vulkanen ist die geologisch aktivste Zone der Erde und entfaltet regelmäßig seine zerstörerische Kraft. Die Mega-Eruption des unterseeischen Hunga-Tonga-Hunga-Ha'apai in der Südsee am vergangenen Wochenende hat aber selbst Wissenschaftler überrascht. „Das war ein unglaubliches Ereignis, und sich in der Schusslinie des Ausbruchs zu befinden, wäre absolut furchterregend gewesen“, sagt Emily Lane, Expertin für Hydrodynamik am neuseeländischen Institut für Wasser- und Atmosphärenforschung. Auch aus wissenschaftlicher Sicht sei diese Naturkatastrophe „überwältigend“.

Eine Frage beschäftigt nun die gesamte Fachwelt: Was ist von dem einst 1.800 Meter hohen und 20 Kilometer breiten Feuerberg, der nur 65 Kilometer nördlich der Hauptstadt des polynesischen Königreichs Tonga mitten im Ozean liegt, noch übrig? Vor dem Ausbruch lag der Rand der Caldera – also des ringförmigen Kessels – nur knapp unter der Wasseroberfläche, ihr Zentrum befand sich laut Lane in gerade einmal 200 Metern Tiefe.

Aschewolken verhindern genauere Untersuchung

HANDOUT - 14.01.2022, Tonga, Hunga Ha'apai: Über dem Vulkan Hunga Ha'apai steigt in nordöstlicher Richtung eine große Asche-, Dampf- und Gaswolke bis in eine Höhe von 18-20 km über dem Meeresspiegel auf. Nach der gigantischen Eruption des Untersee-Vulkans Hunga-Tonga-Hunga-Ha'apai in der Südsee sind weite Teile des Inselreichs Tonga weiter von der Außenwelt abgeschnitten. Ob es Tote oder Verletzte gab ist ebenso unklar wie das Ausmaß der Schäden. Foto: Tonga Geological Services/ZUMA Press Wire Service/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++
Nach Ausbruch von Untersee-Vulkan Hunga-Tonga-Hunga-Ha'apai im Pazifik-Raum sind sich Wissenschaftler noch unsicher, was zu der gigantischen Eruption geführt haben könnte.

Aber wie sieht der Hunga-Tonga-Hunga-Ha'apai jetzt aus? „Wir werden erst wissen, was mit dem Vulkan passiert ist, wenn wir Leute dorthin schicken können, um ihn zu kartografieren“, erklärte Lane. „Im Grunde wissen wir mehr über die dunkle Seite des Mondes als über den Ozean.“ Tatsächlich gibt es unzählige Unterwasser-Vulkane auf der Erde, die meisten aber in großer Tiefe. Wenn sie ausbrechen, wird das meist kaum wahrgenommen.

Was genau zu der gigantischen Eruption im Pazifik geführt hat, könne ebenfalls erst dann geklärt werden, wenn Experten vor Ort seien, so Jonathan Hanson vom geologischen Institut GNS Science in Neuseeland. „Wegen der Aschewolken und der eingeschränkten Kommunikation mit Tonga können wir uns derzeit nicht sicher sein.“

Druckwelle sogar noch in Deutschland messbar

In this photo provided by the New Zealand Defense Force, a crew member from an Orion aircraft looks out the window as it flies over an area of Tonga that has heavy ash fall from a volcanic eruption in an area of Tonga, Monday, Jan. 17, 2022. Thick ash on an airport runway was delaying aid deliveries to the Pacific island nation of Tonga, where significant damage was being reported days after a huge undersea volcanic eruption and tsunami. (CPL Vanessa Parker/NZDF via AP)
Der Vulkan wird ständig vom neuseeländischen Militär beobachtet, allerdings verhindert der Rauch eine genauere Betrachtung.

Die Nähe des Hunga-Tonga-Hunga-Ha'apai zur Oberfläche war jedoch entscheidend. „Wenn hier Magma auf Wasser trifft, verdampft es, das Meerwasser wird erhitzt, und es entsteht Wasserdampf“, zitierte die Fuldaer Zeitung den Vulkanologen Thomas Walter vom Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ). Zu einer so starken Explosion könne es kommen, wenn neu gebildeter Wasserdampf eingeschlossen wurde. „Das Volumen dehnt sich bei dem Verdampfungsprozess aus, aus einem Liter Wasser entstehen beinahe 1000 Liter Wasserdampf.“

Die Folge: Am vergangenen Samstag schleuderte der Vulkan eine gigantische Wolke aus Asche, Dampf und Gas bis zu 20 Kilometer in die Höhe. Die Satellitenbilder sind spektakulär – wie ein Atompilz breitete sich das Gemisch ringförmig bis in die Stratosphäre aus. Die dadurch entstandenen Druckwellen konnten sogar in Deutschland gemessen werden. Der Knall war Tausende Kilometer weit bis nach Neuseeland und Fidschi zu hören. Ein anschließender Tsunami mit bis zu 15 Meter hohen Wellen verwüstete Teile von Tonga und erreichte auch weit entfernte Küsten etwa in Japan, Alaska und Südamerika.

