Wasserstände im kritischen Bereich
Schwere Sturmböen bringen extreme Ebbe und Sturmflutgefahr
Mit der Bildung der Wettergrenze steigt die Unwettergefahr bei uns stark an. An Nord- und Ostsee muss mit lang anhaltendem fiesem Ostwind gerechnet werden. Dadurch droht an der Ostsee eine Sturmflut, an der Nordsee Ebbe in größerem Stil.
Oben im Video ist die Bildung der Wettergrenze deutlich zu sehen
Freitag schwere Sturmböen über Tempo 100 km/h

In der zweiten Wochenhälfte wird es spannend bis brisant beim Wetter. Denn schon am Donnerstag positionieren sich die beiden Hauptakteure – ein dickes Hochdruckgebiet über Skandinavien und ein Tiefdruckgebiet über Westeuropa. Da sich das Hoch kaum von der Stelle bewegt, prallt das Tief förmlich ab und schiebt sich dagegen und die Luftdruckunterschiede werden auf engem Raum immer größer. Das bedeutet viel Wind, der sich genau über Deutschland austobt.
Das sorgt schon am Donnerstag im Norden für einen starken, an der Küste auch stürmischen Ostwind. Dazu sinken die Temperaturen im Nordosten auf 9 bis 14 Grad. Am Freitag steigert sich der Wind noch. Dann bläst ein starker Ostwind mit teils schweren Sturmböen an der Nordsee und auf den Bergen. Das sind dann Größenordnungen von um die 100 km/h, vielleicht auch um die 110 km/h. Im Norden und Osten wird es dann nur noch 7 bis 12 Grad warm.
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Sturm bleibt auch am Samstag ein Thema

Am Samstag verschärft sich die Luftmassengrenze mitten über Deutschland noch. Dabei bleibt es sehr windig, an der Küste auch stürmisch. Auf der Nord- und Ostsee kann es auch weiterhin zu orkanartigen Sturmböen kommen. Dazu wird es Richtung Nordosten noch kälter mit nur noch 2 bis 8 Grad.
Hier geht es zur maximalen Windstärke
Sturmflutgefahr an der Ostsee - Ebbe an der Nordsee - Fährverkehr gefährdet

Wetter.de-Meteorologin Laura Kranich zu den Auswirkungen des Sturms auf Nord- und Ostsee: „Zuerst wird von stürmischem Westwind über Skagerrak und Kattegat zumindest noch etwas Norseewasser in die Ostsee hineingedrückt, um dann mit dem einsetzenden Oststurm wieder in die andere Richtung befördert zu werden. Die Vorhersagemodelle von BSH (Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie) und DMI (Dänisches Meteorologisches Institut) sehen derzeit am Samstag Wasserstände bis zu etwa 1,80 m über Normal ganz im Westen der Kieler Bucht und immerhin 1,60 m in der Lübecker Bucht. Das wäre also eine schwere Ostseesturmflut und würde erhebliche Überschwemmungen in Lübeck an der Trave, möglicherweise auch in Eckernförde, rund um die Schlei und ganz sicher auch im Flensburger Hafen bedeuten. In Kiel würde es wohl noch keine direkten Überschwemmungen bringen, aber je nach den tatsächlich erreichten Wasserständen wäre es schon denkbar, dass erste Straßen überflutet werden und der Fährverkehr auf der Kieler Förde müsste wohl eingestellt werden.“
Außerdem sieht Kranich Folgen für die Nordsee: „An der Nordsee wird hingegen berechnet dass in Ost- und Nordfriesland sowie an der Elbe bis nach St. Pauli die normalen Niedrigwasserstände zum Zeitpunkt des Hochwassers nur um wenige Dezimeter überschritten werden und stattdessen zum Zeitpunkt des Niedrigwassers Niedrigwasserstände von etwa 1,5 bis 2 Meter unter den mittleren Niedrigwasserständen auftreten. An Land wird das natürlich keine besonderen Auswirkungen haben, aber sicherlich werden einige Fährverbindungen zu Inseln und Halligen und eventuell an der Elbe ausfallen müssen.“
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Video: Das bedeuten die Windstärken der Beaufort-Skala
Hintergrundwissen: Sturmflut-Einteilung an der Ostsee
Nach der Prognose vom BSH (Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie) könnten die Wasserstände am Donnerstag deutlich ansteigen und zum Freitag hin den kritischen Bereich erreichen. Sturmfluten an der deutschen Ostseeküste werden dabei in vier Klassen eingeteilt:
- Sturmflut: 1,00-1,25 Meter über mittlerem Wasserstand
- mittlere Sturmflut: 1,25-1,50 Meter über mittlerem Wasserstand
- schwere Sturmflut: 1,50-2,00 Meter über mittlerem Wasserstand
- sehr schwere Sturmflut: mehr als 2,00 Meter über mittlerem Wasserstand
Das Gegenteil einer Sturmflut wird an der Nordsee passieren. Mit dem ständig stark wehenden Ostwind wird das Wasser immer weiter von der Küste getrieben.
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(oha, apf)