Vulkanausbrüche lösen selten Tsunamis aus

ARCHIV - 24.09.2018, Indonesien, Anak Krakatau Island: HANDOUT - Der Vulkan Krakatau auf der Insel Anak Krakatau ist ausgebrochen. (zu dpa «Rekord-Raumfahrer Alexander Gerst kommt heim - Als Nächstes zum Mond?») Foto: Alexander Gerst/ESA/dpa - ACHTUNG: Verwendung nur für redaktionelle Zwecke im Zusammenhang mit der Berichterstattung über die ISS und nur mit vollständiger Quellen-Angabe. Kein Verkauf/No Sales. +++ dpa-Bildfunk +++
Der indonesische Vulkan Krakatau - hier eine Aufnahme von der aktuellen Caldera bei einem Ausbruch 2018 - forderte bei einem Ausbruch 1883 rund 36.000 Menschenleben.

Laut Lane handelte es sich um den ersten durch einen Vulkanausbruch ausgelösten Pazifik-weiten Tsunami seit der verheerenden Eruption des Krakatau in Indonesien im Jahr 1883. Bei einer der gewaltigsten Eruptionen der jüngeren Menschheitsgeschichte waren dort mehr als 36.000 Menschen gestorben. Die darauf folgende gigantische Flutwelle wurde bis nach Europa registriert. „Von Vulkanen provozierte Tsnamis sind lange nicht so häufig wie solche, die von Seebeben ausgelöst werden“, betonte Lane. „Nur etwa fünf Prozent der historischen Tsunamis wurden durch Vulkane verursacht.“

Zwei Kilometer lange Insel verschwunden

Während Vulkanforscher rund um den Globus Daten auswerten und versuchen, die Geheimnisse des Hunga-Tonga-Hunga-Ha'apai zu entschlüsseln, scheint eines bereits klar: Die Eruption hat zumindest Teile des Feuerbergs zerstört. So ist eine erst 2015 bei einem monatelangen Ausbruch des Vulkans entstandene, zwei Kilometer lange Insel plötzlich verschwunden, wie Satellitenaufnahmen belegen.

Wird der seit Dezember aktive Hunga-Tonga-Hunga-Ha'apai nun weiter brodeln oder gibt er zunächst Ruhe? „Das einzige, was wir sicher sagen können, ist, dass der Vulkan jetzt ausgebrochen ist. Also ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass sich darunter noch viel mehr Magma befindet“, sagte der Geochemiker Oliver Nebel von der renommierten Monash University in Melbourne zuletzt. Jedoch sei das keine Garantie: In der Vergangenheit habe es auch schon mehrere schwere Ausbrüche eines Vulkans in Folge gegeben.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle findest Du einen relevanten Inhalt der externen Plattform Twitter, der den Artikel ergänzt. Du kannst dir den Inhalt einfach mit einem Klick anzeigen lassen.

Unsere Wettertrends und Themenseiten

Sollten Sie Interesse an weiteren Wetter-, Klima- und Wissenschaftsthemen haben, sind Sie bei wetter.de bestens aufgehoben. Besonders ans Herz legenkönnen wir Ihnen auch den 7-Tage-Wettertrend mit der Wetterprognose für die kommende Woche. Dieser wird täglich aktualisiert. Falls Sie weiter in die Zukunft schauen möchten, ist der 42-Tage-Wettertrend eine Option. Dort schauen wir uns an, was auf uns in den kommenden Wochen zukommt. Vielleicht interessiert Sie eher wie sich das Klima in den vergangenen Monaten verhalten hat und wie die Prognose für das restliche Jahr aussieht. Dafür haben wir unseren Klimatrend für Deutschland.

Damit Sie auch unterwegs kein Wetter mehr verpassen, empfehlen wir unsere wetter.de-App für Apple- und Android-Geräte.

Wüstenstaat Deutschland - Die Doku im Online Stream auf RTL+

(dpa)